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Wolfowitz als Weltbank-Präsident nominiert

16. März 2005

Der stellvertretende Verteidigungsminister Paul Wolfowitz soll Weltbankpräsident werden, sagt Präsident Bush. Da das Finanzinstitut traditionell von einem Amerikaner geleitet wird, gilt die Wahl als Vorentscheidung.

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Bild: AP

Der als äußerst konservativ bekannte 61-jährige Paul
Wolfowitz wurde am Mittwoch (16.3.05) offiziell von Präsident George W. Bush für das Amt des Weltbank-Chefs nominiert, wie das Finanzinstitut selbst mitteilte. Er soll James Wolfensohn folgen, der am 1. Juni 2005 seine fünfjährige Amtszeit beendet.

Wolfowitz muss zwar von allen 184 Mitgliedstaaten der in Washington ansässigen Weltbank, dem größten Kreditgeber für Entwicklungsprojekte weltweit, bestätigt werden. Dies gilt jedoch lediglich als eine Formalität.

Weltbank
Die Weltbank in WashingtonBild: AP

Traditionsgemäß schlagen die USA, mit einem Stimmenanteil von 16,4 Prozent gewichtigstes Mitglied der Weltbank, deren Präsidenten vor. Im Gegenzug sind die Europäer bei der Bestimmung des Direktors des Internationalen Währungsfonds (IWF) federführend.

"Traumkandidat"

Wolfowitz zählt zu den stärksten Befürwortern des Irakkriegs in der US-Regierung und genießt einen Ruf als äußerst brillanter Denker. Der Sohn eines polnischen Juden gilt seit längerem als Bushs "Traumkandidat". Erst vor kurzem hatte das Pentagon aber noch erklärt, das Verteidigungsministerium könne und wolle auf Wolfowitz nicht verzichten.

Bush selbst würdigte Wolfowitz auf einer Pressekonferenz in Washington als einen "anständigen Mann mit Herz", der der Entwicklungspolitik verpflichtet sei. Wolfowitz habe im Laufe seiner Karriere stets Brillantes geleistet und werde ein guter Weltbank-Präsident sein.

Wirtschafts- und Militärexperten wiesen darauf hin, dass Wolfowitz, der früher unter anderem Botschafter in Indonesien war und insgesamt über weit reichende Asien-Kenntnisse verfügt, im Pentagon intensive Management-Erfahrungen gesammelt habe.

Im Pentagon, dem größten US-Ministerium, sind fast 700.000 Zivilisten beschäftigt. Hinzu kommen die Streitkräfte in einem Umfang von fast 1,3 Millionen Uniformierten. Sein Umgang mit diesem Riesenapparat werde Wolfowitz als Weltbank-Präsident zugute kommen, zitierte die Wirtschaftsagentur Bloomberg einen Regierungsbeamten. Wolfowitz habe sich als starke Führungspersönlichkeit mit Intellekt und Mut zum Handeln herauskristallisiert.

Der große Stratege

Politisch zählt Wolfowitz zu den größten "Falken" der US-Regierung. Er gilt als Hauptdrahtzieher des Irakkrieges. In seiner Umgebung heißt es, dass er eine Militäraktion bereits ins Gespräch brachte, als Bush selbst noch gar nicht daran dachte. Wolfowitz gilt zugleich als der wahrscheinlich stärkste strategische Denker der US-Regierung. Er studierte zunächst Mathematik, bevor er in die Politikwissenschaft übersiedelte. Im Laufe seiner Karriere hatte er zunehmend bedeutende Posten im Außenministerium, im Pentagon und im Ausland inne.

Nach Ansicht von Experten könnte Wolfowitz versuchen, die Hauptzielrichtung der Weltbank zu ändern. Das heißt, die Einrichtung könnte zu ihrer früheren traditionellen Hauptrolle als Kreditinstitut zur Finanzierung großer Infrastrukturprojekte zurückkehren, sagte Analyst Alan Meltzer der Agentur Bloomberg. Auf der anderen Seite könnte dann die Praxis der Darlehensvergabe zum Nullzinstarif eingeschränkt werden. (kas)