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Exportüberschuss: China überholt Deutschland

15. September 2015

Exportweltmeister ist Deutschland schon länger nicht mehr. Nun hat die Bundesrepublik auch nicht mehr den höchsten Exportüberschuss. Trotzdem wird es wohl weiter Kritik aus dem Ausland geben.

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Deutschland Wirtschaft im Norden leidet unter Russland-Krise
Bild: picture-alliance/dpa/C. Rehder

Deutschland hat nicht mehr den weltweit höchsten Exportüberschuss: Nach Berechnungen des Münchner Ifo-Instituts für die Nachrichtenagentur Reuters weist China in diesem Jahr ein größeres Plus in der sogenannten Leistungsbilanz aus. Die Volksrepublik kommt demnach auf einen Überschuss von 330 Milliarden Dollar, Deutschland umgerechnet auf 280 Milliarden Dollar.

"China als größter Energieverbraucher der Welt profitiert besonders stark von sinkenden Preisen für Rohöl und andere Rohstoffe", sagte Ifo-Experte Steffen Henzel am Dienstag. "Dadurch übertrafen die Ausfuhren die Einfuhren im Wert diesmal so deutlich."

Kritik für Exporte wird wohl anhalten

Zwar hat Deutschland nicht mehr weltweit den höchsten Exportüberschuss erreicht, aber trotzdem Spitzenwerte. "Deutschland wird 2015 seinen Leistungsbilanz-Überschuss weiter steigern - und zwar auf den Rekordwert von 250 Milliarden Euro", so Henzel. 2014 waren es nur 216 Milliarden Euro. Das wird gut für die Konjunktur sein, die in Deutschland stark vom Außenhandel getrieben ist. Die Kritik an der deutschen Exportstärke dürfte aber anhalten.

In die Leistungsbilanz fließen neben dem Warenaustausch auch alle anderen Transfers mit dem Ausland ein – von Dienstleistungen bis zur Entwicklungshilfe. Dabei erzielt Deutschland in diesem Jahr nach Ifo-Kalkulationen einen Überschuss von 8,4 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung. 2014 waren es lediglich 7,5 Prozent.

"Die EU hält maximal sechs Prozent für langfristig tragfähig", so Henzel. Die EU-Kommission rügt die Bundesregierung daher regelmäßig und empfiehlt ihr, mehr zu investieren und so die Nachfrage im Inland zu stärken. Das US-Finanzministerium prangert die deutschen Überschüsse sogar als Risiko für die weltweite Finanzstabilität an. Begründung: Andere Länder müssten die Importe aus Deutschland über Schulden finanzieren.

Schwache Euro hilft deutschen Exporten

Gestützt wird die Entwicklung der Ausfuhren vom schwachen Euro. Er macht deutsche Waren in anderen Währungsräumen billiger. Auch deshalb stiegen etwa die Ausfuhren in die USA im ersten Halbjahr um fast ein Viertel, wodurch die Vereinigten Staaten erstmals Frankreich als wichtigsten deutschen Handelspartner ablösten.

iw/ul (rtr)