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Simbabwes Touristenschwund

Das Gespräch führte Klaudia Pape30. Januar 2009

Sie gehören zu den größten Touristenattraktionen Afrikas: Die Victoria-Falls. Früher hat Simbabwe mit den Besuchern viel Geld verdient. Seit Mugabe die weißen Farmer aus dem Land vertrieben hat, sieht das anders aus.

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Weniger attraktiv als früher: Victoria FälleBild: AP

Seit Anfang September haben sich in das Besucherbuch des Nationalparks gerade mal 30 Besucher eingetragen und in den Hotels in der Nähe der Victoria-Falls herrscht gähnende Leere. DW-Radio hat mit Afrika-Korrespondent Marc Engelhardt über seinen Besuch der Victoria-Wasserfälle gesprochen.

DW-Radio: Herr Engelhardt, wegen der heiklen politischen Lage kommen nur noch wenige Touristen auf die simbabwische Seite der Victoria-Fälle. Was bedeutet das finanziell für das Land?

Marc Engelhardt:

Die Victoria-Wasserfälle waren eine große Devisenquelle und zwar nicht nur für die Unternehmer, denen die Hotels gehören, zum Teil ausländische Investoren, sondern auch für die Bevölkerung von Victoria-Falls. Diese Einkommensquelle ist praktisch komplett versiegt. Die Touristen, die heute noch kommen, übernachten in Livingston auf der sambischen Seite, ein früher ganz verschlafenes Dorf. Heute werden hier die Hotels gebaut. Und dann kommen die Leute für einen Tagestrip mal rüber nach Simbabwe. Die sitzen dann in Kleinbussen und fahren über die Brücke, die beide Länder verbindet. Ich habe das gestern bei der Passkontrolle gesehen, da ist man schon sehr unsicher. Man hat eben Angst, dass da drüben in Simbabwe alles ganz unberechenbar ist, dass jederzeit Bürgerkrieg ausbrechen könnte. Das ist natürlich nicht so, aber die Bevölkerung leidet unheimlich darunter, dass die Touristen Angst haben, in das Land zu kommen.

Und Sie persönlich? Haben Sie Angst gehabt bei Ihrem Aufenthalt in Simbabwe?

Nein, ich habe keine Angst gehabt. Man muss keine Angst haben, dass man verfolgt wird. Es gibt auch keine Polizei oder Soldaten auf den Straßen. Simbabwe ist nicht im Bürgerkrieg, Simbabwe ist in einer politischen Krise und das ist ein großer Unterschied. Und für Touristen hat es vielleicht noch nie eine bessere Zeit gegeben als heute, um die Victoria-Fälle zu sehen. Mit mir waren an dem Tag zehn Touristen im Park unterwegs und das heißt natürlich schon, dass man einmalige Aus- und Anblicke hat.

Könnten denn Touristen eventuell auch von den Victoria-Fällen aus weiter durch das Land reisen? Ist das ratsam durch Simbabwe zu reisen?

Also man könnte das tun. Und es gibt auch Reiseagenturen in Victoria-Falls, die sagen, sie können Touren organisieren in die Nationalparks, die gut 160 – 180 Kilometer weiter im Landesinneren liegen. Ob es ratsam ist? Solange man sich in den Nationalparks aufhält: sicher. Das Problem ist, es gibt kaum Benzin in Simbabwe. Das heißt, Reisen - die Fahrt an sich - ist eine sehr teure und anstrengende Angelegenheit. Benzin muss in Devisen bezahlt werden, das kann sich kaum jemand leisten und deswegen ist Transport eines der größten Probleme, wenn man individuell Urlaub machen möchte.

Sollte sich irgendwann einmal die Lage in Simbabwe wieder normalisieren, könnte dann Ihrer Meinung nach der Tourismus wieder eine große Einnahme-Quelle für das Land werden?

Also in Victoria-Falls auf jeden Fall. Und Simbabwe hat ja noch viel mehr zu bieten – da ist zum Beispiel die einzige wirklich bedeutende historische Ruinen-Stadt auf afrikanischem Boden, die auch Simbabwe heißt, es gibt mehrere Nationalparks. Und Simbabwe war ja eines der herausragenden Touristen-Ziele in Afrika gewesen – immer – die Leute sind sehr freundlich hier, es gibt unheimlich viele Dinge zu sehen, auch verschiedene Dinge zu sehen und die Infrastruktur ist bis heute, bis zum heutigen Tag besser als in den meisten afrikanischen Ländern. Also aus meiner Sicht könnte es sofort wieder losgehen, wenn die Leute, die Touristen, mehr Vertrauen haben in das Land.