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Chinas Wachstum kühlt deutlich ab

18. Oktober 2021

China konnte die Corona-Pandemie zwar relativ schnell überwinden, inzwischen trüben sich die Aussichten jedoch zunehmend ein. Die goldenen Wachstumszeiten sind für den roten Drachen vorerst vorbei.

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China Shanghai | Flughafen vor dem Taifun In-fa
Bild: Andy Wong/AP Photo/picture alliance

Steigende Rohstoffpreise, Versorgungsengpässe und Stromausfälle bremsen im dritten Quartal Chinas Wirtschaft aus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg nach Angaben des staatlichen Statistikbüros vom Montag im Zeitraum Juli bis September um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal und damit so langsam wie seit einem Jahr nicht mehr

Auch die Industrieproduktion der Volksrepublik blieb hinter den Erwartungen der Analysten zurück: Sie stieg im September um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Experten hatten ein Plus von 4,5 Prozent prognostiziert.

China hatte sich zu Jahresbeginn mit einem Rekordwachstum von der Pandemie erholt, doch belasten neben Strom- und Versorgungsengpässen sowie wieder aufflammenden Virus-Ausbrüchen auch das harte Durchgreifen der Regulierungsbehörden bei Technologie- und Immobilien-Unternehmen die Konjunkturerholung.

Handelsstreit zwischen USA und China | Hafen in Qingdao
Der Hafen in Qingdao: Wenn es in China nicht mehr rund läuft, ist das im internationalen Handel sofort zu spürenBild: picture-alliance/dpa/SIPA Asia/Yu Fangping

Klagen aus Europa

Auch in China tätige europäische Unternehmen leiden zunehmend unter den Rationierungen und den deswegen angeordneten Stilllegungen von Betrieben. Die Probleme dürften sich mit der bevorstehenden winterlichen Heizperiode verschärfen und "mindestens bis März" andauern, warnte der Vorsitzende der EU-Handelskammer in China, Jörg Wuttke. "Wir stecken in einem Marathon, nicht in einem Sprint."

EU-Unternehmen beklagten "chaotische Zustände". Oft werde ihnen nur kurzfristig wie am Abend zuvor oder auch mal eine Stunde vor Schichtbeginn mitgeteilt, dass der Strom abgestellt wird.

Schlechte Stimmung macht sich breit

Sorge bereitete Analysten auch die Krise um den hochverschuldeten chinesischen Immobilienkonzern Evergrande, die auf dem chinesischen Finanz- und Immobilienmarkt lastet. Zudem setzte die Regierung in diesem Jahr bei Internet-Konzernen und in zahlreichen anderen Branchen strengere Regeln und Verbote durch, was zusätzlich für eine schlechtere Stimmung in der Wirtschaft sorgte. 

Japan Evergrande
Evergrande beschäftigt ganz Asien: Im September gab deshalb der japanische Nikkei schon einmal deutlich nachBild: Kyodo News/imago images

Sensible Börsen

"Als Reaktion auf die schlechten Wachstumszahlen, die wir für die kommenden Monate erwarten, werden die politischen Entscheidungsträger unserer Meinung nach weitere Maßnahmen zur Stützung des Wachstums ergreifen. Dazu gehören die Sicherstellung einer ausreichenden Liquidität auf dem Interbankenmarkt, die Beschleunigung des Ausbaus der Infrastruktur und die Lockerung einiger Aspekte der allgemeinen Kredit- und Immobilienpolitik", sagte Louis Kuijs, Leiter des Bereichs Asienwirtschaft bei Oxford Economics.

Zwar verbreitete Kuijs etwas Zuversicht: "Wir glauben, dass die Stromknappheit und die Produktionskürzungen im vierten Quartal weniger problematisch werden". Dennoch haben die Börsen zum Wochenauftakt wegen der enttäuschender Daten aus China ins Minus gedreht.

Japans 225 Werte umfassender Nikkei-Index lag im Handelsverlauf 0,3 Prozent tiefer. Der breiter gefasste Topix-Index sank um 0,4 Prozent. Die Börse in Shanghai lag 0,2 Prozent im Minus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen verlor 1,2 Prozent.

Auch in Deutschland hinterließ das verlangsamte Wachstum in China seine Spuren: Rund eine halbe Stunde nach Handelsbeginn sank der deutsche Leitindex DAX um 0,43 Prozent auf 15.521 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor 0,24 Prozent auf 34.275 Punkte. Der Analyst Michael Hewson von CMC Markets UK sieht die enttäuschende Wachstumsdaten aus Peking als Belastungsfaktor für die europäischen Märkte.

dk/hb (dpa, rtr)