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Unklare Lage in Bagdad

Wim Abbink5. April 2003

Erstmals seit Beginn des Irak-Krieges vor zweieinhalb Wochen sind amerikanische Panzer nach Bagdad eingedrungen. Es hat eine Massenflucht aus der Hauptstadt eingesetzt. Anhaltende Kämpfe auch in anderen Städten.

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Zerstörter irakischer Panzer in einem Vorort von BagdadBild: AP

Nach Angaben von US-Militärsprecher Frank Thorp kam es bei dem Panzervorstoß am Samstag (5.4.) zu "sporadischen heftigen Kämpfen" mit der Republikanischen Garde. Das Pentagon bestätigte Kämpfe in der Stadt. Es habe auf beiden Seiten Tote und Verletzte gegeben. Roland Huguenin-Benjamin vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Bagdad sagte dem US-Sender CNN später, pro Stunde würden "bis zu 100 Kriegsverletzte" in das Jarmuk-Hospital eingeliefert.

Verwundeter Soldat
Abtransport eines verwundeten US-SoldatenBild: AP

In Katar erklärte das US-Zentralkommando weiter, die Panzer seien nordwärts zum Tigris und dann in Richtung Bagdader Flughafen im Westen vorgerückt. Iraks Informationsminister Mohammed Sajjid el Sahhaf sagte dagegen, die US-Truppen seien lediglich bis in die Außenbezirke der 5-Million-Metropole gekommen.

Massenflucht aus Bagdad

Nach Angaben des Zentralkommandos ziehen die US-Truppen ihren Ring um Bagdad immer enger. So solle sichergestellt werden, dass keine Verstärkung in die Hauptstadt gelangen könne, aber jeder sei frei, die Stadt zu verlassen. Korrespondenten berichteten, dass eine Massenflucht eingesetzt habe. Für das Wochenende wurde eine Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius erwartet. Die alliierten Luftangriffe auf Stellungen der Republikanischen Garde in Bagdad gingen unterdessen weiter - seit Samstag rund um die Uhr, wie ein Pentagon-Sprecher in Washington mitteilte.

Flucht aus Bagdad
Flucht aus BagdadBild: AP

Der arabische TV-Sender El Dschasira meldete unter Berufung auf Augenzeugen heftige Kämpfe im Stadtteil Jarmuk im Südwesten Bagdads, zehn Kilometer vom Stadtkern entfernt. Angesichts des Vormarsches rief der irakische Präsident Saddam Hussein in einer von Informationsminister Mohammed Sajjid el Sahhaf im Fernsehen verlesenen Erklärung die Bevölkerung zum Widerstand auf.

Anhaltende Kämpfe auch in anderen Städten

In der Nähe der Hauptstadt töteten US-Soldaten an einem Kontrollpunkt sieben Zivilisten, darunter drei Kinder. Beim Absturz eines Super-Cobra-Hubschraubers in Zentralirak kamen nach US-Angaben die beiden Piloten ums Leben. Der Helikopter sei nach bisherigen Erkenntnissen aber nicht abgeschossen worden. In der Umgebung des von US-Truppen eingenommenen Internationalen Flughafens wurde weiter gekämpft.

Anhaltende Kämpfe wurden auch aus den Städten Basra und Samawah im Süden des Landes gemeldet. Im Nordirak konnten kurdische Truppen laut des britischen BBC-TV ohne größere Kämpfe Geländegewinne verbuchen. Bei der Stadt Mosul soll es aber Gefechte zwischen kurdischen und irakischen Soldaten gegeben haben.

Saddam vom Sockel
Ein britischer Panzer zerstört eine Statue des irakischen Präsidenten Saddam Hussein in BasraBild: AP

USA beansprucht Führungsrolle beim Wiederaufbau

Das Pentagon gab die Zahl der bisher im Irak-Krieg getöteten US-Soldaten mit 75 an. Sieben Amerikaner befänden sich in irakischer Gefangenschaft. Das US-Zentralkommando bezifferte die Zahl der irakischen Kriegsgefangenen auf rund 6500.

US-Präsident George W. Bush bekräftigte, die alliierten Kräfte würden nicht auf halber Strecke Halt machen. Condoleezza Rice, Bushs Sicherheitsberaterin, erklärte, die Führungsrolle beim Wiederaufbau des Irak stehe nicht den UN, sondern den USA zu. "Es ist nur natürlich, zu erwarten, dass die alliierten Kräfte die leitende Rolle haben werden, nachdem sie sich an der Befreiung des Irak beteiligt und dafür Leben und Blut geopfert haben", sagte die Beraterin.

Hinweis: Angaben zu Truppenbewegungen, Opfern und Schäden basieren zumeist auf Informationen der Kriegsparteien und können in der Regel nicht unabhängig überprüft werden.