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Afghanistan-Konferenz findet in Bonn statt

pg/dk22. November 2001

Repräsentanten von vier Gruppen sollen an der Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg bei Bonn teilnehmen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

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Das Gästehaus Petersberg bei BonnBild: AP

Mindestens 60 bis 70 afghanische Teilnehmer werden zu der Konferenz erwartet, die voraussichtlich bis zum 7. Dezember tagen wird. An der Afghanistan-Konferenz sollen vier afghanische Gruppen teilnehmen: Usbeken und Tadschiken, die die Nordallianz dominieren, die "Rom-Gruppe" und die "Bonn-Frankfurt-Gruppe."

Nachdem der offizielle Führer der Nordallianz, Burhanuddin Rabbani, das Bonner Treffen als nur symbolisch bezeichnet hatte, werden nun auch in seinem Gefolge Stimmen laut, die nach greifbaren Ergebnissen rufen: Junis Kanuni, der als "Innenminister" der Nordallianz in Erscheinung getreten war, sagte mittlerweile, in Bonn müssten grundlegende Entscheidungen über die die Zukunft von Afghanistan getroffen werden. Damit widersprach er Rabbani und folgte den Vorstellungen der UN-Diplomaten. Kanuni wird die Gruppe der Nordallianz leiten. Nach eigenen Worten billigt er dem Ex-König Zahir Schah und seiner Anhängerschaft eine bedeutende Rolle bei der innerafghanischen Neuordnung zu.

Bei der "Rom-Gruppe" handelt es sich um Vertreter des afghanischen Ex-Königs Mohammed Sahir Schah. Mit der "Rom-Gruppe" verschmilzt die "Bonn-Frankfurt-Gruppe" genannte Vertretung der in Deutschland lebenden Afghanen. Daneben würden Exil-Afghanen, die überwiegend auf der Mittelmeerinsel Zypern lebten, Vertreter entsenden, sagte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Christoph Zöpel. Sie stünden mit dem ehemaligen afghanischen Kommandeur Gulbuddin Hekmatyar in Verbindung und hätten gute Kontakte zum Iran. Schließlich habe sich im pakistanischen Peshawar eine Gruppe paschtunischer Stämme gebildet, die ihrerseits Vertreter nach Bonn schickten, sagte Zöpel.

Vertreter der Taliban werden an der Konferenz nicht teilnehmen. Auch die Vereinigten Staaten, die Europäische Union und die Anrainer sollen nicht unmittelbar am Verhandlungstisch sitzen. Sie werden aber möglicherweise Beobachter entsenden.

Frauen mit am Tisch?

Unklar ist derzeit, ob bei der Konferenz auch Frauen vertreten sein werden. Sie waren in den letzten Jahren, unter der Herrschaft der Taliban vom öffentlichen Leben Afghanistans völlig ausgeschlossen. Im Vorfeld war bekannt geworden, dass die Vertreter des Königs mit einer Frau anreisen wollten, um den Bruch mit dem alten Regime zu dokumentieren. Dies würde jedoch den Protest der durchweg männlich besetzten Delegationen aus Afghanistan hervorrufen. Zurückhaltung üben die deutschen Gastgeber. Sabine Sparwasser, stellvertretende Sprecherin des Auswärtigen Amtes, unterstreicht sagte dazu: "Das ist keine Frage, die wir zu entscheiden haben, aber wünschen würden wir es uns."

"Sicherheit ist gewährleistet"

Für die Bundesregierung bleibt wenig Zeit, um die Afghanistan-Konferenz in vorzubereiten. Auch die Sicherheitsbehörden sind gefragtm, denn für die Konferenz und ihre Teilnehmer gilt Sicherheitsstufe 1. Dennoch bleibt das Bundesinnenministerium gelassen, versichert dessen Sprecher Rainer Lingenthal. "Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass die Tatsache, dass diese Konferenz in Deutschland stattfindet, irgendeine Art von terroristischer Bedrohung darstellt." Außerdem sei es klar, dass so eine Konferenz auch unter diesem Aspekt sehr sorgfältig abzuwägen sei. "Aber es ist genauso klar, dass die Sicherheit einer derartigen Konferenz in Deutschland absolut gewährleistet sein wird, sowohl was Bedrohung von außen als auch was Bedrohung durch Leute betrifft, die diese Konferenz wie auch immer stören wollen."