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Musik

Daniel Barenboim dirigiert Beethoven-Jubiläum

Rick Fulker
17. Dezember 2020

Der Höhepunkt des Beethoven-Jubiläumsjahres? Nein, der Mittelpunkt: Das Jubiläum wurde wegen der Corona-Pandemie verlängert. Das meiste findet online statt.

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Daniel Barenboim probt mit jungen Musikern
Strenge Maskenpflicht bei der Orchesterprobe unter der Leitung von Daniel BarenboimBild: Rick Fulker/DW

Sie sollten Höhepunkt und Abschluss des Beethoven-Jubiläumsjahres sein. Nun sind mit dem verlängerten Beethoven-Jahr dieBeethovenNacht am 16. Dezember und das Festakt-Jubiläumskonzert mit dem West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim am 17. Dezember in den Mittelpunkt gerückt.

"Für mich ist es eine große Ehre, dass ich hier, in der Geburtsstadt Beethovens, zelebrieren darf", sagte Barenboim am 16. Dezember nach der Probe mit seinem Orchester aus arabischen und israelischen Musikern in Bonn.

"Seit dem Auftakt vor einem Jahr sind rund 6000 Zeitungs- und Onlineartikel über Ludwig van Beethoven erschienen," sagte Ralf Birkner, Kaufmännischer Geschäftsführer der Beethoven Jubiläums Gesellschaft. "Es wurde ein Publikum von 3,5 Milliarden Menschen erreicht." Hinzugekommen sind unzählige Fernseh- und Rundfunkprogramme, Onlineangebote und Konzerte, in denen der Komponist, der die ersten 22 Jahre seines Lebens in Bonn verbrachte, im Mittelpunkt stand und steht.

Beethovens Stimme ist unglaublich stark

Warum ist die Faszination für den Komponisten so groß? "In Beethovens Musik steckt eine Kraft und eine Innigkeit, die mit Werken anderer Komponisten nicht vergleichbar ist", formulierte es Daniel Barenboim. "Bei Beethoven gibt es alles, was die Musik ausdrücken kann. Er hat eine unglaublich starke Stimme, fast gewaltig in der Intensität. Wenn wir noch in 50 Jahren ein musikalisches Leben haben, werden wir bestimmt Beethoven spielen", sagte er.

Luftaufnahme eines Maisfelds in Bayern mit dem Konterfei Beethovens
Sogar ein Maisfeld in Bayern wächst nach Beethovens MusterBild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

Fördergelder von 30 Millionen Euro sind in die Beethoven Jubiläums Gesellschaft geflossen, circa 200 Projekte wurden damit gefördert, drei Jahre Planung steckten darin. Nach einem erfolgreichen ersten Quartal wurde pandemiebedingt fast wöchentlich umgeplant und umstrukturiert, mit einem beachtenswerten Ergebnis: Bislang wurden nur zwölf Projekte abgesagt, das meiste fand online statt, nicht wenige wurden ins verlängerte Beethoven-Jubiläumsjahr verschoben, das bis September 2021 dauern und mit dem Bonner Beethovenfest abschließen soll.

Zu den neuen Projekten gehören ein virtueller Rundgang durch das Beethoven-Haus in Zusammenarbeit mit Google Arts & Culture. Das Haus in der Bonngasse, in dem der Komponist vermutlich am 16. Dezember 1770 geboren wurde - erhalten ist nur der Taufeintrag vom 17. Dezember des Jahres - wurde zum Auftakt des Jubiläumsjahrs im Dezember 2019 erweitert und umgestaltet.

Beethoven nur 2020? Nein, auch 2021!

Malte Boecker, Vorstandsvorsitzender der Beethoven Jubiläums Gesellschaft, sagte: "Wenn je ein Komponist zwei Jahre lang gefeiert werden sollte, dann Beethoven." Boecker kündigte weitere Höhepunkte im kommenden Jahr in Bonn an: Open-Air-Konzerte mit dem Popmusiker Robbie Williams, der Rapgruppe Die Fantastischen Vier und der ikonischen Elektroformation Kraftwerk sowie Ausstellungen und eine Reinszenierung der Enthüllung des Beethoven-Denkmals am Bonner Marktplatz, das 1845 zum 75. Geburtstag des Komponisten entstand.

