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Glaubensfest und große Party

Christoph Strack25. Juli 2016

Sie gelten vor allem als Glaubensfeste - haben aber auch etwas von Abenteuerreisen und Party-Stimmung. Am Dienstag beginnt im polnischen Krakau der 31. katholische Weltjugendtag. Auch Papst Franziskus wird erwartet.

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Teilnehmer des Weltjugendtages in Krakau (Foto: Imago)
Bild: Imago/ZUMA Press

In der Nähe von Krakau, im kaum 50 Kilometer entfernten Wadowice, wurde 1920 Karol Wojtyla geboren, der als Priester Erzbischof von Krakau wurde und 1978, nach seiner Wahl zum Papst, den Namen Johannes Paul II. annahm. So zelebriert sich Krakau nun auch als der Weltjugendtag (WJT) mit zwei Päpsten. Und Franziskus, der erstmals überhaupt nach Polen kommt, reist eben auf den Spuren seines Vorgängers. So wird Franziskus eben auch einen Abstecher nach Tschenstochau unternehmen, dem wichtigsten Wallfahrtsort des Landes, und hunderttausenden Polen begegnen.

Die Jugendlichen

Sie kommen aus rund 180 Ländern der Welt, vom Ende Lateinamerikas, aus Asien, in großen Zahlen aus Europa. Zum WJT erwartet die Stadt mit ihren gut 700.000 Einwohnern rund 350.000 jugendliche Dauergäste. Ihnen gehe es darum, eine "lebendige Kirche" zu erleben und "tragende Gemeinschaft" zu erfahren, sagt der Kölner Diözesanjugendseelsorger Mike Kolb, der mit Jugendlichen aus dem Erzbistum in Krakau ist.

Abschlussmesse von Papst Franziskus beim Weltjugendtage 2013 Rio de Janeiro (Foto: afp/Tasso Marcelo)
Weltjugendtage waren in der Vergangenheit ein Großereignis und zogen viele junge Leute anBild: AFP/Getty Images

Die meisten jungen Leute kommen aus Polen selbst, danach folgen Italiener, Franzosen, Spanier und US-Amerikaner. Aus Deutschland reisen rund 12.000 Dauerteilnehmer zu dem Treffen. Die meisten von ihnen halten sich schon seit Tagen in verschiedenen Teilen Polens auf. Sie treffen Einheimische ihres Alters, engagieren sich in Sozialprojekten.

Das Land

Zum zweiten Mal ist Polen Gastgeber eines Weltjugendtags. 1995 versammelten sich rund 1,6 Millionen junge Gläubige in Tschenstochau. So viele werden es nun vielleicht beim Abschlussgottesdienst sein.

Seit dem Regierungs- und Kurswechsel in Warschau schauen viele Europäer irritiert und gebannt auf Polen. Das Land erlebte 2015 einen Wechsel im Präsidentenamt und in der Regierung, seit Oktober ist die nationalkonservative PiS-Partei (Recht und Gerechtigkeit) an der Macht und steuert in vielen Bereichen um. Nur ein Beispiel, aber das wohl umstrittenste, ist eine Justizreform, die das Verfassungsgericht des Landes schwächt. Die katholische Kirche, der 94 Prozent der Polen angehören, hält sich mit Kritik zurück. Das mag in den kommenden Tagen zu Spannungen führen. Denn über Monate weigerte sich die Führung in Warschau gegenüber der Europäischen Union, irgendwelche Flüchtlinge aufzunehmen. Nun kommt jener Papst, der Europa sehr deutlich zu Offenheit und Engagement für Flüchtlinge aufruft.

Und, ja: Unweit von Krakau, eine Fahrtstunde entfernt, liegt das ehemalige deutsche Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, eine Hölle der NS-Zeit. Binnen zehn Tagen erwartet die Gedenkstätte rund 300.000 jugendliche Gäste und auch Papst Franziskus. Auch das Gedenken an die Shoah und die Gräuel der Nazis wird den 31. WJT gewiss prägen.

