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Millenniums-Ziele sind in Gefahr

Johannes Beck16. April 2005

IWF und Weltbank warnen: Ohne "baldige und greifbare Aktionen" werden die ambitionierten Ziele der internationalen Staatengemeinschaft aus dem Jahr 2000 scheitern. Ein Fünf-Punkte-Plan soll helfen.

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Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in WashingtonBild: AP

Die extreme Armut halbieren, allen Kindern eine Grundschulbildung ermöglichen und die Ausbreitung von AIDS und Malaria stoppen. Das sind nur drei der acht ambitionierten Ziele, die sich die Staatschefs auf dem Millenniums-Gipfel der UNO im Jahr 2000 gesetzt haben. Bis zum Jahr 2015 sollen sie Realität werden und die Armut verringern helfen.

Mehr Entwicklungshilfe nötig

Nach einem gemeinsamen Bericht von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) wird das weltweit gesehen wichtigste Millenniums-Ziel, die Zahl der extrem Armen bis 2015 zu halbieren, erreicht werden. Doch dass dann nur noch halb so viele Menschen auf der Erde von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen, ist vor allem dem Wirtschaftsaufschwung in China und Indien zu verdanken.

Hunger in Sudan
Hunger im Sudan - Folge drastischer ArmutBild: AP

In den meisten Entwicklungsländern wird die Zahl der Armen längst nicht so stark sinken, warnen Weltbank und IWF im "Global Monitoring Report 2005". Vor allem in Schwarzafrika ist die Situation bedenklich: Hier wird es nach Angaben des Reports bis 2015 sogar zehn Prozent mehr Arme geben als heute. Die Region Afrikas südlich der Sahara wird auch alle anderen Millenniums-Ziele verfehlen, sollte die Entwicklungspolitik bleiben wie bisher, warnt Zia Qureshi von der Weltbank. "Es muss deutlich mehr Entwicklungshilfe geben. Aber diese Länder müssen auch ihre eigene Politik verbessern. Sie müssen in der Lage sein, die Entwicklungshilfe besser einzusetzen", sagt der Hauptautor des Berichts.

Tragische Konsequenzen

Ganz negativ ist der Bericht aber nicht, was Afrika betrifft. Zwölf Länder - darunter Ghana, Mali, Mosambik, Tansania und Uganda - kommen im vergangenen Jahrzehnt immerhin auf ein jährliches Durchschnittswachstum von 5,5 Prozent. Insgesamt wären nach den Berechnungen von Weltbank und IWF in Afrika aber 7 Prozent Wachstum nötig, um die Millenniums-Ziele zu erreichen.

Am meisten Sorgen macht den Autoren der Studie der Bereich Gesundheit. Hier werden die Ziele am deutlichsten verfehlt, sagt Qureshi: "Wenn man hinter die kalten Statistiken zu den Millenniums-Zielen schaut, dann sieht man, dass leibhaftige Menschen von den mangelnden Fortschritten betroffen sind. Und diese Konsequenzen sind heftig, tragisch und wirken sich sofort aus."

Wenig Optimismus

Indien: Aids, zwei HIV-infizierte Frauen
Zwei HIV-infizierte Frauen in IndienBild: AP

Leicht sichtbar sind die Folgen der Ausbreitung von HIV, die laut den Millenniums-Zielen bis 2015 gestoppt werden soll. Im vergangenen Jahr starben weltweit 3,5 Millionen Menschen an den Folgen von AIDS, mehr als in jedem anderen Jahr zuvor und vier mal soviel wie noch 1990. Ein Ende des Sterbens ist nicht in Sicht.

Allein im Jahr 2004 haben sich fünf Millionen Menschen neu angesteckt. Zwar ist es Ländern wie Brasilien, dem Senegal, Kambodscha oder Thailand mit entschlossenen Aktionen gelungen, die Infektionsraten zu bremsen. Doch nur wenige Länder ließen sich von diesen positiven Beispielen inspirieren, kritisieren Weltbank und IWF. Wenig Optimismus auch beim Blick auf die Malaria: Hier sei deutlich mehr Geld nötig, um die Krankheit zu bekämpfen.

Fünf-Punkte-Plan

Um die Millenniums-Ziele dennoch zu erreichen, schlagen Weltbank und der IWF einen Fünf-Punkte-Plan vor: Darin fordern sie von den Entwicklungsländern, sich mehr für die Schulbildung und die Gesundheitsversorgung zu engagieren. Die Industrieländer sollten dagegen die Entwicklungshilfe verdoppeln und ihre Agrarmärkte für die Produkte des Südens stärker öffnen.

"Die zentrale Botschaft des Reports ist die Dringlichkeit. Solange es nicht baldige und greifbare Aktionen seitens der internationalen Gemeinschaft gibt, um das Erreichen der Ziele zu beschleunigen, werden die Millenniums-Ziele ernsthaft in Gefahr gebracht", sagt Qureshi.