1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Reporter immer wieder Ziel tödlicher Gewalt

16. Februar 2011

Weltweit werden Reporter bei ihrer Arbeit bedroht, schikaniert oder getötet. Viele von ihnen werden gezielt zum Schweigen gebracht. Wie zuletzt in Tunesien und Ägypten.

https://p.dw.com/p/10HoE
Menschenmenge mit ägyptischen Flaggen beim Protest auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo (Foto: AP)
Brutale Übergriffe: Während der Proteste in Kairo wurde ein ägyptischer Journalist getötetBild: AP

Mindestens 44 Journalisten sind im vergangenen Jahr nach Angaben des Kommitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) bei der Ausübung ihres Berufes getötet worden. Viele von ihnen seien Regierungen und machtvollen Interessengruppen zum Opfer gefallen, die gezielt versucht hätten, Reporter zum Schweigen zu bringen. Das schreibt das CPJ in einem in New York veröffentlichten Bericht. Bereits Ende 2010 hatte die Organisation "Reporter ohne Grenzen" Zahlen veröffentlicht. Sie spricht sogar von 57 getöteten Journalisten weltweit.

Pakistan war das gefährlichste Land

Männer tragen einen Sarg durch eine Menschenmenge in der irakischen Stadt Erbil (Foto: AP)
Gefahren-Land Irak: Beerdigung des erschossenen Journalisten Riad el Sarai im September 2010Bild: AP

Nach Angaben beider Journalisten-Organisationen war Pakistan 2010 das gefährlichste Land für Berichterstatter. Laut CPJ wurden hier acht Journalisten getötet. Im Irak seien es fünf gewesen. In Honduras, Mexiko und Indonesien starben jeweils drei, in Somalia zwei Reporter. Mehr als die Hälfte der Getöteten sei gezielt ermordet worden. Der Rest starb während Gefechten in Konfliktzonen oder bei gefährlichen Recherchen. Laut CPJ wurden 145 Reporter, Redakteure und Fotojournalisten 2010 über kurze oder längere Zeit inhaftiert, die meisten davon im Iran und in China.

Übergriffe in Tunesien und Ägypten

In den ersten beiden Monaten dieses Jahres starben bereits fünf Journalisten, zwei davon während der Anti-Regierungs-Proteste in Tunesien und Ägypten. Das jüngste Opfer ist ein ägyptischer Journalist. Er wurde beim Filmen der Straßenschlachten in Kairo von Sicherheitskräften angeschossen und starb wenige Tage später an den Folgen seiner Verletzungen.

In- und ausländische Reporter in Kairo wurden angegriffen, verprügelt und drangsaliert. Ihnen wurde die Ausrüstung abgenommen, manche wurden stundenlang festgehalten. Viele ausländische Medien berichteten ausführlich über die Eskalation der Gewalt gegen ihre Korrespondenten. Die wahren Helden seien die einheimischen Reporter, heißt es im Vorwort des CPJ-Berichts. Sie seien besonderem Druck ausgesetzt und im Gegensatz zu ausländischen Korrespondenten errege ihr Tod meist wenig Aufsehen.

Kaum Schutz für Reporter

Eine Grafik zeigt den Schatten eines Reporters mit Kamera, davor wurde eine grüne Zielscheibe montiert (Foto: Fotolia/DW)
Im Kreuzfeuer: vor allem in Konfliktgebieten sind Journalisten schlecht geschützt

Zudem warf die Journalistenorganisation CPJ den Vereinten Nationen und anderen international und regional agierenden Organisationen wie der Afrikanischen Union (AU) vor, beim Schutz von Journalisten zu versagen. "Wir beobachten ein eklatantes Scheitern der internationalen Organisationen, wenn es darum geht, die Presse zu verteidigen", sagte der Afrika-Chef des CPJ, Tom Rhodes. Er warf der Afrikanischen Union vor, für den ganzen Kontinent lediglich einen Teilzeit-Berichterstatter für Pressefreiheit zu beschäftigen. In vielen afrikanischen Ländern herrsche Bürgerkrieg und die Journalisten seien täglicher Gewalt durch Regierungen und Konfliktparteien ausgesetzt, so Rhodes.

850 Opfer in 20 Jahren

Die Bilanz des vergangenen Jahres liegt niedriger als die von 2009. Damals lag die Zahl der getöteten Journalisten aufgrund eines Massakers in den Phillippinen bei insgesamt 72. Das Kommitee zum Schutz von Journalisten registriert die Zahl der Opfer seit 1992. Bis heute kamen demnach 850 Reporter bei Einsätzen ums Leben.

Autorin: Julia Hahn (mit afp, dpa, dapd)
Redaktion: Eleonore Uhlich