Fotos von Größenwahn und Verfall | Veranstaltungen | DW | 25.05.2009
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Veranstaltungen

Fotos von Größenwahn und Verfall

In Kooperation mit Reporter ohne Grenzen zeigt das Deutsche Welle Global Media Forum in Bonn vom 3. bis 5. Juni die Fotoausstellung „Nahtstellen“. Bilder, die eindrucksvoll von Krieg, Größenwahn und Verfall erzählen.

Dieses Foto der polnischen Fotografin Justyna Mielnikiewicz entstand im August 2006 in Abchasien.

Dieses Foto der polnischen Fotografin Justyna Mielnikiewicz entstand im August 2006 in Abchasien.

Zwei alte Frauen überqueren eine leere Straße. Die eine richtet schützend einen aufgespannten Regenschirm nach vorne. Ist es der Wind, der durch den düsteren ruinenhaften Palast – einen Betonkoloss, der von besseren Zeiten erzählt – bläst, vor dem sie Schutz suchen? Oder ist es nur Schatten von den Sonnenstrahlen aus dem großzügig blauen Himmel, den sie wollen? Das Foto der polnischen Fotografin Justyna Mielnikiewicz entstand im August 2006 in Abchasien, in der Stadt Otschamtschira. Dort sind selbst zwölf Jahre nach dem Waffenstillstand zwischen Abchasien und Georgien die Verwüstungen unübersehbar und machen die Region zu einem Mahnmal für die zerstörerische Kraft des Krieges. Vor dem Bürgerkrieg war die abchasische Schwarzmeerküste noch ein beliebtes Urlaubsziel für Sowjeteliten. Um seine wirtschaftliche Unabhängigkeit wiederherzustellen, möchte Abchasien nun wieder Urlaubsregion werden und lockt russische Touristen mit Tiefpreisen ins subtropische Klima. Es entstanden kontrastreiche wie bizarre Bilder von Urlaubern zwischen Trümmern und UN-Beobachtern.

Metaphern für Umgang mit kommunistischen Erbe

Ausstellung Nahtstellen

Das Sowjet-Rot wurde schlicht mit Türkisblau übertüncht: die „Blaue Periode“ von Jelena und Viktor Vorobjev

Die Bilder sind Teil der Fotoausstellung „Nahtstellen“, die von Reporter ohne Grenzen zusammengestellt wurde. Sie ist ein subtiles Dokument, geschaffen von zehn Fotografen, die das Leben der Menschen in den ehemaligen Sowjetrepubliken und heutigen GUS-Staaten beleuchten. Gerade weil Transparenz und Pressefreiheit in den meisten dieser Länder keine ernsthafte Rolle spielen, erhalten die Bilder besondere Brisanz. Sie sind Metaphern für den Umgang mit dem postkommunistischen Erbe – für die Probleme, aber auch dafür, wie sich die Menschen damit arrangieren. Wie zum Beispiel in Kasachstan, wo das Fotografen-Paar Jelena und Viktor Vorobjev einen pragmatischen Umgang mit der Ästhetik des Kommunismus zeigt: Das Sowjet-Rot wurde schlicht mit dem Türkisblau aus der kasachischen Flagge übertüncht.

Erinnern viele Bilder mittels einer Ästhetik der Abnutzung und des Verfalls an bessere Zeiten, gibt es auch jene visuellen Momente, die von Auf bruch und Hoffnung zeugen. Der englische Fotograf Simon Roberts durchreiste Russland zwischen August 2004 und Juli 2005 – eine abenteuerliche Reise, die ihn vom äußersten Osten Russlands bis zum nördlichen Kaukasus brachte. Seine Aufnahmen spiegeln den Stolz auf das „Mutterland“ wider: eine selbstbewusst lächelnde Verkäuferin hinter einer üppig gefüllten Fleischtheke, ein Mann auf einer Parkbank vor neuen Hochhaus-Luxusappartments. Oft bedienen die Szenerien der Fotos unsere Klischees von der postkommunistischen Gesellschaft. Das aber ermöglicht erst, dass die Menschen in den Vordergrund treten, welche sich nicht nur natürlich und pragmatisch, sondern auch stolz und zuversichtlich der Situation bemächtigen. Und genau das ist es, was die Spannung erzeugt.

Nachdem die Fotoausstellung im März im Bonner Stadthaus zu sehen war, bildet der Auftritt beim Deutsche Welle Global Media Forum den Abschluss des Aufenthalts in Bonn.

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