"Hilfreich ist die Beobachtung aus dem Ausland" | Service | DW | 14.05.2005
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"Hilfreich ist die Beobachtung aus dem Ausland"

Stammzellenforschung: Segen oder Betrug? Salvador Allende: gut oder böse? Das Holocaust-Mahnmal in Berlin: Welche Dimension braucht Erinnerung? Das sind die Themen, die unsere Leser in dieser Woche beschäftigten.

Stammzellen-Forschung

Für die Grundlagenforschung wird es in der Zukunft ohne Stammzellenforschung nicht gehen. […] Wenn wir bedenken, dass jeder Mensch eine eigene "Chemie" besitzt, dann denke ich, wird die Stammzellen-Forschung eines Tages für Therapien, die kaum noch Nebenwirkungen haben, ein Segen für die Menschheit sein. Ich lehne eine Forschung, die in abenteuerlicher Art und Weise Mensch/Tier/Kreationen designt, strikt ab. Auch das Klonen von Menschen ist für mich völlig inakzeptabel. (Ilselore Lehn)

Ich habe ein zwiespältiges Gefühl bei diesem Thema. Einerseits: die Hoffnung, dass vieles durch die Forschung an Stammzellen besser wird und die Menschheit von einigen Krankheiten erlöst werden, ist groß. Andererseits: Mit welcher Berechtigung versucht sich der Mensch als Gott aufzuspielen? Warum versuchen wir den Menschen der Umwelt anzupassen, indem wir ihn resistent gegen Umwelteinflüsse machen? Warum nicht den umgekehrten Weg? Wenn man die Sache weiter denkt, wäre es mit Sicherheit möglich, Leben auszusortieren. Diese Zeit hatten wir schon mal, nur unter anderen Voraussetzungen. (Manfred Hürten)

Ich bin jetz 47 Jahre und seit fast 10 Jahren an Parkinson erkrankt. Ich bin für die embryonale Zellforschung, da sie das einzige weit und breit ist, was uns Kranken eines Tages helfen kann. Die jetzigen Medikamente wirken nur eine bestimmte Zeit und haben meist schlimme Nebenwirkungen. Ich befürworte die kontrollierte Verwendung von Embryonen zu medizinischen Zwecken. Mit den vielen Einschränkungen und Verboten werden unsere Überlebenschancen zerstört. Im Ausland wird auch daran geforscht, nur bei uns ist man sehr zurückhaltend, da viele es als ein ethisches Problem ansehen. […] Leute, die sagen sie wollen das nicht, sind meist Gesunde oder Kranke, bei denen es noch nicht so schlimm ist. Leider ist es hier so, dass meist die Gesunden die Gesetze machen. Sie bestimmen für uns. Da es aber "mein Leben" ist, um das es hier geht, will ich bestimmen, was ich machen lasse.(Gisela Steinert)

Salvador Allende

Die Linken in Chile haben es immer verstanden - natürlich auch durch die Dummheit und Arroganz der Rechten, hier besonders Pinochet selber, aber vor allem nach der Ermordung Jaime Guzmans -, den Mythos Allende am Leben zu erhalten. […] Das Fundament des heutigen Chiles ist aus der austeren, kriminellen Basis des Pinochet-Regims enstanden, und gleichzeitig ist es das Fundament des heutigen Reichtums. Dank Lagos und seinen Mannen erlebt Chile einen Frühling für Reiche. Aber die unzähligen Ortschaften, besonders im Süden und Norden, ohne Trinkwasser und Strom, Kanalisation und soziale Einrichtungen darben dahin. Lagos hat es verstanden, durch seine Rhetorik und die internationalen Verbindungen der Linken alles (Elend) Pinochet zuzuschreiben. Die Welt glaubt ihm, so wie sie damals Allende geglaubt hat. (Dr. Jörg Thiede)

Ich war nur acht Jahre alt, als Allende Präsident von meinem Land war. Es ist für mich klar, dass sein Traum ein "Chile für alle Chilenen" war. Ich werde nicht vergessen, dass unsere Eltern eine bessere Gesellschaft suchten, mit Demokratie zuerst, und auch mit sozialen Rechte. (Guillermo Ocampo)

Holocaust-Mahnmal

Ein Mahnmal zur Erinnerung an den Massenmord an den Juden während des Zweiten Weltkriegs ist wichtig - aber warum, um Gottes Willen, muss die ganze Unternehmung durch eine Gotteslästerung entwürdigt werden? Das vom Griechischen abstammende englische Wort "Holocaust" heißt auf Deutsch "Brandopfer" - und war der lakonische Titel des Buches des englischen Schriftstellers Martin Gilbert über den Massenmord. Diese Sünde als "Brandopfer" zu bezeichnen, ist mindestens fragwürdig, wenn nicht eine Gotteslästerung. (Edmund Burke)

Ein Mahnmal für die ermordeten Juden ist rechtens und billig. Es könnte allerdings ein wenig kleiner sein und doch den Sinn wahren. Es müsste aber auch in Moskau ein Mahnmal für die vielfach größere Menge ermordeter Nichtjuden vieler Nationen errichtet werden, die den 72 Jahren Sowietherrschaft zum Opfer fielen. Man sollte auch nicht vergessen, dass ganz besonders Juden maßgeblich an der Sowietregierung beteiligt und für die Morde verantwortlich waren. Man denke nur an V.Beria, Lazar Mojsejevich Kaganovich und viele anderen. Viktor Kravchenkos Buch "Ich wählte die Freiheit" kann Aufschluss geben. Meine Meinung hat nichts mit Antisemitismus zu tun - mir geht es lediglich um Gleichbehandlung der Geschichte, die keine Einbahnstraße sein sollte, nur weil die Juden eine größere Lobby haben. Deutschland bekennt sich zu seiner Schuld, die Russen aber schauen aber zur Seite. (Dr. med. Edmund L. Kiczka)

Leider vergessen viele, dass auch Leute, die nicht Juden waren, von den Nazis ermordet wurden: z.B. Roma, Gays, Katholiken, Sozialisten, usw. Leider haben Sie diese Opfer bei Ihrer Reportage vergessen. (Louis Juska)

Ich bin Jahrgang 1944. […] Als quasi Nachkriegskind - und meine Generation hat ja wohl hauptsächlich das Nachkriegsdeutschland mit aufgebaut - möchte ich dem Vaterland mehr Selbstbewusstsein empfehlen. Es ist doch unbestritten, dass sich das neue Deutschland als verlässlicher und seriöser Weltpartner heute präsentiert. Ich sehe deshalb auch keinen Grund, weshalb sich Deutschland heute immer noch mit einer fast linkischen Selbstsicherheit auf dem internationalen Parkett bewegt. Klar, man kann keinen "Vergessens"-Schlussstrich ziehen, denn wie könnte man Geschichte vergessen? Aber das Herumtaktieren mit "eingezogenem Schwanz" könnte man getrost aufgeben. Ich habe mich nie von ausländischen Vorurteilen (besonders in England) beeindrucken lassen, sondern versucht, wie ein vernünftiger Zeitgenosse aufzutreten, der ja qua Geburtsdatum wahrhaftig nichts mit der "Schuld" zu tun hat. Eine hilfreiche Perspektive dazu ist die Beobachtung vom Ausland her. (Peter Held, Montevideo)

Anmerkung in eigener Sache:

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