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Oracle greift an

14. Dezember 2004

SAP muss aufpassen: Der Datenbank-Anbieter Oracle verbessert seine Marktposition bei der Firmensoftware. Für über zehn Milliarden Dollar schluckt Oracle das Unternehmen PeopleSoft nach einer langen Übernahmeschlacht.

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Oracle-Zentrale im Silicon Valley: Sitz der neuen Nummer zwei für FirmensoftwareBild: AP
Larry Ellison von Oracle
Larry Ellison (2000), ein Boss mit SiegeswillenBild: AP

Larry Ellison kriegt immer, was er will. Der Chef der Oracle Corporation konnte am Montag (13.12.2004) einen der größten Deals der IT-Branche feiern. Sein Unternehmen wird durch die Übernahme von PeopleSoft weltweit das Zweitgrößte im Marktsektor für Unternehmens-Software. Anfang Januar 2005 soll die Transaktion, der die Verwaltungsräte beider Unternehmen bereits zugestimmt haben, stattfinden. Erreicht hat Oracle den Deal, nachdem das Unternehmen sein Angebot bis auf 26,50 Dollar je PeopleSoft-Aktie erhöht hat.

Riese schluckt Giganten

Oracle liegt bislang im Bereich Unternehmenssoftware-Sektor weltweit auf Platz drei - noch hinter PeopleSoft und dem Branchenführer SAP. Durch die Übernahme schließt der Datenbank-Riese auch viel stärker zu SAP auf; bisher machte das Kerngeschäft rund 80 Prozent des Oracle-Konzernumsatzes aus. "Dieser Zusammenschluss gibt Oracle noch mehr Masse und Bewegung", sagte Ellison. Er verwies darauf, dass Oracle mehr Kunden und mehr Investitionsspielraum haben werde.

Ellison rechnet außerdem damit, dass der Kauf im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Cent Gewinnsteigerung bringen wird und im kommenden Geschäftsjahr insgesamt acht Cent je Aktie. Im darauf folgenden Jahr werde es noch etwas mehr sein. Die Reaktion an der Wall Street scheinen ihn zu bestätigen. Nach Bekanntwerden der Übernahme verteuerten sich Oracle-Aktien um rund 9,5 Prozent, die Aktien von PeopleSoft kletterten um mehr als zehn Prozent.

Stationen einer Übernahmeschlacht

Oracle kauft PeopleSoft
PeopleSoft war bislang der größte Rivale von SAPBild: AP

Anderthalb Jahre lang hat Larry Ellison für diesen Deal gekämpft. Im ehemaligen PeopleSoft-Geschäftsführer Craig Conway hatte er dabei lange Zeit einen erbitterten Gegenspieler. Dieser glaubte, mit der Übernahme des Konkurrenten J.D. Edwards im Juli 2003 den entscheidenden Schachzug gemacht zu haben, um alleiniger Konkurrent von SAP zu werden. Doch Oracle reagierte mit einem feindlichen Übernahme-Angebot und bot den Aktionären von PeopleSoft 16 Dollar je Aktie. Craig Conway warf Ellison ein Täuschungsmanöver vor, mit dem die Fusion mit J.D. Edwards verhindert werden sollte.

Auch mehrere weitere Oracle-Offerten lehnt PeopleSoft unter Conway ab. Im Februar 2004 schaltet sich das amerikanische Justizministerium ein und reicht eine Kartell-Klage ein, um die Übernahme zu verhindern. Im September 2004 wendet sich das Blatt mit der Entscheidung eines US-Bundesgerichtes, den feindlichen Übernahmeversuch zu erlauben. Die Begründung: Das Justizministerium könne eine wettbewerbsverzerrende Wirkung nicht nachweisen.

Widersacher entlassen, Deal geglückt

Im Oktober 2004 entließ der Verwaltungsrat von PeopleSoft dann Craig Conway und machte damit den Weg frei für die Übernahme durch Oracle. Doch die Aktionäre von PeopleSoft erreichten, dass Larry Ellison und sein Unternehmen ihr Angebot dafür noch zweimal nachbesserte: Von 21 Dollar je Aktie im Oktober zu den nun endgültigen 26,50 Dollar.

Der weltweite Branchenprimus, die deutsche SAP AG aus Walldorf, bleibt trotz der Übernahme Marktführer bei Programmen für Geschäftsabwicklung sowie Buchführung und Kundenverwaltung. Der Union-Investment-Fondsmanager Andre Köttner vermutet, dass SAP den Bestandskunden der Konkurrenz Angebote unterbreiten wird: "Die Kunden werden sich jetzt erst einmal nicht unbedingt für PeopleSoft entscheiden, wenn sie gar nicht wissen, wie es mit deren Programm weiter geht." SAP muss hoffen, dass Larry Ellison sich nicht vorgenommen hat, auch noch den letzten größeren Konkurrenten zu schlucken. (bde)