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Ex-Schüler tötet Lehrer aus Wut

18. Februar 2010

In einer Berufsschule in Ludwigshafen ist ein Lehrer von einem ehemaligen Schüler erstochen worden. Der Täter wurde gefasst und gab an, der Lehrer habe ihn seinerzeit zu schlecht benotet.

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Zwei Polizisten stehen vor der Berufsbildenden Schule in Ludwigshafen (Foto: AP)
Der Tatort: Die Berufsschule wurde von der Polizei weiträumig abgeriegeltBild: AP

Wieder löst eine Bluttat an einer Schule Entsetzen und Fassungslosigkeit aus. Ein 23-Jähriger drang am Donnerstag (18.02.2010) in seine frühere Berufsschule in Ludwigshafen ein und attackierte einen ehemaligen Lehrer mit einem Messer. Der 58-Jährige erlag seinen schweren Stichverletzungen. Als Motiv gab der Ex-Schüler gegenüber der Polizei an, er habe Wut auf den Lehrer gehabt, denn dieser habe ihm seinerzeit zu schlechte Noten gegeben.

Ermittlungen wegen Mordverdachts

Die Polizei hatte den Mann noch am Tatort festgenommen und verhört. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen Mordverdachts. Nach bisherigen Erkenntnissen war der Ex-Schüler gegen 10 Uhr vormittags in die Berufsschule eingedrungen. Bewaffnet mit einem so genannten Kampfmesser und einer Schreckschusspistole suchte er offenbar gezielt den Lehrer auf.

Polizisten mit Sturmhaube und Maschinenpistolen (Foto. dpa)
Spezialkräfte der Polizei suchten in dem Gebäude nach eventuellen weiteren AngreifernBild: picture alliance / dpa

Nach Angaben der Polizei kam es zu einem Kampf, wobei der Lehrer durch Messerstiche schwer verletzt wurde. Trotz erster Hilfeleistungen der Polizei, die ihn später fand, erlag er seinen Verletzungen. Ein Schüler berichtete später, bei der Flucht aus dem Gebäude habe er den Lehrer schwerverletzt im Treppenhaus liegen sehen.

Zunächst war ein Feueralarm ausgelöst worden

Der Täter begab sich anschließen in einen anderen Gebäudeteil der Schule, wo er ein so genanntes Bengalisches Feuer zündete, wie man sie häufig in Fußballstadien sieht. Die Flammen lösten Feueralarm aus, wodurch auch eine Polizeistreife herbeigerufen wurde. Bei ihrer Durchsuchung trafen die Beamten auf den Täter, der flüchten wollte und aus seiner Schreckschusspistole um sich schoss. Den Polizisten gelang es jedoch, ihn zu überwältigen und festzunehmen.

Bestatter vor Leichenwagen (Foto: dpa)
Der 58jährige Lehrer wurde durch einen Messerstich getötetBild: picture alliance / dpa

Wegen des Feueralarms hatten die meisten der rund 3 200 Berufsschüler das Gebäude schnell verlassen. Um sicherzustellen, dass sich kein weiterer Täter in den Räumen versteckt hielt, wurde die Schule von einem Großaufgebot der Polizei abgesperrt und durchsucht, darunter schwarz gekleidete Spezialeinsatzkräfte mit Maschinenpistolen.

Erinnerung an Amoklauf von Winnenden

Bundesbildungsministerin Annette Schavan zeigte sich erschüttert. "Ich bin sehr betroffen, dass wenige Tage vor dem Jahrestag von Winnenden wieder eine Bluttat an einer Schule geschehen ist", sagte die CDU-Politikerin, die sich am Donnerstag auf einer Auslandsreise befand. Ihr Mitgefühl gelte den Angehörigen des Opfers, dem Lehrerkollegium und den Schülerinnen und Schülern, die in Angst und Schrecken versetzt worden seien.

Bundespräsident Horst Köhler am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer (Foto: dpa)
Bundespräsident Köhler fordert eine "Kultur der Aufmerksmkeit"Bild: picture-alliance/ dpa

Für die schockierten Schüler und Lehrer wurde eine Anlaufstelle eingerichtet. Die Tat weckt Erinnerungen an den Amoklauf von Winnenden in Baden-Württemberg am 11. März 2009. Damals hatte der 17-jährige Tim K. in seiner Schule und auf seiner anschließenden Flucht 15 Menschen erschossen, ehe er selbst von der Polizei getötet wurde.

Bundespräsident Horst Köhler forderte eine verstärkte "Kultur der Aufmerksamkeit": "Das ist ein Langzeitthema, das uns beschäftigen wird", sagte Köhler bei einem Besuch in Trier angesprochen auf die Bluttat.

Autorin: Eleonore Uhlich (apn,dpa)
Redaktion: Hajo Felten