1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Solidaritätskundgebung in Zorneding

9. März 2016

3000 Menschen setzen im bayerischen Zorneding ein Zeichen gegen Ausländerhass. Sie zollen ihrem früheren Pfarrer Respekt. Der dunkelhäutige katholische Priester war nach einer rassistischen Hetzkampagne zurückgetreten.

https://p.dw.com/p/1IAAW
Zorneding Bayern Demonstration Unterstützung Bürger
Bild: picture-alliance/dpa/T.Hase

"Olivier, wir stehen hinter Dir", hieß es auf einem Plakat der Demonstranten. Andere hielten ein Transparent mit der Aufschrift "Zorneding ist bunt" in die Höhe. Abgeschlossen wurde die Kundgebung mit einer Lichterkette, die von einer evangelischen zu einer katholischen Kirche reichte. Fünf Minuten lang läuteten dabei die Glocken.

Der aus dem Kongo stammende katholische Priester Olivier Ndjimbi-Tshiende hatte nach mehreren rassistisch motivierten Morddrohungen am Sonntag seinen Rücktritt als Pfarrer der nahe von München gelegenen Gemeinde erklärt. Tags darauf zog der 66-jährige aus dem Pfarrhaus aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Volksverhetzung, Bedrohung und Beleidigung gegen unbekannt.

"Wir schämen uns"

Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) sagte: "Wir schämen uns." Die Gemeinde verliere mit Ndjimbi-Tshiende einen "aufrechten und geradlinigen Menschen". Und: Es sei wichtig, Flagge zu zeigen gegen Hetze und Fremdenfeindlichkeit. Zorneding sei nicht der braune Ort, wie er in den Medien in den vergangenen Tagen oftmals dargestellt worden sei. Die Kundgebung hatte das Bündnis "Bunt statt braun" organisiert.

Das Erzbistum München-Freising teilte mit, Ndjimbi-Tshiende werde trotz der Welle der Solidarität nicht mehr nach Zorneding zurückkehren. Er befindet sich an einem geheimen Ort und wird abgeschirmt von der Öffentlichkeit auf seine neue Aufgabe als Priester vorbereitet. Eine Online-Petition "Unser Pfarrer soll in Zorneding bleiben" hatten fast 67.000 Menschen unterschrieben.

Kein Zorn, keine Verbitterung

Ndjimbi-Tshiende schlug versöhnliche Töne an. Er blicke ohne Zorn oder Verbitterung auf seine Jahre in der Pfarrei zurück, ließ der 66-Jährige vom Erzbistum verbreiten. Auch habe er sich mit der ehemaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher versöhnt. Deren ausländerfeindliche Äußerungen hatte der Pfarrer im vergangenen Herbst kritisiert, woraufhin die rassistische Hetze gegen ihn samt mehreren anonymen Morddrohungen ins Rollen kam.

Bayern Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende
Trotz der Solidaritätsbekundung für ihn will Ndjimbi-Tshiende nicht mehr zurück nach ZornedingBild: picture-alliance/dpa/S.Rossmann

Der dunkelhäutige Geistliche war seit 2012 Pfarrer in Zorneding. Er ist promovierter und habilitierter Philosoph und besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft.

Auch der Bamberger Erzbischof wird bedroht

Unterdessen wurde bekannt, dass auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick Todesdrohungen bekommt. Der Kirchenmann bezieht immer wieder Stellung gegen Ausländerfeindlichkeit. Seit Ende 2014 erhalte Schick Hasskommentare auf Facebook oder werde in anonymen E-Mails bedroht, sagte eine Bistumssprecherin. Die Drohungen seien nie konkret, erläuterte die Sprecherin. Dennoch wurde die Polizei eingeschaltet.

haz/ml (dpa, kna, epd)