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Der Irak braucht die Hilfe der Welt

Peter Philipp 20. Juli 2005

Nahezu zeitgleich fanden in Jordanien und Deutschland zwei Konferenzen statt, die beide ein ähnliches Ziel hatten: den Wiederaufbau im Irak. Die Probleme bei der finanziellen Unterstützung kommentiert Peter Philipp.

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Peter Philipp

Der Irak muss wieder aufgebaut werden und er braucht dabei die Hilfe der Welt. Diese Botschaft ist nicht neu, sie hat auch nicht an Dringlichkeit verloren. Sehr wohl aber an Wirkung: Bei der jüngsten Geberkonferenz am jordanischen Ufer des Toten Meeres war ein Teil der ursprünglich angesagten Teilnehmer gar nicht erst angereist. Und die, die kamen, mussten sich erneut sagen lassen, dass früher zugesagte Gelder entweder nie eingetroffen oder im Dickicht von Korruption und anderen Machenschaften versickert seien.

Hilferufe könnten ins Leere gehen

Vor solch einem Hintergrund müssen irakische Hilferufe mit der Zeit ins Leere gehen: Die noch vor zwei Jahren in Madrid gezeigte Hilfsbereitschaft war keine leere Geste. Aber die Welt möchte natürlich langsam auch Ergebnisse sehen, sie möchte erleben, dass ihre Milliarden tatsächlich der Grundstock sind zu einer freiheitlichen Demokratie im Zweistromland. Stattdessen ist sie Zeuge eines immer unbändiger werdenden Terrorismus und der wachsenden Rat- und Hilflosigkeit der amerikanischen Besatzer, die schon längst das Gefühl des Siegers verloren haben.

Denkbar ungünstige Voraussetzungen für wirkungsvolle Hilfe. Man könnte fast der Versuchung erliegen, den Irakern zu raten, erst einmal Ruhe und Ordnung herzustellen, bevor weitere Hilfe kommt. Aber das wäre natürlich genau der falsche Weg, es wäre ein Sieg der Gewalttäter, die doch alles daran setzen, um jede Normalisierung zu hintertreiben und zu sabotieren. Weil sie wissen, wer immer sie sind - internationale "Dschihadisten" oder Anhänger des alten Regimes: In einem "normalen" Irak wird es für sie keinen Platz geben.

Iraker arbeiten an einer besseren Zukunft

Ganz abgesehen davon: Die Iraker sind ja durchaus bereit, selbst etwas für eine Normalisierung zu tun und dafür auch Risiken auf sich zu nehmen. Ihre Teilnahme an den Wahlen im Frühjahr war ein Beispiel, die Arbeit an der Verfassung ein zweites. Und ein drittes Beispiel sind ihre Bemühungen um den Aufbau einer neuen Privatwirtschaft im Lande.

Trotz der Gewalt, trotz zerstörter Infrastruktur und trotz mangelnder Kontakte mit dem Ausland versuchen die Iraker, etwas auf die Beine zu stellen, das den Tag überleben und den Weg in eine bessere Zukunft ebnen soll. Japan unterstützt solche Bemühungen jetzt mit Kleinkrediten. Was jedoch mehr gebraucht wird, sind funktionierende Geschäftskontakte mit dem Ausland. Dort aber zögert man.

Die deutsche Wirtschaft scheut das Risiko

Bei der deutsch-irakischen Wirtschaftskonferenz in München waren mehr Iraker gekommen als Deutsche, weil die deutsche Wirtschaft das Risiko scheut und der Irak ihr nicht ganz geheuer scheint. Dabei bedarf es nicht nur staatlicher Hilfe, sondern auch privater Geschäftskontakte, um "Normalität" herzustellen. So unnormal die Lage im Irak auf absehbare Zeit auch noch bleiben wird.