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"Gold in Rio ist mein Ziel"

11. Mai 2015

Erick Barrondo schreibt 2012 Geschichte und gewinnt die erste und bislang einzige Olympia-Medaille für Guatemala. Der Geher ist der Sportstar seines Landes und setzt sich hohe Ziele für die Zukunft.

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Erick Barrondo
Bild: picture-alliance/dpa/U. Ruiz Basurto

DW: Erick Barrondo, Sie sind ein Sportstar in Guatemala und haben vor kurzem erneut die nationale Meisterschaft im Gehen für sich entschieden. Was bedeutet es für Sie, die Nummer eins zu sein?

Erick Barrondo: Ich kann den Sieg mit allen teilen, die mich unterstützt und gefördert haben. Es freut mich auch sehr zu sehen, dass in unserer Mannschaft alles gut läuft. Das hilft mir, wenn ich außerhalb von Guatemala einen Wettbewerb bestreite, dann trage ich nicht alleine die ganze Verantwortung. Ich trage sie jetzt gemeinsam mit anderen Athleten aus Guatemala, da hat sich etwas getan bei uns.

Was hat die Silbermedaille von London in ihrem Leben verändert?

Ich war früher ein Athlet ohne Mittel. Ich hatte nichts zu Essen, ich hatte auch kein Zuhause. Mit Gottes Hilfe und auch der Hilfe meiner Freunde, änderte sich mein Leben drastisch. Heute glauben die Menschen an mich. Was ich zu sage, hat Gewicht in Guatemala. Meine Beliebtheit haben wir genutzt, um mehr Athleten für den Sport zu gewinnen, nicht nur im 20-Kilometer-Gehen, sondern auch in allen anderen Sportarten.

Erik Barrondo (Foto: DW/Joscha Weber)
Aus einfachsten Verhältnissen zu Olympia-Silber: Erick Barrondo ist in Guatemala ein SportstarBild: DW/J. Weber

Wie haben Sie es aus so einfachen Verhältnissen zum Olympiamedaillengewinner geschafft?

Die Armut hat mich dazu getrieben, weiterzumachen. Man muss den Sport als Beruf verstehen. Man muss fest an sich selbst glauben und immer den Willen und den Wunsch haben, sein eigenes Leben ändern zu wollen. Jeder von uns ist für sein eigenes Glück verantwortlich.

Wir haben gehört, dass sie vor den Olympischen Spielen von London die Regeln des Gehens gar nicht richtig kannten - stimmt das?

Wir hatten einen Trainer, der uns nur gesagt hat: "Lauft einfach los!" Er hat uns nie die Regeln oder die Technik erklärt. Als wir mit dem Team in London ankamen, kannten wir nicht einmal 20 Prozent des Reglements. Wir haben nach dem Motto "lernen durch handeln" Fortschritte gemacht. Später, als Bohdan Bulakowski nach Guatemala kam, haben wir viel über unseren Sport erfahren. Das hat uns geholfen, die Disqualifikationen aufgrund technischer Fehler zu vermeiden.

Ding Chen mit Erick Barrondo und Zhen Wang auf dem Podium bei den Spielen von London 2012 (Foto: dpa)
Überraschung Barrondo (l.): Er kannte nicht einmal die Regeln und gewann doch SilberBild: picture-alliance/dpa/N. Munns

Auf welchem Weg ist die Leichtathletik in Guatemala?

Unsere Geher-Mannschaft ist weltweit anerkannt, sie zählt zu den besten Teams der Welt. Leider hinken in wir in anderen Disziplinen noch hinterher, vor allem beim Nachwuchs. Der Fokus liegt besilang eher auf den Erwachsenen. Und noch ein Problem haben wir: In Guatemala gibt es viele bedürftige Athleten die an allen Wettbewerben teilnehmen, weil sie das Preisgeld dringend zum Leben brauchen. Das ist sicher nicht ideal.

Ist Ihr Blick jetzt schon auf die Olympischen Sommerspiele von Rio de Janeiro gerichtet?

Definitiv. Das Ziel sind die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Dort werden wir für Guatemala um eine Goldmedaille kämpfen.

Erik Barrondo in Aktion (Foto: DW/Joscha Weber)
Alleine vorne weg: Bei den nationalen Meisterschaften im Gehen Guatemalas ist Barrondo eine Klasse für sichBild: DW/J. Weber

Nach Silber in London: Was würde es für Sie bedeuten, in Rio Gold zu holen?

Das wäre das Allergrößte, mein Ziel. Die Goldmedaille bei Olympia ist das Beste, was ein Athlet erreichen kann. Auch für mich und für Guatemala, wäre das ein sehr wichtiger Triumph. Mein Land braucht solche Erfolgserlebnisse. In Guatemala gibt es immer mehr Gewalt. Ich glaube, mit einer Goldmedaille könnte die Kriminalität sinken.

Sie haben angedeutet, dass Sie im Falle des Olympiasieges ihre Karriere beenden würden. Sie wären dann gerade einmal 25 Jahre alt. Wollen Sie das wirklich?

Nein. Ich hoffe, weiter machen zu können. Ich hoffe, dass Bohdan Bulakowski (Nationaltrainer Guatemalas, Anmerkung der Redaktion) noch länger mit uns zusammen arbeitet und wir mit ihm nach den Olympischen Spielen bei der Weltmeisterschaft gewinnen können. Das ist ein absoluter Traum von mir.

Das Interview führte Joscha Weber.

Bevor Erick Barrando als Geher Karriere machte, war er Langstreckenläufer. International für Aufsehen sorgte der 23-Jährige erstmals beim Pan American Race Walking Cup in Kolumbien, er gewann die Silbermedaille. Sein Durchbruch gelang ihm 2012 bei den Olympischen Spielen in London. Barrando holte Silber und damit die erste Olympische Medaille in der Geschichte Guatemalas.