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Blutrote Schuhe: Gedenken an Femizide

Kevin Tschierse
25. November 2021

Hunderte rot lackierte Frauenschuhe, mitten in Brüssel: Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen erinnert eine Kunstaktion an Frauenmorde weltweit.

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Hunderte rot lackierte Frauenschuhe auf dem Place Jourdan in Brüssel
Bild: Kevin Tschierse/DW

Auf dem zentralen Place Jourdan in Brüssel stehen am 25.11.2021 hunderte Stöckelschuhe, Sneaker und Stiefel - alle sind rot lackiert, als klebte frisches Blut an ihnen. Die Installation der mexikanischen Künstlerin Elina Chauvet hinterlässt Eindruck bei Passantinnen und Passanten und lässt sie innehalten - man kann nicht einfach an ihr vorbeischlendern und am beliebten Pommesstand nebenan belgische Fritten verspeisen. Am Tag gegen Gewalt an Frauen will sie an Femizide erinnern, an Frauenmorde. 

Ein roter Schuh im Mittelpunkt des Bildes auf dem Platz Jourdan in Brüssel
Bild: Kevin Tschierse/DW

2021 fielen allein in Belgien 18 Frauen solchen Morden zum Opfer, im Jahr 2020 waren es 25. Das seien erschütternde Zahlen, meint die Lokalpolitikerin Françoise de Halleux von den belgischen Grünen, die die Aktion mit organisiert hat. "Es gibt immer noch viel zu viele Frauen auf der ganzen Welt, die sterben, nur weil sie Frauen sind - weil sie Gewalt von ihrem Partner, ihrer Familie oder Fremden erfahren", so die Politikerin im Gespräch mit der DW.

Lokalpolitikerin Françoise de Halleux mit einem Paar Schuhe in den Händen; stehend vor der Kunstinstallation
Die Lokalpolitikerin Françoise de HalleuxBild: Kevin Tschierse/DW

Die Kunstaktion "Zapatos Rojos" ("Rote Schuhe") von Elina Chauvet ist bereits 2009 entstanden - nachdem ihre Schwester durch die Schläge ihres Mannes ums Leben gekommen war. Chauvet will damit an die Schicksale ihrer Schwester und vieler anderer Frauen weltweit erinnern. 

"Zapatos Rojos" - ein internationales Kunstprojekt

"Es ist ein Werk, das durch die ganze Welt wandert", erläutert Françoise de Halleux. "Nach jeder Aktion werden die Schuhe an die Künstlerin zurückgeschickt. Die Idee ist, dass Passanten kleine Zettel mit Worten in die Schuhe stecken. Die werden dann zusammen mit den Schuhen an die Künstlerin zurückgeschickt. So soll eine riesige Installation entstehen - mit allen Schuhen aus der ganzen Welt, die an die Gewalt gegen Frauen erinnern."In Belgien - wie auch weltweit - ist die Zahl der Personen, die Anzeige erstatten, nur die Spitze eines immensen Eisbergs. "Es gibt sehr viele Frauen, die Gewalt erfahren, aber keine Anzeige erstatten - weil wir uns in einer patriarchalischen Gesellschaft befinden, weil Beschwerden nicht immer ernst genommen werden, weil es Angst vor Verurteilung gibt, weil Frauen sich nicht trauen zu sagen, was wirklich passiert ist. Statistiken belegen aber, dass eine von drei Frauen körperliche Gewalt und eine von zwei Frauen Gewalt in irgendeiner Form erlebt hat", so Françoise de Halleux.

Tafel mit den in Belgien geschehenen Frauenmorden in den Vergangenen Jahren
Bild: Kevin Tschierse/DW
Zettel mit der Aufschrift "Femicide" in einem Paar Schuhe
Bild: Kevin Tschierse/DW

Während der Corona-Pandemie gab es weltweit vermehrt Gewalt gegen Frauen - aber auch mehr innerfamiliäre Gewalt und Gewalt gegen Kinder. Die Tatsache, dass man miteinander eingesperrt ist, führt zu mehr Konflikten und Spannungen, weiß Françoise de Halleux.

Die Kunstaktion "Zapatos Rojos" findet 2021 bereits zum zweiten Mal in Brüssel statt - erstmals war sie 2010 am gleichen Ort zu sehen.