1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Von der Uni in die Unternehmensberatung

Christiane Wolters5. November 2004

1992 klang die Idee noch ziemlich kühn - mittlerweile hat sich die Kölner Oscar GmbH zu einem anspruchsvollen Unternehmen entwickelt. Und zählt europaweit zu den führenden studentischen Unternehmensberatungen.

https://p.dw.com/p/5nnj
Unternehmensberatung Oscar: Denkanstöße für Manager

Die Sitzecke im Flur ist verwaist. Ab und zu läuft jemand mit eiligen Schritten zum Kaffeeautomaten und füllt seine Tasse - lange aber hält sich niemand auf. Hier scheint der Traum eines jeden Chefs wahr zu werden: Die Mitarbeiter sind engagiert bei der Sache, sitzen in kleinen Teams in ihren Büros und arbeiten hochkonzentriert.

70-Stunden-Woche

Der Chef Kolja von Westerholt ist erst 24 Jahre alt. Denn wer bei der Kölner Unternehmensberatung Oscar arbeitet, hat zwar einen Vollzeitjob, ist aber eigentlich noch Student. Idealismus und der Wunsch nach Herausforderungen würden bei der Entscheidung, für Oscar zu arbeiten, eine große Rolle spielen, sagt von Westerholt. Dieser Lust auf Herausforderung verdankt von Westerholt eine 70-Stunden-Woche. Der BWL-Student arbeitet seit März bei der Oscar GmbH und hat es mittlerweile bis auf einen der begehrten Geschäftsführerposten gebracht.

Das Prinzip Herausforderung funktioniert bei Oscar schon seit fast 13 Jahren. An die hundert Studenten der verschiedensten Fachrichtungen arbeiten pro Jahr für einige Monate bei der Unternehmensberatung mit. Das Studium müssen sie für diese Zeit unterbrechen. Dafür lernen sie Dinge, von denen sie im Hörsaal nur träumen konnten. "Wenn man einmal vorm Vorstand einer großen Versicherung gestanden hat, um dort zu präsentieren, das ist schon ein anderes Gefühl, als wenn man bei einem Praktikum immer neben den Prozessen laufen würde", sagt Judith Jussenhofen. "Man arbeitet aktiv ganz persönlich mit, muss sich mit seinen Teammitgliedern auseinandersetzen, auch Streitereien bewältigen und sich hier dann einbringen und eigene Ideen mitbringen"

Wichtige Kontakte

OSCAR Studentische Unternehmensberatung
Schickes Outfit für den Auftritt bei den Unternehmen

Der Stress und der oft enorme Zeitaufwand werden mit bescheidenen 400 Euro im Monat vergütet. Doch im besten Fall nehmen die Nachwuchs-Berater Wichtigeres mit als Geld: Berufserfahrung, Selbstverstrauen und Kontakte zur Wirtschaftswelt. So wurde ein Oscar-Mitarbeiter schon Geschäftsführer einer neuen Firma. Die Studenten hatten eine Firma bei der Gründung der Tochterfirma beraten. "Derjenige aus dem Projekt, der die Vorreiterrolle übernommen hat, der die Idee mitentwickelt hat, hat die Firma so begeistert, dass sie ihn direkt eingestellt haben. Er hat den Karrieresprung geschafft", erzählt Jussenhofen.

Internationale Kunden

Die Großen der Wirtschaft sind ganz nah: Telekom, Sony und sogar die peruanische Regierung haben sich schon bei den Kölner Studenten Rat geholt. Die Jung-Berater überzeugen durch Ideenreichtum und frisches Wissen. Außerdem sind sie billiger als die etablierte Konkurrenz: 180 Euro nimmt die Oscar GmbH pro Tag für einen Berater - etwa ein Zehntel des normalen Beratersatzes.

In Deutschland konkurrieren mittlerweile rund 60 studentische Unternehmensberatungen mit den etablierten Beratungsunternehmen um Aufträge. Die Mitarbeiter der Oscar GmbH können sich über mangelnde Arbeit auf jeden Fall nicht beklagen. Die gemütliche Sitzecke im Flur bleibt leer.