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Vatikanische Regierung bleibt im Amt

21. April 2005

Die alte Führungsriege im Vatikan ist auch die neue. Offen ist aber noch der Ratzinger-Nachfolger an der Spitze der Glaubenskongregation.

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Die Schweizer Garde hält Wache vor dem PeterdomBild: AP

Der neue Papst Benedikt XVI. hat am Donnerstag (21.4.2005) führende Vertreter der Vatikan-Regierung im Amt bestätigt. Die Funktion des vatikanischen Außenministers bekleidet weiterhin Giovanni Lajolo. Erzbischof Leonardo Sandri bleibt Innenminister. Der zweitmächtigste Mann im Vatikan bleibt Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano.

Sodano: Verschwiegen, welterfahren und loyal

Kardinal Angelo Sodano Galeriebild
Kardinal Angelo SodanoBild: AP

Der 77jährige Sodano ist Ministerpräsident des Vatikans. Er bekleidet den Posten seit 15 Jahren. "Wenige kennen das wechselhafte Spiel der Gleichgewichte und die Intrigen im Vatikan so gut wie er", urteilte ein Vatikanbeobachter. Zur Seite steht ihm auch weiterhin sein Stellvertreter, der 61 Jahre alte argentinische Erzbischof Leonardi Sandri, einer der Vertrauten von Johannes Paul II.

Sodano wurde am 23. November 1927 in Asti im Piemont geboren. Er enstammt altem nordwestitalienischen Adel. 1961 trat er in den diplomatischen Dienst des Vatikans ein. 1988 übernahm er das Amt des Außenministers und bestimmte maßgeblich die vatikanische Außenpolitik mit. Ende 1990 stieg er an die Spitze des vatikanischen Staatssekretariats auf, 1991 wurde er zum Kardinal ernannt.

Sodano ist ein erfahrener Kurien-Diplomat mit gewaltiger Stimme und mächtiger Statur. Ihm ging der Ruf des etwas farblosen Diplomaten mit steiler Karriere voraus, als er vor 15 Jahren die Nachfolge des legendären Kardinalstaatssekretärs Agostino Casaroli antrat. Doch heute hat er den Kurien-Apparat fest im Griff. In Ecuador, Uruguay und Chile legte er die Basis für seinen Ruf als Lateinamerikaexperte. Als Nuntius in Chile setzte er sich für die Menschenrechte ein, ließ aber auch die Beziehungen zu Diktator Augusto Pinochet nicht abreißen - Anlass für harsche Kritik.

Lajolo: Spitzendiplomat und Deutschland-Kenner

Herbstvollversammlung Deutsche Bischofskonferenz
Giovanni Lajolo (links) und der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann (rechts)Bild: dpa

Erzbischof Giovanni Lajolo ist im Staatssekretriat Leiter der Abteilung für die Beziehungen mit den Staaten" - also Außenminister. Der 70-Jährige aus Novara in Norditalien war von 1995 bis 2003 Apostolischer Nuntius (Vatikan-Botschafter) in Deutschland. Lajolo ist Experte für Konkordate und Staatsverträge. Sein großer Lehrer in Sachen Diplomatie war der "Erfinder" der vatikanischen Ostpolitik, Agostino Casaroli, den er zwischen 1974 und 1989 mehrfach auf Auslandsreisen begleitete. Doch anders als der körperlich unauffällige Meisterdiplomat, der auf geheimen Missionen im damaligen Ostblock zur Not auch unerkannt als Zivilist untertauchen konnte, ragt der hoch gewachsene Piemontese stets heraus und kann sich kaum verstecken.

Auch ansonsten gilt er als meinungsfreudig: Was er von den USA im Irak-Konflikt hielt, war meist wenig diplomatisch verpackt. In der heißesten Frage der gegenwärtigen europäischen Politik, dem möglichen EU-Beitritt der Türkei, macht er aus seiner tiefen Skepsis ebenfalls keinen Hehl. Als Schwerpunkte der vatikanischen Diplomatie sieht er die Kriege in Afrika und die Vermittlung im Nahen Osten.

Nachfolger für Kardinal Ratzinger gesucht

Kardinal Walter Kasper
Kardinal Walter KasperBild: AP

Auch die Kardinäle und Erzbischöfe, die als Präfekten den anderen Kongregationen vorstehen sowie der zentrale Beamtenapparat (die Präsidenten der Päpstlichen Räte) wurden jeweils bis zum Ende ihrer fünfjährigen Amtszeit wieder eingesetzt. Darunter ist auch der deutsche Kardinal Walter Kasper. Er ist für die Ökumene zuständig.

Unbesetzt bleibt zunächst das Amt des Präfekten der Glaubenskongregation, das bisher der zum neuen Papst gewählte Kardinal Joseph Ratzinger inne hatte. Als Kandidaten für dieses Amt gelten neben anderen der österreichische Kardinal Franz Schönborn und Kardinal Francis George von Chicago. (arn)