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Wirtschaftskrise erreicht deutschen Arbeitsmarkt

7. Januar 2009

Die positiven Meldungen von der Bundesagentur für Arbeit zur Lage auf dem Arbeitsmarkt sind vorerst zuende: Die Zahl der Arbeitslosen und der Kurzarbeiter steigt wieder.

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Arbeitssuchende in einem Arbeitsamt: Zwei Männer an einer Beratungstheke (dpa)
In den Arbeitsämtern dürfte es 2009 voll werdenBild: AP

Die Zahl erreichte im Dezember 3,102 Millionen. Im Vergleich zum Vormonat waren das 114.000 Menschen mehr, die ohne Arbeit waren. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,3 Punkte auf 7,4 Prozent. Im Vorjahres-Vergleich sind die Zahlen aber nicht ganz so düster: Die Arbeitslosenquote lag damals bei 8,1 Prozent.

So war das Jahr 2008 nach Angaben des Chefs der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, eines der besten Jahre für den Arbeitsmarkt. Der Anstieg im Dezember sei aber deutlich stärker gewesen als im Durchschnitt der letzten drei Jahre. Die positive Grundtendenz, die bereits in den vergangenen Monaten an Schwung verloren habe, habe sich nicht mehr fortgesetzt. "Entsprechend gedämpft", so Weise am Mittwoch (7.1.2009), ist auch der Optimismus für 2009.

Kurzarbeit gestiegen

Sichtbar wird das bereits an der steigenden Zahl der Kurzarbeiter. Im November haben nach Angaben der Bundesagentur 164.000 Beschäftigte Kurzarbeitergeld beantragt, 107.000 mehr als im Oktober. Im Dezember seien es schon 300.000 Beschäftigte gewesen. 2007 seien dagegen nur 10.000 entsprechende Meldungen gewesen.

"Es ist davon auszugehen, dass sich die Zahl der Kurzarbeiter in den nächsten Monaten kräftig erhöhen wird", so Behördenchef Weise.

Er warnte davor, falls sich die Entwicklung so fortsetze, werde das Kurzarbeitergeld der Bundesagentur "sicher nicht ausreichen". Bislang habe die Bundesagentur im Haushalt 2009 für die Zahlungen 300 Millionen Euro eingeplant. Am Ende des Jahres könnte es aber mehr als eine Milliarde Euro sein. Andererseits spare die Bundesagentur mit Kurzarbeitergeld auch beträchtlich, denn die Zahlung von Arbeitslosengeld koste deutlich mehr.

Weise hält mit einem lächelnden Gesicht den Arbeitsmarktbericht von Oktober hoch (dpa)
Im Oktober konnte Frank-Jürgen Weise noch lachen. Für 2009 sind die Prognosen eher düsterBild: picture-alliance / dpa

Bei Kurzarbeit zahlt die Bundesagentur 60 Prozent des Nettolohns für die ausgefallene Arbeitszeit, für Arbeitnehmer mit Kindern 67 Prozent. Die Bundesregierung hatte die Unternehmen ausdrücklich ermutigt, im Fall von Auftragsflauten auf Kurzarbeit zurückzugreifen und die Arbeitnehmer nicht zu entlassen. Dazu wurde die Zahldauer des Kurzarbeitergeldes am Jahresanfang auf 18 Monate verlängert.

Das zweite Konjunkturpaket der Koalition soll weitere Erleichterungen vorsehen. Die Bundesagentur soll dann den Arbeitgebern die Sozialbeiträge für Kurzarbeit erstatten, wenn die Unternehmen Kurzarbeit mit Weiterbildung verbinden.

Experten nicht überrascht

Bankenvolkswirte zeigten sich nicht überrascht von den Meldungen aus Nürnberg. Jörg Lüschow von der WestLB sagte, "die Trendwende am Arbeitsmarkt war zu befürchten. Die schwache Konjunktur hat nun den Arbeitsmarkt erreicht". Wie stark der weitere Anstieg der Arbeitslosenzahl ausfalle, werde davon abhängen, "auf was sich die Bundesregierung beim Konjunkturpaket II einigen wird". Glenn Marci von der DZ Bank sieht als Grund für die steigenden Zahlen, dass viele Zeitarbeiter entlassen worden sein. Er sei aber "prinzipiell positiv gestimmt, dass sobald die Weltwirtschaft wieder anzieht, die Industrie sehr schnell reagieren wird". (hy)