Der Papst

Papst Johannes Paul II in Bosnien und Herzegowina (Foto: dpa)
Papst Johannes Paul II. rief den Weltjugendtag ins LebenBild: picture-alliance/dpa

Die Teilnahme an den großen Weltjugendtagen ist für einen Papst fast Pflicht, vermutlich eine Verpflichtung. Selten sonst begegnet das Kirchenoberhaupt so vielen ausgesprochen glaubensfreudigen jungen Leuten wie bei diesen Mega-Treffen. Die überhaupt erste Auslandsreise von Franziskus führte ihn im Juli 2013 nach Rio de Janeiro zum WJT28. Damals faszinierte und irritierte dieser so andere Papst die jungen Leute und die Welt mit seinen Fahrten im Kleinwagen, der auch mal im Gedränge steckenblieb. Und seiner so ermunternden Art, seiner direkten Ansprache, den Mahnungen.

Auch sein Vorgänger, Benedikt XVI. (2005-2013), startete seine Auslandsreisen mit der Reise zur katholischen Jugend der Welt und kam 2005 zum WJT20 nach Köln. 2008 war er in Sydney (WJT23), 2011 in Madrid (WJT26). Beide wandeln bei diesen Reisen auf den Spuren des Vorgängers Johannes Paul II. (1978-2005). Der mittlerweile heiliggesprochene Papst aus Polen stieß diese Initiative an und lud die katholische Jugend der Welt 1986 nach Rom. Es war sein Ansatz, direkteren Kontakt mit jungen Gläubigen aufzunehmen - und er gelang.

2013 sprach Franziskus bilanzierend von einer "schönen Reise", die ihm "geistlich gut getan" habe. Und bereits damals äußerte er sich zu den Sicherheitsbedenken, die ein solches Projekt mit engen Kontakten zwischen Papst und Menschenmengen immer begleiten. "Sicherheit heißt, sich einem Volk anzuvertrauen", meinte er. Alles sei spontan verlaufen, "und ich konnte ohne gepanzerte Autos den Menschen nahe sein“. Nun kommt er als jener Papst nach Polen, der einen neuen Stil pflegt und dabei gelegentlich sehr unkonventionell wird, der den Menschen nahe sein will, immer und immer wieder Barmherzigkeit predigt und die Herzen der Wohlhabenden erreichen will für Ausgegrenzte und Flüchtlinge. Zumindest die Frage des unkonventionellen Transports ist geklärt. Die Anfahrt zu einer der Großveranstaltungen in Krakau soll Franziskus in einer Straßenbahn absolvieren. Sein Plädoyer zur Offenheit für Flüchtlinge - das wird in Krakau gewiss spannender werden.

Die Sicherheit

Sicherheitsvorkerhungen vor dem Weltjugendtag 2016 in Krakau (Foto: picture-alliance/dpa/D. Delmanowicz)
Die Sicherheitsvorkehrungen sind in diesem Jahr besonders hochBild: picture-alliance/dpa/D. Delmanowicz

Natürlich wird die Frage der Sicherheit in Zeiten von Terror und Gewalt auch in Europa groß geschrieben. Daran ändert auch ein Tram-Trip des Papstes nichts. Der deutsche Pfarrer Manfred Deselaers, der seit gut 25 Jahren in Oswiecim beim ehemaligen deutschen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau lebt und oft in Krakau ist, spricht im DW-Gespräch davon, die Sicherheitsmaßnahmen seien "sehr hoch" und auch lästig. Er selbst sehe die Anschlagsgefahr nicht so hoch - aber letztlich sei es gut, dass die Vorkehrungen alle getroffen würden.

Noch nach dem blutigen Terroranschlag von Nizza erklärte der polnische Innenminister Mariusz Blaszczak: "Wir sind vorbereitet, um die Sicherheit zu gewährleisten." Nach seinen Informationen gebe es "keine Gefahr in Polen". Aus Rom hieß es in den vergangenen Tagen, es würden aus Sicherheitserwägungen heraus keinerlei Änderungen oder Einschränkungen am geplanten päpstlichen Programm gemacht. Immerhin war dieser Papst ja auch schon trotz vieler Sicherheitsbedenken in Bangui in der Zentralafrikanischen Republik - da war manchem Mitreisenden wohl mulmiger als ihm. Zumindest den wichtigsten Gast treibt die Sicherheitsfrage also nicht um. Die anderen reisen dann trotzdem oder erst recht nach Krakau.