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Nichts aus der Krise gelernt?

17. September 2009

Ein Jahr nach der Lehman-Pleite herrscht an der Wall Street "business as usual". "Innovative" Finanzprodukte sind wieder gefragt. Milliarden werden wieder durch "Zockerei" verdient. Ist die Finanzwelt nicht lernfähig?

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Erschütternd ist die Bilanz der Finanzkrise ein Jahr nach dem schwarzen September 2008. Die schwerste Rezession seit den 30er Jahren kostete bisher allein in den USA fast sieben Millionen Arbeitsplätze, über eine Million Häuser wurden zwangsversteigert, an den Aktienmärkten wurden mehr als 26 Billionen Dollar an Ersparnissen zerstört und Steuerzahler in den USA und Europa mussten fast noch mal so viel zahlen, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern.

Die US-Notenbank griff zu Radikalmaßnahmen: Bis heute stehen die Zinsen nahezu bei Null und es wurden in gigantischem Ausmaß Staatsanleihen und Hypothekenpapiere aufgekauft. Ein Jahr später drängt sich die Frage auf, ob die Investoren, die Politik oder die Wall Street dazu gelernt haben? "Nein", sagt Sharyn O’Halloran, von der Columbia University in New York und denkt an das Verhalten der Banker. "Einfach weil sich die Anreize nicht verändert haben", erklärt die Politökonomin. Banker bekämen immer noch Millionen-Boni auf schnelle Gewinne.

Business as usual

Parkett der New York Stock Exchange (Foto: AP)
An der Wall Street herscht wieder HochbetriebBild: AP

An der New Yorker Börse herrscht nahezu der Grundsatz "Business as usual" - das Verhalten ähnelt dem vor der Krise sehr. Broker Jason Weisberg macht dafür auch Washington verantwortlich: "Die Regierung versucht das zwar einzuschränken, aber Geld ist einfach viel zu leicht zu haben. Auch für einige, die es nicht verdient haben." Man habe in Washington nichts gelernt und die Geschichte wiederhole sich gerade mit neuen Investmentprodukten.

Zudem flutet die US-Notenbank die Märkte seit Monaten mit billigem Geld und fördert die Vergabe von Krediten - Und immer mit dem Versprechen, kein systemrelevantes Institut fallen zu lassen. Beste Voraussetzungen für die Broker der großen Institute. So werden weiter Hypthekenpapiere neu geschnürt, verbrieft und auf den Markt gebracht. Beispielsweise ist in diesen Tagen die Verbriefung von Lebensversicherungen der neueste Schrei an der Wall Street.

Milliardengewinne durch Zockereien

Die Milliardengewinne, die einige Banken wie Goldman Sachs inzwischen wieder ausweisen, entstehen durch Eigenhandel - also Zockerei - und nicht durch einen Anstieg etwa im Kerngeschäft bei der Betreuung von Übernahmen oder Börsengängen. Der Politökonomin ist klar: Es muss etwas passieren - sonst ändert sich nichts auf dem Parkett. Auch Broker Jason Weisberg hat keine Illusionen: "Das Geschäft hat sich zwar verändert, aber die Leute haben eine Menge Geld verloren, und das wollen sie so schnell wie möglich zurück".

Autoren: Jens Korte und Miriam Braun
Redaktion: Zhang Danhong