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Gekaufte Schiedsrichter - die spektakulärsten Fälle

Constantin Schreiber1. Februar 2005

Der Wettskandal im deutschen Fußball ist nicht der erste in der Geschichte des Sports. In den vergangenen Jahren schummelten Schiedsrichter auf der ganzen Welt in dutzenden von Fällen. Hier die spektakulärsten.

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Falsch gepfiffen? Schiedsrichter unter VerdachtBild: dpa

Portugal

In die Fußballgeschichte des Landes ging der Bestechungsskandal "Goldene Pfeife" im Jahr 2004 ein. Der portugiesische Liga-Präsident und der Präsident der Schiedsrichterkommission hatten beschlossen, einem Drittliga-Verein endlich zum Aufstieg zu verhelfen. Gemeinsam beeinflussten sie die Auswahl der Schiedsrichter und gaben ihnen als Dank nach jedem Spiel eine goldene Pfeife. Die Ermittlungsbehörden bekamen Wind von der Sache. 15.000 Telefonate wurden abgehört, mehrere Verdächtige mit Wanzen und Kameras überwacht. Das Ergebnis: Fünf der sieben Mitglieder der Schiedsrichterkommission und sieben "Unparteiische" kamen in Untersuchungshaft.

Italien

Zufällig deckten Fahnder 2004 einen der größten Betrugsskandale Europas auf. Bei einer Anti-Mafia-Aktion fing die Polizei Telefonate und Kurzmitteilungen ab, die auf verschobene Partien deuteten. Wieder sollen Schiedsrichter bestochen worden sein. Was folgte, übertraf alle Befürchtungen: Mehr als 12 Spieler mussten sich vor einem Sportgericht verantworten. Auch ihre Klubs sollen in die Betrügereien verwickelt gewesen sein. Doch die italienischen Gerichte zeigten sich milde: Sie verhängten nur Geldstrafen und ein paar Monate Sperre.

Schon 1980 gab es in Italien einen Skandal von ähnlichem Ausmaß. Damals hatten Spieler und Funktionäre in der Liga versucht, durch Bestechungen den Ausgang der Partien zu manipulieren. Dafür wurden ganze Klubs in die Zweite Liga strafversetzt. Der Skandal hatte weitreichendere Folgen: Der Präsident des Vereins Milan und elf Spieler mussten ins Gefängnis.

Türkei

Über Jahre hinweg sollen Spiele der ersten und zweiten türkischen Liga abgesprochen gewesen sein. Das gab die Staatsanwaltschaft von Istanbul im März 2002 bekannt – und erhob Anklage gegen elf Personen, darunter Schiedsrichter und Klubpräsidenten. Auch in Deutschland zog der Fall seine Kreise: Der Drahtzieher des Massenbetrugs wurde in Berlin gefasst. Er soll zahlreiche Personen mit wertvollen Geschenken dazu gebracht haben, bei den Betrügereien wegzuschauen.

Keine Skrupel zeigte auch der frühere türkische Fifa-Schiedsrichter Ihsan Türe. In seiner Autobiographie bezeichnete er die Bestechung von Schiedsrichtern als gängige Praxis. Er selbst habe zwischen 1966 und 1993 etwa 50 Spiele beeinflusst. Dafür gab es dann kostenlosen Urlaub in Luxushotels oder bezahlte Liebesdienste. Manchmal war er auch selbst mit dem Auftrag unterwegs, Schiris zu bestechen und hatte dann von seinen Vereinen Luxus-Geschenke im Angebot.

China

Auch in China hat es den Fussball erwischt: Ein Schiedsrichter aus Peking hat sich innerhalb von sieben Jahren mit umgerechnet 120.000 Dollar bezahlen lassen, um die Spiele zu dem vereinbarten Ausgang zu bringen. Er musste 2002 für zehn Jahre hinter Gitter, doch gleichzeitig gab die Staatsanwaltschaft bekannt, das sei nur die Spitze des Eisbergs. Wer noch alles in Chinas Profiliga falsch gepfiffen hat, ist noch immer nicht vollständig aufgedeckt.

Rumänien

Die Gastgeber von Gloria Zemes in Rumänien wurden skeptisch: bei einer Partie gegen CFR Pascani im Jahr 2002 hatte der Unparteiische mehrfach etwas zu auffällig willkürlich gepfiffen. Kurzerhand fuhren Club-Mitglieder dem Schiri nach dem Spiel hinterher – und filmten ihn bei der Geldübergabe für das abgesprochene Spiel.