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Politik

Syrische Soldaten feiern Sieg in Aleppo

13. Dezember 2016

Der syrische Machthaber Baschar al-Assad hat Aleppo offenbar nahezu zurückerobert. Während seine Anhänger jubeln, sind die UN in Sorge um die Bevölkerung: Zivilisten seien regelrecht hingerichtet worden.

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Ein Regierungssoldat am Montag auf dem Dach eines zerstörten Gebäudes in Aleppo
Ein Regierungssoldat am Montag auf dem Dach eines zerstörten Gebäudes in AleppoBild: Reuters/O. Sanadiki

Jubelbilder aus West-Aleppo

Regierungstruppen haben im syrischen Aleppo den bevorstehenden Triumph von Staatspräsident Baschar al-Assad gefeiert. Mit Maschinengewehren feuerten sie Freudenschüsse in den Himmel, berichten Reporter aus dem westlichen Stadtteil, der schon seit längerem unter der Kontrolle des Regimes steht.

Bereits in den vergangenen Tagen sind die von den Rebellen und extremistischen Gruppen gehaltenen Gebiete im Osten Aleppos durch die Offensive der syrischen Armee und seinem Verbündetem Russland um die Hälfte geschrumpft. Nun lassen offenbar auch die Bombardierungen der Artilleriebeschuss und die Luftangriffe auf Rebellenstellungen im Osten der Großstadt nach. Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien sieht "das Ende der Kämpfe um Aleppo" kommen. Die Organisation sprach von einem "vollständigen Zusammenbruch" bei den Rebellen. 

Neue Frontlinie am Westufer des Flusses

Nach Angaben aus Militärkreisen sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis Aleppo vollständig von der Regierung vollständig erobert werde. Ein Vertreter der Rebellen-Gruppe Dschabha Schamija teilte aus der Türkei mit, die Aufständischen hätten am Westufer des Aleppo-Flusses eine neue Frontlinie errichtet. Ein Vertreter des syrischen Militärs widersprach diesen Angaben und sagte dagegen, die Rebellen flöhen in Panik.

Durch die sich rasch verschiebenden Fronten wurden in den vergangenen Tagen Tausende Menschen zur überstürzten Flucht gezwungen. In den Straßen waren Menschen zu sehen, die das Nötigste zusammengerafft hatten oder Angehörige in Rollstühlen schoben. In den vergangenen 24 Stunden seien mehr als 10.000 Zivilisten aus diesen Vierteln geflohen, teilte die Beobachtungsstelle mit, deren Angaben von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen sind.

UN berichten von Gräueltaten

Wie die Vereinten Nationen (UN) berichteten, haben Regierungstruppen und ihre Verbündeten in den vergangenen Tagen mindestens 82 Zivilisten getötet. Der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville, sprach in Genf von regelrechten Hinrichtungen. Unter ihnen seien auch elf Frauen und 13 Kinder, fügte er unter Berufung auf glaubwürdige Informationen von vor Ort hinzu. Er gehe davon aus, dass die Gräuel "wahrscheinlich in den vergangenen 48 Stunden" in vier verschiedenen Bezirken des bisher von Rebellen gehaltenen Ostteils von Aleppo begangen wurden. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte sich zuvor bereits besorgt über derlei Berichte gegen zahlreiche Zivilisten geäußert.

Wie schwer wiegt der Verlust Aleppos für die Rebellen? Gespräch mit Daniel Gerlach, NMO-Experte

Merkel und Hollande plädieren für Fluchtkorridore

Für einen besseren Schutz der Zivilbevölkerung, humanitäre Hilfe und eine medizinische Versorgung plädiert auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Am Rande ihres Treffens mit Frankreichs Präsident Hollande sagte sie: "Wir werden nichts unversucht lassen, um hier die Einsicht beim syrischen Regime, aber auch bei Russland und Iran zu erzeugen, dass es hier um Menschen geht und dass die Situation der Menschen dringend verbessert werden muss." Die Situation sei desaströs. "Es bricht einem das Herz", sagte Merkel im Berliner Kanzleramt.

Auch Holland erklärte, die humanitäre Lage sei inakzeptabel. In Aleppo seien 120.000 Geiseln gefangen, die bombardiert würden und unter Repressionen litten. Die Menschen riskierten ihr Leben, wenn sie aus Aleppo heraus wollen. Es müsse nicht nur Korridore für humanitäre Hilfe geben, sondern auch "ein humantitäres Ultimatum" ausgesprochen werden, appellierte Frankreichs Präsident. "Wir müssen handeln." Dazu müsse Druck auf Russland gemacht werden.   

Türkei will mit Russland verhandeln

Um weitere Gräueltaten in Aleppo zu verhindern, verhandelt die Türkei mit Russland über eine Feuerpause und die Einrichtung eines Korridors zur Evakuierung von Kämpfern und Zivilisten aus der Rebellen-Enklave. Dafür würden sich am Mittwoch Vertreter der Türkei und Russlands treffen, kündigte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu an.

Ein Vertreter der Rebellengruppe Fastakim erklärte, es gebe keine internationalen Kontakte, um einen freien Abzug von Kämpfern und Zivilisten in die Wege zu leiten. Russland hatte bereits früher erklärt, den Aufständischen werde die Flucht aus Aleppo über einen sicheren Weg aus der Stadt angeboten. Allerdings hatten sich die Kriegsparteien in der Millionen-Metropole nicht auf die Modalitäten einigen können. Gestritten wurde unter anderem darüber, wohin der Korridor führen sollte.

pab/stu (apf, dpa, rtrd)