Verheerende Luftangriffe
15. Juli 2013Auf mehrere Dörfer der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens regnet es Raketen. Mindestens 29 Menschen seien bei den verstärkten Angriffen der syrischen Luftwaffe getötet worden, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die der Opposition nahesteht. Auch in der Protesthochburg Homs ging die Armee von Präsident Baschar al-Assad weiter gegen Rebellen vor. Offensichtlich haben sie derzeit die Oberhand. Erbitterte Gefechte und Bombardierungen werden außer Idlib auch aus Aleppo, Daraa, Deir as-Saur und Hasaka gemeldet.
Familien in Damaskus eingekesselt?
In der Hauptstadt Damaskus rückte die Armee nach Rebellenangaben in den von Aufständischen gehaltenen Stadtteil Kabun ein. Soldaten hätten Hunderte Einwohner als Geiseln in einer Moschee und zwei Schulen zusammengetrieben, berichtet einer der Rebellen-Kommandaten. Auf eingekesselte Familien seien Scharfschützen angesetzt worden. Allein am Sonntag sollen landesweit mindestens 129 Menschen getötet worden sein. Unabhängige Bestätigungen zu den Vorgängen gibt es nicht.
Sorge um Kinder
Derweil wollte sich die UN-Sondergesandte für Kinder in bewaffneten Konflikten selbst ein Bild von der Lage in dem Bürgerkriegsland machen. Leila Zerrogui sollte nach Angaben der Vereinten Nationen mit syrischen Regierungsmitgliedern sowie Vertretern der UN und zivilgesellschaftlicher Partnerorganisationen zusammentreffen, um über den Schutz minderjähriger Kriegsopfer zu sprechen. Laut Zerroguis Büro werden Kinder in Syrien häufig gezielt von Heckenschützen erschossen oder als menschliche Schutzschilde für strategische Stellungen benutzt. Teils missbrauchten Kampfgruppen auch schon zehnjährige Jungen als Kindersoldaten oder Lastenträger.
Angebliche Beweise für Chemiewaffen in Rebellenhand
Das Regime Assads will erneut Beweise für die Nutzung von Chemiewaffen durch Aufständische gefunden haben. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete, Regierungssoldaten hätten ein Labor und ein Lager in einem Versteck der "Terroristen" nahe Dschobar östlich von Damaskus entdeckt. Dort sei unter anderem Chlorgas sichergestellt worden. Die Chemikalien seien im Ausland produziert worden - unter anderem in Saudi-Arabien. Sana verbreitete auch Bilder von dem angeblichen Fund.
George Sabra, führendes Mitglied der oppositionellen Syrischen Nationalen Koalition (SNC), wies die Anschuldigungen als "ekelhaft" zurück. Die Welt wisse, dass das Assad-Regime seit Jahrzehnten über Chemieaffen verfüge und diese auch gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt habe.
UN-Experten in Damaskus erwartet
Regime und Opposition in Syrien beschuldigen seit längerem gegenseitig, im Bürgerkrieg Giftgas eingesetzt zu haben. Die Vereinten Nationen wollen schon seit Monaten ein Team in das Bürgerkriegsland schicken, um Vorwürfe des Einsatzes von weltweit geächteten Chemiewaffen zu prüfen.
Die Führung in Damaskus hat den UN-Experten jedoch bislang den Zutritt ins Land verwehrt. In der vergangenen Woche erklärte sich Damaskus sich schließlich bereit, mit UN-Vertretern über eine solche Untersuchungsmission zu sprechen. Die Experten werden in dieser Woche in der Hauptstadt erwartet...
GMF/SC (afp, dpa, rtr)