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Die Geschichte vom Roten Bären

Dragoslav Dedovic

Deutschlands ältester Gasthof liegt in Freiburg: das Hotel und Restaurant "Zum Roten Bären". Seit mehr als 700 Jahren besteht es. Das Haus mitten in der Altstadt hat eine bewegte Geschichte und deshalb viel zu erzählen.

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Ein goldener Bär mit dem Hinweis "Ältester Gasthof Deutschlands" ist am Donnerstag (13.01.2011) in Freiburg als Wirtshausschild an der Fassade des Gasthauses "Zum Roten Bären" angebracht. Links im Hintergrund das Fachwerk des Schwabentors. Das Gasthaus "Zum Roten Bären" in Freiburg feiert in diesem Jahr sein 700-jähriges Bestehen. Nach Angaben der Betreiber ist die Gaststätte der älteste urkundlich nachgewiesene Gasthof in Deutschland. Ein Dokument im Stadtarchiv belegt, dass das Gasthaus schon seit 1311 existiert. Foto: Rolf Haid dpa/lsw (zu lsw 7020 vom 13.01.2011) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Gasthaus Zum Roten Bären feiert 700-jähriges BestehenBild: picture-alliance/dpa

Seit 51 Generationen schon eilen die Wirte über den Holzboden zu ihren hungrigen und durstigen Gästen. An den Wänden der guten Stube hängen zwischen Geweihen alte Stadtkarten, Fotos und Urkunden. Belege für die Behauptung auf dem Schild vor der Tür: "Zum Roten Bären - ältester Gasthof Deutschlands". Und die harten Fakten? Als erster Besitzer wird 1311 ein Johan der Bienger erwähnt. Und sein Enkel Hanman Bienger ist 1387 Zeuge in einem Streit der 'wirt ze dem Roten Bern'. Seitdem werden in dem Haus ununterbrochen Gäste bewirtet – seit mehr als 700 Jahren.

Natürlich ist über die Jahrhunderte einiges passiert, selbst im beschaulichen Freiburg. Das Gasthaus sieht nicht mehr ganz aus, wie es ursprünglich mal war. Als die französischen Truppen 1744 Freiburg verließen, sprengten sie vorher die Befestigungen am nahen Schlossberg. Dabei wurde das romanisch-gotische Arkadenhaus "Zum Roten Bären" schwer beschädigt. Danach ist das Gebäude mit seinem uralten Kern im Stil des Barock gründlich erneuert worden.

Ein Mann steht vor dem Gasthaus (Foto: dpa)
Seit mehr als 700 Jahren: Gasthaus "Zum Roten Bären"Bild: picture-alliance/dpa

Wie im Mittelalter

Das Gasthaus befindet sich auf dem "Oberlinden", einem idyllischen Platz in der Freiburger Altstadt. Zu erreichen, wie im Mittelalter, über Salzgasse und Herrenstraße. Damals waren die reichen Herren, die herumreisten, hauptsächlich Salzhändler. Der Keller des Roten Bären ist eine Art Zeitmaschine. Wer drei Stockwerke unter dem heutigen Gastraum steht, befindet sich auf der damaligen Straßenebene. Direkt nebenan gab es zahlreiche Schmieden und Stallungen für 200 Pferde.

Die Bärenwirte waren oft Gerichts- und Ratsherren der Stadt oder auch Zunftmeister. In der alemannischen Stube des Hauses versammelten sich die Schuhmacher, denn das Gebäude diente lange Zeit auch als Zunfthaus der Schuster. Seinen Namen hat der Gasthof wahrscheinlich wegen des roten Ochsenbluts erhalten: die reichen Wirte, die früher zusätzlich schlachten konnten, haben das Haus mit Ochsenblut angestrichen. Der deutsche Ausdruck "stinkreich" kommt vermutlich daher, dass diese frisch gestrichenen Häuser einige Tage nach Ochsenblut stanken. Die Bezeichnung Bär war dann eine Art Hausnummer, denn es gab mehrere rote Häuser und die mussten identifiziert werden.

Zum Roten Bären, Oberlinden, Freiburg (Foto: Zum Roten Bären)
Oberlinden mit Schwabentor und BärenBild: Zum Roten Bären

Heute hat das Gasthaus "Zum Roten Bären" natürlich eine richtige Adresse: Oberlinden 12. Doch unverändert seit 700 Jahren ist die badische Gastfreundschaft. In der Gaststube kann man mit einem Glas badischen Wein in der Hand die längst vergangene Zeit herbeiträumen - eine Zeit, in der es in Freiburg nach Ochsenblut roch und in der die rote Fassadenfarbe signalisierte: Hier kannst du essen, übernachten und die mitgebrachte Ware sicher unterbringen.

Stadtansicht von Freiburg mit dem Münster (Foto: dpa)
Hübsch am Fuße des Schwarzwaldes: FreiburgBild: dpa