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Es geht um Bagdad und Basra

6. April 2003

US-Truppen wollen Bagdad schnellstmöglich einkreisen, britische Soldaten sollen in Basra eingerückt sein. Im Norden des Landes gab es offenbar wieder einen Fall von "Friendly Fire".

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Britische Soldaten bei BasraBild: AP

Britische Panzerverbände sollen sich schwere Gefechte mit irakischen Einheiten in der südirakischen Millionenstadt Basra liefern. Das berichtet die britische Nachrichtenagentur Press Association am Sonntag (6.4.) unter Berufung auf Militärs im US-Zentralkommando in Katar. "Wir testen das Gelände und versuchen, ins Zentrum zu kommen", sagte Sprecher Al Lockwood am Sonntagmorgen dem britischen Sender BBC.

Britische Einheiten hatten die zweitgrößte Stadt des Iraks zwei Wochen lang belagert. In der Umgebung eines Fabrikkomplexes habe es "schwere Gefechte" mit Milizen gegeben. Augenzeugen hätten in der Nähe des Zentrums britische Panzer gesehen, sagte der Reporter des arabischen Fernsehsenders El Dschasira in Basra. Das Verteidigungsministerium in London wollte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zunächst nicht Stellung nehmen.

Ist Bagdad bald eingekreist?

US-Infanterietruppen und Marineinfanteristen rücken nach US-Angaben von verschiedenen Seiten auf Bagdad vor und wollen die irakische Hauptstadt noch am Sonntag vollständig abriegeln. Hauptmann Al Lockwood sagte dem US-Sender CNN im alliierten Hauptquartier in Katar, es gehe unter anderem darum, Straßenkontrollpunkte einzurichten. Die Truppen seien auf vereinzelten Widerstand irakischer Milizen gestoßen. Die Marines rückten zugleich vom Südosten auf den Tigris vor. Die 3. Brigade der 3. Infanteriedivision stoße vom Westen der Stadt aus nach Norden vor, sagte Major Rod Legowski auf dem Internationalen Flughafen der irakischen Hauptstadt "Wir glauben, sie wird heute noch komplett eingekreist", sagte der Kommandeur.

Wieder falsche Ziele im Visier gehabt?

Beim Verlassen Bagdads ist die Autokolonne des russischen Botschafters im Irak am Sonntag unter Beschuss geraten. Mehrere Menschen wurden verletzt. Unbekannte hätten am Rand der irakischen Hauptstadt mit Handfeuerwaffen auf die Gruppe geschossen, berichtete ein mitfahrender Journalist der Agentur Interfax. Präsident Wladimir Putin ordnete in Moskau an, seine Landsleute schnellstens aus dem Irak bringen zu lassen. An die USA sowie den Irak erging eine scharfe Protestnote aus Moskau.

US-Kampfflugzeuge haben im Norden des Iraks angeblich eine Fahrzeugkolonne versehentlich bombardiert, in der sich kurdische Kämpfer und Zivilisten sowie US-Spezialeinheiten befanden. BBC-Korrespondent John Simpson, der die Kolonne begleitete, wurde verletzt. "Dies ist ein Anblick der Hölle", sagte er BBC News 24 am Sonntag. Um ihn herum würden brennende Körper liegen. Es habe zwischen zehn und zwölf Tote gegeben. "Die Amerikaner haben hier wirklich ein sehr schreckliches Eigentor geschossen", sagte Simpson.

"Union Jack" gegen "Friendly Fire"

Die Angst vor "Friendly Fire" - also irrtümlichen Angriffen durch verbündete Streitkräfte - hat bei britischen Soldaten in Irak die Nachfrage nach ihren eigenen Landesflaggen erheblich angekurbelt. Ende März war bei einem Angriff eines US-Kampfflugzeugs auf einen britischen Konvoi in der Nähe von Basra ein Soldat getötet worden. Insgesamt wurden nach offiziellen Angaben bislang fünf Briten durch Beschuss aus den Reihen der Alliierten getötet.

Nach den jüngsten Zwischenfällen im Kriegsgebiet würden die Soldaten nun massenhaft den Union Jack über das Internet bestellen, um sich vor Angriffen der US-Verbündeten besser schützen zu können, meldete die Londoner Tageszeitung "The Times" am Samstag (5.4.). Die Fahne solle eine deutliche Identifizierung auf dem Schlachtfeld ermöglichen. Der größte britische Flaggenhersteller United Flag Traders im südwalisischen Swansea komme mit der Produktion kaum nach. Schon vor dem Krieg hätten viele britische Soldaten sich mit der Landesflagge ausgestattet, um sich durch klare Identifikation zu schützen, sagte der Chef des Fahnenherstellers, Charles Ashburner, der Zeitung. "Sie hatten anscheinend mehr Angst vor den Amerikanern als vor den Irakern." (arn)

Hinweis:

Angaben zu Truppenbewegungen, Opfern und Schäden basieren zumeist auf Informationen der Kriegsparteien und können in der Regel nicht unabhängig überprüft werden.