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Ein schwaches Jahr

6. Dezember 2007

Zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten hat die OECD ihre Wachstumsprognosen für die westliche Welt deutlich zurückgenommen. Auch die Aussichten für Deutschland sind nicht mehr so rosig.

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Symbolbild OECD Weltkonjunktur 2008Bild: imageshop/DW

Die Preisschocks auf den Rohstoff- und Ölmärkten und die US-Hypothekenkrise werden die Konjunktur 2008 kräftig ausbremsen. Dank hoher Unternehmensgewinne und eines robusten Wachstums in den Schwellenländern sei die Grundtendenz aber gar nicht so schlecht, schreibt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem Ausblick. Die Staaten müssten allerdings dem Druck widerstehen, zu protektionistischen Maßnahmen zu greifen und die Kontrolle der Ausgaben zu lockern, hieß es am Donnerstag (6.12.2007).

Logo OECD

Nachdem die Schocks verkraftet seien, könne die Wirtschaft zumindest in Europa schnell wieder ihr Expansionspotenzial ausschöpfen, schreibt die OECD. Das Wachstum im Euro-Raum werde im nächsten Jahr von 2,6 auf 1,9 Prozent zurückgehen und dann in 2009 wieder leicht auf 2,0 Prozent steigen.

Die USA müssen im kommenden Jahr mit einem Wachstumsrückgang auf 2,0 Prozent rechnen. 2009 seien wieder 2,2 Prozent drin. Die Erwerbslosenquote wird von 4,5 auf 5 Prozent zulegen.

EZB lässt Leitzins unverändert

Die Notenbanken in den USA, Japan und der Euro-Zone sollten nach Ansicht der OECD vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise und einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums vorerst nicht an den Zinsschrauben drehen. "Die EZB sollte den Leitzins bis Ende 2009 stabil halten", sagte OECD-Chefvolkswirt Jörgen Elmeskov.

Wenige Stunden später teilte die Europäische Zentralbank am Donnerstag mit, dass die Zinsen im Euro-Raum zum Jahresende unverändert bleiben. Der entscheidende Leitzins liegt damit weiter bei 4,0 Prozent.

Die britische Notenbank senkte unterdessen den Leitzins von 5,75 Prozent auf 5,5 Prozent. Auch dieser Beschluss war erwartet worden, nachdem der seit Jahren boomende britische Immobilienmarkt erste Anzeichen von Schwäche zeigt. Das OECD-Gutachten hatte der britischen Notenbank mit Blick auf absehbar deutlich sinkende Wachstumsraten eine sukzessive Lockerung der Geldpolitik nahe gelegt.

Aufschwung in Deutschland schwächelt

Bauarbeiter mit Deutschlandflagge
Die Konjunktur wackelt etwasBild: picture-Alliance/dpa

In Deutschland wird sich das Wachstum der OECD zufolge von 2,6 Prozent in diesem Jahr bis 2009 auf 1,6 Prozent verlangsamen. Dank der vergangenen Reformen reicht das aber aus, um die nach OECD-Kriterien berechnete Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent im auslaufenden Jahr bis 2009 auf 5,6 Prozent zu senken. Die OECD-Prognose liegt immer unter der Prognose der Bundesregierung, die eine andere Bezugsgrundlage hat.

Für 2008 wird ein Plus von 1,8 Prozent erwartet - noch im Mai hatte die OECD 2,2 Prozent Wachstum vorhergesagt. Als Reaktion auf den starken Euro dürften zudem die Importe zunehmen. Der Beitrag zum Außensektor werde deutlich geringer ausfallen. Die globale Abschwächung der Export- und Investitionsdynamik werde jedoch zum Teil durch eine Verschiebung des Wachstums zum privaten Konsum kompensiert werden. Darüber hinaus könnte die Sparquote allmählich sinken, was dem Konsum zusätzliche Impulse geben würde. Die bisher verfügbaren Indikatoren wiesen darauf hin, dass der Aufschwung intakt bleiben werde.

Laut OECD besteht das größte Risiko darin, dass die Verschiebung des Wachstums zum privaten Konsum unterbrochen werden könnte, wenn der Ölpreis oder die Nahrungsmittelkosten über Erwarten stark anzögen. Auch könnten die Netto-Exporte deutlicher zurückgehen als angenommen, wenn die Nachfrage infolge anhaltender Turbulenzen an den Finanzmärkten oder bei einer weiteren erheblichen Aufwertung des Euro stärker nachlässt als erwartet.

OECD fordert Aufwertung des Yuan

Chinas Währung
Der Wechselkurs des Yuan ist umstrittenBild: AP

Der starre Wechselkurs des Yuan belastet nach Ansicht der OECD nicht nur die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Europa und China, sondern verhindert auch eine Stabilisierung der boomenden Wirtschaft des Landes. Trotz Gegenmaßnahmen der Notenbank, die den Leitzins in diesem Jahr bereits vier Mal angehoben hat, sei die Inflation weiterhin sehr hoch. Durch die anhaltende Überhitzung der chinesischen Binnenwirtschaft und die rasant steigenden Nahrungsmittelpreise drohe China eine Inflationsspirale. Daher spreche vieles dafür eine Aufwertung des Yuan, der zurzeit nur in einer engen Bandbreite zum Dollar schwanken kann, zuzulassen.

China hatte sich bislang geweigert, dies zu erlauben und vor wenigen Tagen nur eine vorsichtige Lockerung seiner Wechselkurspolitik angedeutet. Europa wirft China seit langem vor, durch seine Wechselkurspolitik die heimische Wirtschaft künstlich zu subventionieren. (kas)