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Obamas Kanzler-Wunsch

25. September 2009

Das Interesse der Deutschen an den US-Präsidentenwahlen war groß. Doch umgekehrt wird in den USA nur wenig über den deutschen Wahlkampf berichtet. Welchen Kanzler bevorzugt die US-Regierung?

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Frank-Walter Steinmeier (links) und Angela Merkel in einer Kabinettsitzung (Foto: AP)
Die beiden Kandidaten für das Kanzleramt: Frank-Walter Steinmeier und Angela MerkelBild: AP

Zugegeben, Angela Merkel hat einen gewissen Vorteil. Immerhin hat die CDU-Politikerin sich sowohl in der US-Hauptstadt als auch auf internationaler Bühne schon mehrmals mit dem Präsidenten getroffen. Diese Ehre blieb ihrem Außenminister und gleichzeitigen Konkurrenten Frank-Walter Steinmeier von der SPD verwehrt. Bei seinem offiziellen Besuch in Washington hatte nur Außenministerin Hillary Clinton Zeit für ihn.

Und so kann sich der Kanzlerkandidat nicht in präsidialen Worten wie diesen sonnen: "Ich schätze ihre Weisheit und ihre Offenheit, ich bewundere sehr ihre Führungsstärke und ihren pragmatischen Ansatz, um Dinge zu erledigen", sprach Obama, als Merkel ihm im Juni im Weißen Haus die Aufwartung machte.

Kann Obama Merkel nicht leiden?

Barack Barack Obama und Angela Merkel (Foto: AP)
Gestenreiche Worte an die KanzlerinBild: AP

Dabei war das schon reichlich spät, fünf Monate waren seit der Amtseinführung Obamas vergangen. Für viele Kommentatoren ein negatives Zeichen. Kann Obama Merkel also trotz der netten Worte nicht leiden? Beide Seiten dementieren heftig und auch Annette Heuser glaubt, dass dies ein Irrtum ist. Die Chefin der Bertelsmannstiftung in Washington verweist auf den Kontrast zu den oft emotional geprägten transatlantischen Männerfreundschaften der Vergangenheit: "Barack Obama und Angela Merkel gehören beide einer neuen Politikergeneration an, die sehr viel nüchterner, eher im Stil eines Firmenchefs, mit den politischen Fragen umgehen, als wir das in den letzten Jahrzehnten gesehen haben."

Nur eine der typischen Freundlichkeiten?

Immerhin hatte Obama der Kanzlerin auf dem Weg zur Pressekonferenz im Weißen Haus zu deren Überraschung mitgeteilt, dass er glaube, sie habe die Wahl schon gewonnen, und sie solle sich doch keine Sorgen machen. Der Dialog war von Fernsehkameras eingefangen worden und hatte in Deutschland für Aufregung gesorgt. Für Annette Heuser war das aber nur eine der typischen Freundlichkeiten, wie sie unter Staatschefs üblich seien. "Ich glaube, das war eine sehr nette Geste, mit der Barack Obama der deutschen Bundeskanzlerin signalisieren wollte, dass er bislang gut mit ihr zusammenarbeitet und dass er sich freuen würde, wenn sie weiter im Amt bleibt."

"No Drama Obama"

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und der demokratische US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama (rechts) am 24.07.2008 in Berlin (Foto: dpa)
Transatlantische Männerfreundschaft?Bild: picture-alliance/ dpa

Auch Jackson Janes, Leiter des American Instituts for Contemporary German Studies, meint, der "No Drama Obama" würde gut zur "No Drama Angela" passen. Doch auch mit Steinmeier würde Obama gut zurecht kommen, sagt er: "Die haben schon einiges besprochen, als er in Berlin war, im vergangenen Jahr im Juli, da hat er Merkel besucht und anschließend auch den Außenminister." Und der Außenminister hat keinen Hehl daraus gemacht, dass er ein großer Fan von Obama ist. "Ich glaube schon, dass das eine Fortsetzung wäre einer jetzigen Beziehung, die Steinmeier sehr schätzt."

Obamas Glückwünsche sind beiden Kandidaten sicher

Frank-Walter Steinmeier (links) und Angela Merkel bei einer Kabinettsitzung (Foto: dpa)
Wer wird nach der Wahl am 27.09.2009 die Nase vorn haben?Bild: picture-alliance/ dpa

So oder so, Deutschland ist wichtig für die USA - darin sind sich beide Experten einig. Es geht aber weniger um bilaterale Probleme, als darum, die internationalen Krisen gemeinsam anzugehen: vom Atomstreit mit dem Iran über Krieg und Wiederaufbau in Afghanistan, den Klimawandel bis zur internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise.

Und egal, ob die CDU-Kanzlerin bleibt oder der jetzige SPD-Außenminister das Zepter übernimmt, an den Grundsätzen der deutschen Außenpolitik wird sich nur wenig ändern. Fest steht: Der Gewinner oder die Gewinnerin wird Glückwunsche vom Präsidenten bekommen. Und beide Texte werden sich vermutlich nur unwesentlich voneinander unterscheiden.

Autorin: Christina Bergmann
Redaktion: Ursula Kissel

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