1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Trendwende?

1. Oktober 2009

Der Häusermarkt ist das Sorgenkind der US-Wirtschaft. Nach dem Boom 2006 kam der Fall, der alles mit sich riss. Jetzt steigen die Häuserpreise wieder. Immobilienhändler beschwören den Aufschwung. <i>Von Miriam Braun</i>

https://p.dw.com/p/JtYX
Haus in Nashville, Tennessee (Foto: AP)
Da die Preise für Häuser in den USA gefallen sind, steigt die Nachfrage auch wiederBild: AP

Für 7500 Dollar kriegt man in den USA ein gebrauchtes Auto. Oder ein Haus in Detroit - oder zwei oder drei! Auf Immobilienseiten im Internet sind die günstigsten Eigenheime ab 50 Dollar zu bekommen. Mancherorts ist der Zeitpunkt für Investitionen gekommen, meint zumindest Karin Shewer, Präsidentin von Real Estate Capital Partners. "Es gibt Möglichkeiten, interessante Mehrfamilienhäuser sehr günstig von verzweifelten Verkäufern zu kaufen", sagt Shewer.

Laut der Immobilienverwalterin treffen sich Angebot und Nachfrage wieder. Allerdings meist nicht in Detroit oder den "Sun Belt"-Staaten wie Kalifornien oder Florida. Dort fallen die Preise immer noch. In Gegenden wie Houston oder Dallas in Texas habe man die Talsohle aber durchschritten, meint Shewer. Diese wiesen auch früher schon stetigeres Wachstum auf, ohne dass sich Preise so überdimensional aufgebläht haben.

Sinkende Preise bedeuten steigende Nachfrage

Haus in East Hampton, N.Y. (Foto: AP)
"Tolle Angebote da draußen"Bild: AP

Das ökonomische Prinzip hinter dem Aufschwung ist simpel: Die Preise für Häuser fallen, also steigt die Nachfrage. Auch in einer von der Krise geläuterten US-Gesellschaft geben die guten Konjunkturindikatoren der vergangenen Wochen den potentiellen Käufern wieder Vertrauen. "Der US-Konsument sieht tolle Angebote da draußen. Der Häuserpreisindex ist so gut wie noch nie", meint Anirvan Banerji, Leiter der Research-Abteilung am Economic Cycle Research Institute in New York.

Wegen des Preisverfalls werden Eigenheime heute erschwinglicher angeboten als je zuvor. "Und die meisten US-Konsumenten haben sichere Jobs. Die schauen sich die Lage an und sagen: Hey, es ist eine gute Zeit zu kaufen." Trotzdem sind landesweit rund zehn Prozent der Bevölkerung arbeitslos. Neuesten Daten zufolge sind sieben von zehn Amerikanern mit ihren Hypothekenraten deutlich im Verzug - da bleibt genug Raum für Skepsis.

Nach vorne schauen

Natürlich läge man immer noch am Boden, meint Anirvan Banerji: "Klar sieht es hier sehr harsch und brutal aus". Dennoch rät er zu mehr Gelassenheit, denn es gehe zwar langsam, aber die amerikanische Ökonomie würde den Boden gerade verlassen. "Die Amerikaner schauen immer den schwarzen Himmel an, der hinter ihnen liegt. Wenn sie nach vorne schauen würden, würden sie das Morgengrauen sehen", meint Banerji.

Allerdings nur, weil die Regierung in den vergangenen Monaten kräftig eingegriffen hat: Washington hängt bei rund 80 Prozent der dieses Jahr geschlossenen Hypothekenverträgen auf irgendeine Weise mit drin. Entweder über die von der Regierung gestützten Hypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac, über das Aufkaufen fauler Hypothekenpapiere oder über die Steuervergünstigungen für Erst-Häuserkäufer. Ob der Markt schon ohne dieses Gerüst tragen könnte, bleibt fraglich.

Markt für Gewerbeimmobilien bleibt kritisch

Auch wenn die Häuserpreise im Juli gestiegen sind - um rund 0,3 Prozent und damit schon den dritten Monat in Folge -, sieht es gerade für den Markt der Gewerbeimmobilien noch düster aus. "Im ganzen Land sehen wir eine sehr schwache Nachfrage", meint Karin Shewer. Sie glaubt, dass bis Ende 2012 noch viele Schulden anfallen werden.

Gerade hier schlägt die Arbeitslosigkeit direkt durch: "Die Firmen, beschäftigen weniger Mitarbeiter, also brauchen sie kleinere Büros", erklärt Banerji vom Economic Cycle Research Institute. Und wenn Firmen pleite gehen, bräuchten sie gar keine Büroräume mehr. "Es wird noch Einschnitte geben auf dem Markt für Gewerbeimmobilien", fasst Shewer die Lage zusammen.

Autorin: Miriam Braun
Redaktion: Julia Elvers-Guyot