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Olympia-Check

29. September 2009

Am Freitag entscheidet das Internationale Olympische Komitee in Kopenhagen über den Ausrichter der Sommerspiele 2016. Einer der vier Kandidaten, die noch im Rennen sind, ist die US-Metropole Chicago.

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Madrid, Tokio, Chikago, Rio DW-Grafik: Peter Steinmetz Olympische-Spiele-2016-Bewerberstädte
Bild: DW

Steckbrief

Handelsmetropole und drittgrößte Stadt der USA, am Lake Michigan gelegen, ca. 180 m über dem Meeresspiegel, 600 qkm groß, 2,9 Millionen Einwohner.


Wettkampfstätten

Computergrafik der geplanten olympischen Insel von Chicago. Foto: AP
Geplante olympische InselBild: AP

Etwa die Hälfte der geplanten Wettkampfstätten (15 von 31) existiert bereits. Die restlichen müssten komplett neu gebaut werden. Zwei dieser Sportstätten sollen erst 2016 fertiggestellt werden, die Prüfer des Internationalen Olympischen Komitees meldeten deswegen Bedenken an.

Zwei Drittel aller Wettkampfstätten liegen nach den Planungen Chicagos in einem Umkreis von nur zehn Kilometern rund um das Olympische Dorf.

Die Mountainbike- und Straßenrad-Wettbewerbe sollen in Wisconsin ausgetragen werden, mehr als 250 Kilometer von Chicago entfernt.

Infrastruktur

Eine Maschine landet beim vom Sonnenaufgang roten Himmel auf dem Chicagoer Flughafen O'Hare. Foto: AP
Landeanflug O'Hare-AirportBild: ap

▲ Der Chicagoer O'Hare International Airport ist mit rund 70 Millionen Fluggästen pro Jahr der Flughafen mit dem zweitgrößten Passagieraufkommen der Welt. Lediglich der Flughafen in Atlanta verzeichnet mehr Fluggäste. Mit dem Midway International Airport verfügt Chicago über einen weiteren, wenn auch kleineren Flughafen.

Die Autobahnen von und zur Innenstadt sind häufig verstopft.

Der öffentliche Nahverkehr mit Eisenbahn, Hochbahn und U-Bahn funktioniert gut und ist einer der meist genutzten der USA. Beide Flughäfen sind angebunden.

Das IOC verlangt 45.000 Zimmer für die Olympia-Gäste. 57.000 sind bereits jetzt in Chicago vorhanden. Zur Freude der IOC-Prüfer liegen die meisten davon in direkter Nähe der geplanten Wettkampfstätten.

Sicherheit

Das IOC bescheinigt den US-Sicherheitskräften hohe Professionalität.

2008 wurden in der Bewerberstadt 510 Morde registriert. Chicago hat damit, gemessen an der Bevölkerungszahl, eine der höchsten Mordraten aller US-Städte. Mehrere Jahre lang führte Chicago diese Negativ-Liste sogar an, wurde inzwischen aber von New Orleans überholt.

Die USA sind nach wie vor eines der erklärten Hauptangriffsziele der Terrororganisation El Kaida.

Finanzen

Der geplante Etat des Organisationskomitees liegt mit 3,8 Milliarden US-Dollar deutlich über den Haushalten der anderen Bewerber-OKs. Die IOC-Prüfer sprachen von einem "ehrgeizigen" Etat, bemängelten jedoch, dass Finanzgarantien fehlten, z.B. für den Bau des Olympischen Dorfes. Erst Anfang September bewilligte der Stadtrat Chicagos diese Finanzgarantien.

Rückhalt in der Bevölkerung

Bei einer Umfrage des IOC unterstützten lediglich 67 Prozent der Chicagoer und nur 61 Prozent der US-Amerikaner die Olympia-Kandidatur der Stadt. Das war der zweitniedrigste Wert aller Bewerber. Nur in Tokio gab es noch weniger Rückhalt in der Bevölkerung.

Blick auf den Monroe Harbor, dahinter eine Kette von Hochhäusern. Foto: AP
Am Monroe Harbor sollen unter anderem die Ruder- und Kanu-Wettbewerbe ausgetragen werden.Bild: AP

Sonstiges

Die IOC-Prüfer zeigten sich besorgt über den vor allem nachmittags oft auffrischenden Wind, der einige Wettbewerbe wie Tennis, Rudern, Kanu oder Bogenschießen gefährden könnte.

Das US-Organisationskomitee hatte zunächst eine eigene Olympia-Fernsehgesellschaft geplant. Diese Idee kam beim IOC nicht gut an, da es den großen Teil seiner Einnahmen aus Fernsehübertragungsrechten bezieht. Inzwischen hat das OK den Plan verworfen.

Barack Obama, US-Präsident mit großem Charisma, hat fast 25 Jahre lang in Chicago gelebt, bevor er ins Weiße Haus umzog. Obama kommt nach Kopenhagen, um der Bewerbung kurz vor der Entscheidung noch einmal den vielleicht entscheidenden Schwung zu verleihen.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Wolfgang van Kann