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Kommentar: Die Afghanen haben die Wahl

21. Oktober 2009

Der afghanische Präsident Hamid Karsai muss in einer Stichwahl gegen Ex-Außenminister Abdullah Abdullah antreten. Die Kandidaten sind so unterschiedlich wie ihre Programme, kommentiert Said Musa Samimy.

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Bild: DW

Die Verkündung der endgültigen Wahl-Ergebnisse sorgt für eine gewisse Polarisierung der politischen Kräfte am Hindukusch: Mit "Karsai versus Abdulla" treten zwei Kandidaten mit völlig unterschiedlichen Programmen sowie unterschiedlichem politischen Werdegang gegeneinander an.

Schwierige Bedingungen

Said Musa Samimy (Foto: DW)
DW-Experte Said Musa SamimyBild: DW

Über die politische Polarisierung hinaus könnten klimatische und technische Schwierigkeiten die Krise im Land vertiefen: Mit dem Einbruch des Winters und der zugespitzten dramatischen Sicherheitslage wird es zunehmend schwieriger, faire und freie Wahlen, zumindest in einigen Teilen des Landes, durchzuführen.

Dass Karsai nun eingelenkt hat und an der Stichwahl teilnimmt, ist vor allem dem konsequenten Beharren des Westens zu verdanken, der den demokratischen Friedensprozess am Hindukusch mit dem lebensgefährlichen Einsatz seiner Soldaten unterstützt. Anderenfalls wäre es schwierig geworden, für ein Regime zu kämpfen, dessen demokratische Legitimation durch offenbaren Wahlbetrug unterhöhlt ist.

Karsai regiert zunehmend autokratisch

Tatsache ist, dass sich die Mannschaft Karsais über das umstrittene Wahlergebnis hinaus als höchst ineffizient und korrupt erwiesen hat. Karsai beharrt darauf, dass das stark zentralistische Präsidialsystem fortbesteht. Damit hat er im Laufe seiner ersten Amtszeit seine persönliche Machtbasis ausgebaut: Er schmiedete Zweckallianzen mit den regionalen Fürsten und machte politische Konzessionen an die islamistischen Kräfte. Als erster demokratisch gewählter Präsident in der Geschichte des Landes regierte Karsai zunehmend autokratisch.

Als Herausforderer des amtierenden Präsidenten steht nun der 49-jährige Arzt Abdullah an der Spitze einer an sich zersplitterten Opposition. Abdullah kann mit der Rückendeckung mächtiger Gouverneure im Norden des Landes rechnen. Er hat zur Überwindung der Wirtschaftskrise und Beseitigung der Arbeitslosigkeit ein relativ konkretes Programm vorgelegt. Damit hat er sich seinen Landsleuten als politische Alternative zu Präsident Karsai empfohlen. Abdullahs diplomatische Karriere als ehemaliger Außenminister hat ihm dabei geholfen, sich auch im Ausland als vertrauensvoller und berechenbarer Politiker zu profilieren. Nun bleibt abzuwarten, ob auch aus der Stichwahl eine Wahlfarce wird oder nicht.

Autor: Said Musa Samimy

Redaktion: Dirk Eckert