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Aus für Opel in Antwerpen

21. Januar 2010

Die Krise um den Autohersteller Opel hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Das Werk im belgischen Antwerpen soll im Sommer geschlossen werden.

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Bild: AP

Für die rund 2600 Beschäftigten im Opel-Werk von Antwerpen kam am Donnerstag (21.01.2010) die schlimme Nachricht: Bereits Ende Juni soll der Standort geschlossen werden, erfuhren sie auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung. Lange gehegte Befürchtungen wurden wahr: "Es wurde ohne uns beschlossen. Die Belgier hatten da kein Wörtchen mitzureden", beschwerte sich ein Mitarbeiter. Seine Kollegin wünscht sich endlich Sicherheit: "Jeder erwartet die Schließung, aber man sagt uns nichts Genaues."

Enttäuschte Gewerkschaftsvertreter sprachen von einer "kollektiven Entlassung". Walter Cnop, Generalsekretär der Gewerkschaft CSC Metall nannte die Schließung einen "kriminellen Akt" und eine "absolute Katastrophe" für die belgischen Arbeiter. Es sei eine politische und keine wirtschaftliche Entscheidung gewesen, befürchtet er.

2600 Arbeitsplätze gehen verloren

Opel-Chef Nick Reilly (Bild: AP)
Opel-Chef Nick ReillyBild: AP

Anders sieht das Opel-Chef Nick Reilly. Er teilte mit, dass man sich zwar "der Tragweite bewusst" sei, die diese Ankündigung für die Beschäftigten in Antwerpen und ihre Familien habe. Aber es sei die wirtschaftliche Lage, die Opel zur Aufgabe eines Standortes zwinge, so Reilly: "Die Schließung des Werks in Antwerpen als Teil des Sanierungsplans ist der logischste Schritt für den Konzern".

Die Entscheidung des Mutterkonzern General Motors (GM) kam nicht überraschend. Schon seit längerem war bekannt, dass GM den belgischen Standort prüft. Bereits am Vortag hatten Arbeiter den Eingang zum Opel-Werk in Antwerpen blockiert. Fertig produzierte Autos können zurzeit das Werk nicht mehr verlassen. In Antwerpen wird der Opel Astra hergestellt. Rudi Kennes von der sozialistischen Gewerkschaft ABVV will weiter kämpfen: "Wir müssen nun Solidarität aufbauen und unsere Strategie festlegen." Die Blockade des Parkplatzes soll bis auf Weiteres bestehen bleiben.

Opel muss sparen

Im laufenden Jahr 2010 sollen über 8.000 der rund 50.000 Opel-Arbeitsplätze in Europa abgebaut werden. Besonders betroffen sind Deutschland und Belgien. Die Opel-Führung teilte mit, dass der westeuropäische Fahrzeugmarkt 2010 rund 1,5 Millionen Autos weniger umfassen wird als im Vorjahr und rund 4 Millionen Fahrzeuge weniger als noch vor drei Jahren.

Entsprechend müsse Opel seine Kapazitäten um ein Fünftel reduzieren, so Reilly. Und selbst wenn sich der Markt zukünftig besser entwickeln würde als erwartet, ändere das nichts an der Schließung des Werks in Antwerpen, so der Opel-Chef: "Dann haben wir immer noch genug Flexibilität, dank anderer europäischer Ressourcen." Zurzeit unterhält Opel noch Standorte in sechs europäischen Ländern: Deutschland, Belgien, Österreich, Großbritannien, Polen und Ungarn. Doch für das Werk in Antwerpen gibt es wohl keine Hoffnung mehr.

Autorin: Susanne Henn

Redaktion: Frank Wörner