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Jedem zweiten Autohändler droht die Pleite

28. August 2009

90.000 Arbeitsplätze stehen nach einer Studie in der deutschen Automobilbranche zur Disposition. Die Krise weht vor allem den Händlern frontal ins Gesicht.

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Autos, die auf eine Verschiffung warten (Foto: AP)
In der Automobilbranche wächst die Angst vor der ArbeitslosigkeitBild: AP

Fünf Milliarden Euro kostet die Abwrackprämie die deutschen Steuerzahler. Wie erwartet hat sie den Autoabsatz kräftig angekurbelt. Im Juni stieg die Zahl der Neuzulassungen im Vergleich zum Mai um 40 Prozent auf 427.000. Im gesamten ersten Halbjahr 2009 wurden damit 26 Prozent mehr Autos verkauft als im ersten Halbjahr 2008: 2,06 Millionen Pkws. Boomzeiten für die Autobauer? Mitnichten. Laut einer Studie der Unternehmensberatungsagentur Roland Berger stehen in der Schlüsselbranche für die Wirtschaft in Deutschland 90.000 Arbeitsplätze auf der Kippe. Ein Unternehmenssprecher sagte der Deutschen Welle, die Studie sei nicht im Auftrag einer Firma oder einer anderen Interessengruppe durchgeführt worden.

Händler müssen kämpfen

Berger im Portrait (Foto: dpa)
Der Unternehmensberater Roland Berger macht sich Gedanken um die Zukunft der AutomobilbrancheBild: dpa Zentralbild

Laut der Studie wird die Zahl der Insolvenzen entlang der gesamten automobilen Wertschöpfungskette deutlich steigen. Besonders schwierig ist demnach die Situation für die Autohändler. "Wenn die Abwrackprämie ausläuft, ist fast jeder zweite deutsche Händler akut von Insolvenz bedroht", wird Ralf Landmann, der die Studie durchführte, zitiert. Bis zu 30.000 Stellen könnten dort wegfallen. In diesem Jahr würden die Händler dank der Abwrackprämie mehr Autos verkaufen als 2008. Dies sei aber nur ein Vorzieheffekt, der die Händler wie ein Bumerang treffen werde.

Landmann zufolge bedrohen Nachfragerückgänge und sinkende Renditen dabei "vor allem die großen Händlergruppen, die in den vergangenen Jahren eigentlich alles richtig gemacht haben". Ausgerechnet die Unternehmen, die viel Geld in das eigene Wachstum investiert hätten, litten nun unter der Kreditklemme und müssten um ihre Existenz bangen. Die Händlernetze sind laut der Studie deutlich überbesetzt. Die Nachlässe für Neuwagen von bis zu 30 Prozent lassen die ohnehin schon marginalen Renditen im Handel unter die Nulllinie sinken.

717.000 Beschäftigte in der Branche

Wissmann im Portrait (Foto: dpa)
Früher Wissenschaftsminister, jetzt Lobbyist für die Automobilbranche: Matthias WissmannBild: picture-alliance/dpa

Verbands-Präsident Matthias Wissmann spricht mit Blick auf die Absatzzahlen dank der Abwrackprämie von einer Stabilisierung auf niedrigem Niveau. "Zweifellos wird es aber noch einer längeren Strecke bergauf bedürfen, bevor wieder weltweit Verkaufs- und Produktionszahlen wie 2007 und 2008 erreicht werden", sagte Wissmann laut einer Mitteilung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Der Automobilbau ist mit 717.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach wie vor eine Schlüsselbranche der deutschen Industrie. (mbö/mas/dpa)