Zum Festakt in der Bonner Oper am 17. Dezember spricht der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Danach musizieren das West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim am Klavier das Dritte Klavierkonzert Ludwig van Beethovens, ehe der Abend mit seiner ikonischen Fünften Sinfonie abschließt.

Dirk Kaftan, Generalmusikdirektor der Stadt Bonn, mit Taktstock
Dirk Kaftan - Generalmusikdirektor der Stadt BonnBild: Thilo Beu

Weitere Programmpunkte zum Jahresende

Vielfältiger geriet die "BeethovenNacht Powered by Telekom" im Bonner Telekomforum am Vorabend (16.12.2020): Neben dem Beethoven Orchester Bonn unter der Leitung von Dirk Kaftan musizierten die Sängerin Joy Denalane, der Geiger Daniel Hope, auch die Kabarettistin Sarah Bosetti trat auf.

Es war eine ganzheitliche Würdigung des Komponisten "made in Bonn", wie Kaftan sagte: "Beethoven ist mit der Musik der Bonner Hofkapelle groß geworden, einem der besten Orchester Europas. Es war das Zeitalter der Aufklärung, und Bonn war auch Umschlagplatz der Ideen. Beethoven nahm an Lesezirkeln und Diskussionen teil und war von Idealen und Visionen bis zum Zerplatzen voll. Wien hat einen fertigen Beethoven bekommen."

Zwei Uraufführungen standen auf dem Programm: "Opus 2020" von Max Richter, der zu den meist aufgeführten Gegenwartskomponisten gehört, und "Ode to Joy" vom vielseitigen Jazzprofi Quincy Jones.

Nach der BeethovenNacht kommt der Tauftag des Komponisten; gestreamt wird ein ökumenischer Gottesdienst am Taufbecken Ludwig van Beethovens in der Bonner Remigiuskirche am 17. Dezember um 16 Uhr. Auch die BeethovenNacht und der Festakt mit Jubiläumskonzert um 20 Uhr MEZ sind publikumsfreie Medien-Events. "Das ist kein Ersatz für ein Livekonzert", sagte Kaftan in Bezug auf die pandemiebedingten Einschränkungen, "aber Beethoven hat in seiner Zeit heftigere Schicksalsschläge erlebt".

Daniel Barenboim: "Beethovens Musik hat mit Mut zu tun"

Damit spielte Kaftan auf den Gehörverlust des Komponisten an, ein Schicksal, das er auf wunderbare Weise meisterte.

Daniel Barenboim sitzt auf einer Bühne, hinter ihm ein Schild, worauf steht: "Beethoven neu entdecken."
Subito piano: Das erfordert Mut, sagt der MaestroBild: Rick Fulker/DW

"Beethovens Musik hat auf jeden Fall mit Mut zu tun", sagte Daniel Barenboim und hat auch eine musikalische Metapher dafür parat: "Er war derjenige, der 'subito piano' erfand: Laut, gefolgt von plötzlichem Leise. Es gibt eine Steigerung, man geht an den Rand, und im letzten Moment, hält man. Das erfordert Mut für den Musiker: an den Rand zu gehen, im letzten Moment anzuhalten und nicht zu fallen. Ich glaube, ein bisschen Mut wäre für unsere gemeinsame Zukunft wichtig."

Die Deutsche Welle veranstaltet am 17.12. einen Thementag zu Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag. Der Thementag ist im Media Center der DW über Live TV am 17.12.2020 von 9 Uhr morgens (MEZ) an 24 Stunden lang zu sehen. Am 17.12. um 20.15 Uhr (MEZ) wird live das BTHVN-Jubiläumskonzert mit Daniel Barenboim und dem West-Eastern Divan Orchestra übertragen, mit einem Grußwort des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Alle Inhalte können Sie auch auf dem DW YouTube-Kanal verfolgen.