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Geiseldrama wird zum Blutbad

17. Januar 2013

Eine algerische Militäraktion zur Befreiung von Geiseln hat zu einem Blutbad geführt. 35 Geiseln sollen bei einem Luftangriff auf ein BP-Gasfeld im Osten des Landes getötet worden sein. Auch mehrere Kidnapper starben.

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Die Gasförderanlage "In Amenas" im Osten Algeriens (Foto: dpa)
Bild: picture alliance / dpa

Offenbar stürmten algerische Militärhubschrauber die Gasförderanlage "In Amenas" im Osten des Landes. Das berichtete die mauretanische Nachrichtenagentur NIA unter Berufung auf einen Sprecher der Extremisten. Auch 16 Kidnapper, darunter der Anführer, zählen demnach zu den Getöteten. 26 der Verschleppten wurden nach Angaben des französischen Rundfunksenders France Info befreit.

Sieben westliche Mitarbeiter der Gasförderanlage befinden sich allerdings noch in der Gewalt der Islamisten. Drei Belgier, zwei US-Bürger, ein Japaner und ein Brite hätten den Angriff der algerischen Armee mit Kampfhubschraubern überlebt, sagte ein Sprecher der Geiselnehmer der mauretanischen Internetnachrichtenagentur ANI. Sie seien jedoch verletzt.

Blutbad in der Wüste

Doch mehr Geiseln festgehalten als behauptet?

Islamisten hatten am Mittwoch Dutzende Arbeiter auf dem Erdgasfeld in ihre Gewalt gebracht. Sie hatten ursprünglich von 41 Geiseln unterschiedlicher Nationalität gesprochen - darunter US-Bürger, Franzosen, Briten, Iren, Japaner, Norweger und ein Österreicher. Genaue Informationen liegen nicht vor.

Die Terroristen hatten die Förderanlage gestürmt, weil Algerien die französische Militäraktion in Mali unterstützt, so ihre Erklärung. Das Land hatte den französischen Kampfflugzeugen Überflugrechte eingeräumt. Die Geiselnehmer verlangen ein Ende des französischen Militäreingriffs in Mali sowie freien Abzug mit ihren restlichen Gefangenen. Sie drohten damit, alle, die noch in ihrer Gewalt sind, zu töten, wenn die algerische Armee die Anlage stürmen sollte.

In Somalia reagierten Islamisten auf die Militäraktion in Mali mit der Erklärung, sie hätten einen 2009 entführten französischen Geheimagenten enthauptet. Französische Spezialtruppen wollten Denis Allex am Wochenende bei einer Befreiungsaktion retten. Das war jedoch nicht geglückt. Der Agent wurde offenbar getötet. Die Al-Schabaab-Miliz, die mit der radikal-islamischen Al-Kaida verbündet ist, bezeichnete die Tötung des Franzosen als Vergeltung dafür, dass Muslime in Frankreich zunehmend verfolgt würden sowie für französische Militäraktionen in aller Welt einschließlich in Mali.

Frankreich verteidigt Einsatz

Frankreichs Botschafter in Mali, Christian Rouyer, sieht in der Geiselnahme in Algerien eine Rechtfertigung für die Militärintervention seines Landes. "Wir haben hier den unmittelbaren Beweis, dass das Problem weit über den Norden Malis hinausgeht", sagte er im Rundfunk. Die Dimension des Problems sei national und international. Von seinen westlichen Bündnispartnern erhielt Frankreich Rückendeckung.

Unterstützung aus Deutschland

Unterstützung für das französische Vorgehen kam auch aus der Bundesrepublik. Unions-Fraktionsvize Andreas Schockenhoff erklärte in einem Zeitungsinterview: "Das Geiseldrama an der algerisch-libyschen Grenze zeigt, dass eine Sicherheitsbedrohung für den gesamten Sahel-Raum besteht. Es ist deshalb dringlich, im Norden Malis ein Rückzugsgebiet für islamistisch-terroristische Kräfte zu verhindern". Das Vakuum an Sicherheit dort bedrohe nicht nur die Nachbarländer, sondern auch die Sicherheit Deutschlands, sagte er.

Sicherheitsexperte: Geiselnahme in Algerien kein Zufall # 17.01.2013 # Journal deutsch

Unterdessen hat die britische Regierung die Informationspolitik der algerischen Behörden kritisiert. Premierminister David Cameron ließ einen Sprecher mitteilen, er hätte es begrüßt, wenn Algerien Großbritannien vor der Militäraktion informiert hätte.

cd/gd (dpa, dapd, afp, rts)