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Europaweite Proteste an GM-Standorten

Bernd Riegert, Brüssel19. Oktober 2004

Zehntausende Menschen haben am Dienstag (19.10.) gegen den Stellenabbau bei GM in Europa protestiert. Erste Werke mussten ihre Produktion wegen der anhaltenden Arbeitsniederlegung im Opel-Werk Bochum nun einstellen.

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Widerstand auch am Opel-Hauptsitz in RüsselsheimBild: AP

An Protestaktionen in den dreizehn europäischen Werken des amerikanischen Autokonzerns General Motors (GM) haben sich nach Angaben der europäischen Metall-Gewerkschaft in Brüssel rund 50.000 Arbeitnehmer beteiligt. Der Generalsekretär der europäischen Metaller, Reinhard Kuhlmann, sagte, es gebe in allen Fabriken der GM-Marken Opel, Vauxhall und Saab von Schweden bis Portugal Kundgebungen, aber nicht unbedingt Ausfälle bei der Produktion.

Fehlende Achsen

Im belgischen Antwerpen mussten die Fließbänder am Dienstagmittag (19.10.) allerdings angehalten werden, weil dort die zugelieferten Achsen aus dem Opel-Werk in Bochum fehlen, wo seit Donnerstag (14.10.) wild gestreikt wird. In Antwerpen laufen sonst täglich 1100 Fahrzeuge vom Band. In Rüsselsheim, dem Stammsitz der deutschen Adam Opel AG, standen die Räder ebenfalls still, weil Auspuffsysteme aus Bochum nicht geliefert wurden.

Sollten die Proteste in Deutschland unvermindert weiter gehen, so ein Sprecher von General Motors, dann könnte auch die Produktion im britischen Ellesmere Port und im polnischen Gliwice beeinträchtigt werden. Dort werden vorgefertigte Teile aus Bochum verarbeitet. Die polnischen Autoarbeiter haben sich unterdessen mit ihren streikenden Kollegen in Deutschland solidarisiert. "Wir unterstützen eure Familien", war auf Spruchbändern zu lesen, die an den Fenstern der Fabrik hingen.

Spanien, Ungarn, Österreich, Frankreich, Portugal

6000 Mitarbeiter der General-Motors-Tochter Saab versammelten sich im schwedischen Trollhättan zu einer zweistündigen Informationsveranstaltung. Es handele sich nicht um einen Streik, betonten Vertreter der Gewerkschaften. Ähnliche Versammlungen gab es auch im spanischen Saragossa, und in anderen General-Motors-Werken in Ungarn, Österreich, Frankreich und Portugal. Ein Sprecher der Firma sagte, die große Mehrheit der Belegschaft in Europa arbeite ganz normal weiter. Die Gewerkschaften verlangen Standortgarantien und Arbeitsplatzsicherheit für die Beschäftigten. General Motors hatte angekündigt, 12.000 Jobs in Europa streichen zu wollen, um rund 500 Millionen Euro einzusparen. Der amerikanische Konzern macht im Europa-Geschäft seit mehreren Jahren Verluste.

Keine politischen Motive

Die deutschen sozialdemokratischen Abgeordneten im Europaparlament in Brüssel wollen die Opel-Krise demnächst im Plenum diskutieren. Der SPD-Abgeordnete Udo Bullmann forderte die Geschäftsleitung von General Motors zu Bewegung bei den anstehenden Verhandlungen mit den Betriebsräten auf. Die Beschäftigten dürften nicht ausbaden, was das Management angerichtet habe, so Bullmann.

Bundesaußenminister Joschka Fischer wies während eines Besuches in London die These zurück, General Motors handele auch aus politischen Gründen. Da die Automobilwerke in Deutschland besonders von Kürzungen betroffen seien, könne es sich um eine Strafaktion für den Irak-Kriegsgegner Deutschland handeln, hatte die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Ursula Engelen-Kefer, gemutmaßt.