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Lili Marleen des 21. Jahrhunderts

Elena Ern26. Februar 2003

"Ich bin gegen den Krieg", sagt Udo Lindenberg in einem Exklusiv-Interview mit DW-WORLD. Außerdem erzählt er von seinem Projekt "Atlantic Affairs" – einer Hommage an Künstler, die aus Deutschland fliehen mussten.

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Udo Lindenberg setzt auf AltbewährtesBild: Fritz Brinckmann

"Leider stellt sich immer wieder die Frage, warum Leute losmarschieren müssen, um Menschen zu ermorden", bedauert Lindenberg. Für die CD und Bühnenshow "Atlantic Affairs" interpretierte er zusammen mit anderen Musikern, darunter Nena und "Die Prinzen", Lieder aus dem Deutschland der 1920er und 1930er-Jahre. Es sind Lieder von Künstlern, die vor dem Nazi-Terror in die USA fliehen mussten. "Jetzt, wo das Thema Krieg wieder auf der Tagesordnung steht, sind Songs wie 'Lili Marleen' auch wieder aktuell", so der Sänger.

Diesmal nicht!

"Lili Marleen" ist eines der bekanntesten Stücke der Platte. Es erlangte während des zweiten Weltkrieges Weltruhm. Die zentralen Themen Liebe, Krieg, Zerstörung bewegten alle Menschen, nicht nur die Soldaten an der Front. Für seine aktuelle Show veränderte Lindenberg die letzten Strophen des Textes.

Udo Lindenberg und Ellen ten Damme
Udo Lindenberg und Ellen ten Damme in "Atlantic Affairs"Bild: AP

Wenn im Original die junge Frau brav an der Laterne steht und auf ihren längst gefallenen Soldaten wartet, tritt die Lili Marleen des 21. Jahrhunderts weitaus resoluter auf: "Und wieder zu den Fronten ruft das Militär, doch dieses Mal, da geb´ ich meinen Mann nicht her", singt die Holländerin Ellen ten Damme. "Das ist die Haltung: Frauen gegen den Krieg", erklärt Lindenberg und fügt hinzu: "In Sachen Krieg müssen wir hier in Deutschland besonders sensibilisiert sein." Der Deutschrocker sieht sich als Musiker in einer wichtigen Rolle: "Lieder können Antikriegsbewegungen unterstützen. So ist auch 'Lili Marleen' gedacht und ich hoffe, dass es was bringt."

Kein Geld, aber Lieder

Die Idee, die alten Stücke wiederzubeleben, kam Lindenberg im Schlaf: "Ich habe geträumt, dass ich eine Erbschaft in New York mache. Und als ich dorthin komme, sagen sie: 'April April, es gibt kein Geld, aber es gibt Koffer, in denen Manuskripte und Noten sind.' Das Material probiere ich dann mit anderen Musikern aus."

"Atlantic Affairs" erinnert an die Zeit, als die Vereinigten Staaten für viele Deutsche der rettende Anker war. Während des Nationalsozialismus flohen nicht nur deutsche Juden in die USA, sondern auch zahlreiche Künstler, deren Werke als "entartet" gebrandmarkt worden waren. Auch die aktuellen "Atlantic Affairs", also das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA, sollten möglichst nicht getrübt werden, findet Lindenberg: "Das ist eine wunderbare Freundschaft, die uns verbindet. Gegen den Krieg zu sein, heißt nicht, anti-amerikanisch zu sein. Der Widerstand richtet sich allein gegen die Bush-Regierung", betont Lindenberg.