Kosovo-Serben stimmen zu fast 100 Prozent gegen Pristina
15. Februar 2012Die Serben im Norden des jüngsten europäischen Staates Kosovo haben sich in einem zweitägigen Referendum klar gegen die albanische kontrollierte Regierung in Pristina ausgesprochen - und für ihren Verbleib bei Serbien. 99,74 Prozent der Wähler hätten gegen die Führung des Kosovo gestimmt, berichtete die Nachrichtenagentur Beta in Belgrad unter Berufung auf die Wahlbehörden. Nur 69 Kosovo-Serben hätten mit Ja und damit für Pristina gestimmt. Von den 35.500 Stimmberechtigten nahmen rund 75 Prozent an der Abstimmung teil, wie weiter bekannt wurde.
Das sowohl vom Ausland als auch von der "Mutterrepublik" Serbien verurteilte Referendum sollte die Entschlossenheit der Kosovo-Serben unterstreichen, sich auf keinen Fall in diesem jüngsten europäischen Staat zu integrieren. Der Bürgermeister von Mitrovica, Krstimir Pantic formulierte es so: "Unsere Bürger haben sich entschieden, der internationalen Gemeinschaft, den Albanern und leider auch einem Teil der Politiker in Belgrad zu zeigen, dass wir zu keinem Preis akzeptieren werden, ein Teil des sogenannten unabhängigen Kosovos zu werden."
"Wahlbeteiligung 130, Ablehnung 160 Prozent"
In Serbien, das seine Landsleute im Kosovo mit jährlich bis zu 500 Millionen Euro unterstützt, reagierten auch die Bürger kritisch auf das Referendum. "Maximal 20.000 Leute führen ganz Serbien am Nasenring vor", schrieb ein Zuschauer an den Belgrader TV-Sender B92. Rund 1400 andere Bürger stimmten dieser Einschätzung zu. Und 1200 Menschen unterstützten die ironische Aussage: "Wahlbeteiligung 130 Prozent, Ablehnung (der Kosovoregierung) 160 Prozent."
Belgrad befürchtet durch das Referendum einen Rückschlag für seine Bemühungen, EU-Beitrittskandidat zu werden. Voraussetzung dafür sind Fortschritte hin zu einem guten nachbarschaftlichen Verhältnis zwischen Pristina und Belgrad. Die USA und die Europäische Union wiederum streben die Eingliederung der Serben ins Kosovo an, wollen ihnen aber eine große Autonomie einräumen.
sti/nis (dpa, afp)