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Neuschnee sorgt für Verkehrsprobleme

2. Dezember 2010

Starker Schneefall hat in mehreren Ländern der EU zu erheblichen Verkehrsstörungen geführt. Flüge wurden gestrichen, ICE- und Eurostarzüge fielen aus. Belgien meldete Staus von 500 Kilometer Länge.

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Das Technische Hilfswerk schleppte auf der A 4 bei Dresden einen liegengebliebenen Lkw den Brabschützer Berg (Foto: dapd)
Das Technische Hilfswerk schleppte auf der A4 einen Lkw abBild: dapd

Schneewinde und -stürme haben in der Nacht zum Donnerstag (02.12.2010) fast ganz Deutschland mit Schnee bedeckt. Im Norden Deutschlands und im Osten lagen am Morgen teilweise 15 Zentimeter dicke Schneedecken und sorgten für Vekehrschaos. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte zwar Unwetterwarnungen für mehrere Bundesländer veröffentlicht, Verkehrsprobleme gab es dennoch. Winterdienste waren vielerorts im Dauereinsatz, kamen aber den wehenden Schneeflocken nicht hinterher.

Flüge gestrichen

Feldbetten im Terminal 2 des Flughafens in München (Foto: dapd)
Der Flughafen in München stellte Fluggästen Feldbetten zur Übernachtung bereitBild: dapd

Am Flughäfen in Frankfurt am Main gab eine Sprecherin des Flughafenbetreibers Fraport am Morgen die Annullierung von 40 Flügen bekannt. Zwar seien nur wenige gestrandete Passagiere am Flughafen gewesen, trotzdem standen für sie knapp vierhundert Feldbetten bereit. Auch in München führten die Schneewinde zu Flugausfällen. Die genaue Zahl ließ sich dort jedoch nach Angaben einer Sprecherin noch nicht beziffern. Auf den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld sowie in anderen deutschen Städten fielen ebenfalls etliche Flüge aus oder verspäteten sich.

Auch an anderen europäischen Flughäfen blieben zahlreiche Flugzeuge wegen des starken Schneefalls am Boden. In Großbritannien blieb der Londoner Flughafen Gatwick wegen Schnees den zweiten Tag in Folge geschlossen. 600 Flüge fielen dort aus. Der London City Airport und der Flughafen im schottischen Edinburgh waren am Vormittag gleichfalls geschlossen. In Frankreich wies die zivile Luftfahrtdirektion DGAC die Fluglinien an, am Donnerstag wegen des Schneefalls am Großflughafen Charles-de-Gaulle ein Viertel der Flüge und am Flughafen Orly zehn Prozent der Verbindungen zu streichen. Der Schweizer Regionalflughafen Bern-Belp blieb bis Donnerstagmorgen um sechs Uhr geschlossen.

ICE und Eurostar mit Problemen

Bahnstrecke in Croydon, südlich von London - zugeschneit (Foto: ap)
Viele Züge kamen zu spät oder fuhren gar nicht mehrBild: AP

Der Schnee legte auch viele Züge lahm. In Deutschland waren nach Angaben eines Bahnsprechers vor allem die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und der Norden Bayerns betroffen. An einigen Strecken seien Bäume auf die Schienen gestürzt und hätten Schäden an den Oberleitungen verursacht, durch Schneeverwehungen sei es zudem zu Weichenstörungen gekommen.

Nach Angaben der Bundesbahn strandeten in der Nacht 3000 Fahrgäste in ihren Zügen, in Frankfurt am Main übernachteten 200 Reisende auf dem Hauptbahnhof, weil ihre Züge nach Osten gestoppt wurden und in Hotels keine Zimmer mehr frei waren. Der ICE-Verkehr zwischen Nürnberg und Leipzig wurde zeitweise umgeleitet und hatte bis zu zwei Stunden Verspätung. Die ICE-Strecke von Hamburg nach Kopenhagen war unterbrochen. Auch in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern fielen Züge wegen des Schneechaos' aus. Bei Unfällen kamen mehrere Menschen ums Leben.

Die Zugverbindungen des Eurostar, der unter dem Ärmelkanal zwischen London und Paris beziehungsweise Brüssel verkehrt, verzeichneten Verspätungen von bis zu 90 Minuten oder wurden ganz gestrichen. Auch an anderen Orten wurde der Bahn- und Straßenverkehr in Großbritannien erheblich gestört.

In Schottland sanken die Temperaturen auf bis minus 21 Grad. In einigen Regionen fiel so viel Schnee wie seit mehr als vierzig Jahren nicht mehr zu dieser Jahreszeit. Rund 1500 Schulen blieben im ganzen Land geschlossen.

500 Kilometer Stau in Belgien

Mann mit Schirm stapft durch Schnee, Winterdienst räumt Weg frei (Foto: ap)
So wie hier in Lyon sah es am Morgen vielerorts in Frankreich ausBild: AP

Zu den längsten Staus kam es am Morgen in Belgien. Massen von Neuschnee führten dort zu 500 Kilometern Stau auf den Autobahnen und Hauptstraßen des Landes, teilte der Touring-Automobilclub mit. Demnach waren vor allem im Großraum Brüssel viele wichtige Straßen nicht vollständig geräumt, andere überhaupt nicht. Bereits am Mittwochabend waren in der Hauptstadt Straßenbahnen und Busse auf den innerstädtischen Straßen im Schnee stecken geblieben. Der Betrieb auf dem Flughafen Zaventem, der über drei Start- und Landebahnen verfügt, lief am Donnerstagmorgen noch, doch rechnete die Flughafengesellschaft mit Verspätungen im Laufe des Tages.

Auch in Deutschland staute der Verkehr sich auf vielen Straßen. Vor allem in Sachsen und Bayern kam es in der Nacht zeitweilig zum Stillstand auf Autobahnen. Die A 72 in Sachsen musste wegen quer stehender Lastwagen vorübergehend voll gesperrt werden. Der Verkehrswarndienst in Dresden teilte mit, es sei zu Glatteisunfällen gekommen, die durchweg ohne schwere Folgen blieben. Der Verkehr wurde zusätzlich durch starke Schneeverwehungen behindert. Auf der A2 führten Schnee und Wind zu stockendem Verkehr und Staus. In Thüringen waren die A4 und die A9 betroffen. Auch die A7 bei Flensburg war zeitweise völlig blockiert.

Die Temperaturen bleiben in den nächsten Tagen voraussichtlich unter dem Gefrierpunkt. Wetterexperten rechnen mit bis zu minus 15 Grad. Ein Polizeisprecher aus Stuttgart fasste die Lage zusammen: "Hier liegt so viel Schnee. Da dreht sich kein Rädle."

Autor: Martin Schrader (afp, dapd, dpa)

Redaktion: Reinhard Kleber