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Keine Gefahr für das Kartell

Michael Knigge31. Juli 2003

Die Öl-Minister der OPEC-Länder haben derzeit Grund zur Freude: Die Ölpreise des Kartells halten sich auf hohem Niveau und der Irak kann bislang weit weniger des Rohstoffs fördern als erwartet.

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Iraks Öl-Förderung läuft noch immer nicht auf HochtourenBild: AP

Eigentlich war das außerordentliche Treffen der OPEC-Minister am Donnerstag (30.7.2003) in Wien als Krisengipfel anberaumt worden. Es sollte um die Wiederaufnahme der irakischen Öl-Exporte und die Auswirkungen auf das aus elf Ländern bestehende Öl-Kartell der OPEC (Organisation Erdöl exportierender Länder) gehen. Schreckensszenarien sorgten nach dem schnellen Ende des Irak-Kriegs für Verunsicherung bei der OPEC: Irakisches Öl könnte den Weltmarkt überschwemmen und die Preise in den Keller treiben.

Um dies zu verhindern, sollte der Irak wieder in das Förderquotensystem der OPEC aufgenommen werden, aus dem das Land nach dem Golfkrieg Anfang der 1990er Jahre ausgeschlossen worden war. Seitdem durfte der Irak Öl offiziell nur Rahmen des "Öl-für-Lebensmittel"-Programms der Vereinten Nationen (UN) exportieren.

Keine Delegation - keine Förderquoten

Doch der nur zögerlich anlaufende Wiederaufbau der irakischen Öl-Industrie - sowie die noch immer nicht abgeschlossene Regierungsbildung – verschaffen der OPEC eine länger als erwartete Atempause. "Ich glaube nicht, dass die Minister über die Wiederaufnahme des Irak in das OPEC-Quotensystem diskutieren", sagte ein OPEC-Vertreter, der nicht genannt werden wollte, im Gespräch mit DW-WORLD. Ohne eine von den UN anerkannte irakische Regierung könne der Staat nicht in das Förder- und Exportquotensystem zurückkehren. "Die OPEC-Minister können auf ihrem Treffen nicht ohne die Teilnahme einer offiziellen irakischen Delegation über den Irak sprechen."

Zuletzt hatte der Irak rund eine Million Barrel (ein Barrel: 159 Liter) am Tag gefördert, bis zum Jahresende schätzt die OPEC die Produktion auf 1,5 Millionen Barrel. Ursprünglich waren noch in diesem Sommer 2,5 Millionen angepeilt worden. Zum Vergleich: Die tägliche Öl-Nachfrage weltweit beläuft sich auf 78 Millionen Barrel, die OPEC deckt ein Drittel davon ab.

Profiteur Saudi-Arabien

Gesprochen wird über den Irak in Wien aber auch ohne einen irakischen Öl-Minister am Verhandlungstisch. Der Grund ist einfach: Der Irak verfügt über die zweitgrößten Erdölvorkommen der Welt. "Das Thema Irak wird sicherlich diskutiert werden, zum Beispiel, was passiert wenn der Irak künftig wieder mehr Öl fördert", sagt Barbara Meyer-Bukow vom Mineralölwirtschaftsverband.

Die Folgen irakischer Öl-Exporte dürfte besonders Saudi-Arabien, derzeit größter OPEC-Exporteur, zu spüren bekommen. "Saudi-Arabien wäre am stärksten betroffen und müsste seine Förderquoten senken", betont Meyer-Bukow. Deshalb komme es der OPEC – und speziell Saudi-Arabien - erzeit gelegen, wenn der Irak noch nicht so weit sei wie erwartet. Und damit vorerst alles so bleibt wie es ist. Experten halten es für möglich, dass das Königreich Saudi-Arabien durch die hohen Öl-preise sein bislang für dieses Jahr erwartetes Haushaltsdefizit von mehr als zehn Milliarden Dollar ausgleichen wird.