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Der Nebel lichtet sich am "Grünen Hügel"

15. Dezember 2001

Bayreuth hat in den letzten Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Grund war weniger die Musik Richard Wagners als vielmehr der Starrsinn seines Enkels Wolfgang. Jetzt endlich gabs Bewegungen.

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Klaus Schultz, der neue "Wagner" in Bayreuth?Bild: AP

Der Stiftungsrat der Richard-Wagner-Stiftung hat die Nachfolge von Festspielleiter Wolfgang Wagner vorerst auf Eis gelegt. Für den Fall des Ausscheidens des 82-jährigen Hügel-Chefs bestimmte der Stiftungsrat am 12. Dezember den Münchner Staatsintendanten Klaus Schultz als Geschäftsführenden Festspielleiter. Nach Auskunft von Wagners Anwalt Wieland Henker, tragen die Zweige der Wagner-Familie die Entscheidung für Schultz "einmütig".

Der 54-jährige Chef des Gärtnerplatztheaters gilt als enger Vertrauter Wagners. Neben seiner bisherigen Tätigkeit soll er Wagner am "Grünen Hügel" bereits vom 1. Januar 2002 an als "Freier Mitarbeiter" unterstützen. Schultz arbeitete früher als Dramaturg an der Oper in Frankfurt am Main, an der Bayerischen Staatsoper München sowie bei den Berliner Philharmonikern. Als Generalintendant war Schultz vor seiner jetzigen Münchner Tätigkeit in Aachen und Mannheim tätig. Mit dem Werk Richard Wagners ist er gut vertraut, sein erster Besuch der Festspiele datiert aus dem Jahr 1962. Schultz und Wolfgang Wagner kennen sich seit 1973.

Paukenschlag des Patriarchen

Wagner begrüßte die Entscheidung für Schultz ausdrücklich.
Mit ihm komme ein Theatermann an Bord, der seit vielen Jahren bewiesen habe, dass er künstlerisch wie organisatorisch mit allen Aspekten des Musik- und Theaterlebens vertraut ist. Schultz soll die Position so lange innehaben, "bis es zum Vertragsbeginn eines Nachfolgers - möglichst aus dem Bereich der Familie - kommt". Ein Ende seines lebenslangen Vertrages wollte Wagner am Mittwoch nach wie vor nicht datieren.

Nach seiner beharrlichen Weigerung, ein Datum für seinen Rücktritt zu nennen, erklärte der Stiftungsrat das vor fast drei Jahren eingeleitete Nachfolgeverfahren für gescheitert. "Ein Findungsverfahren mit einer entsprechenden Wahl wird erst wieder eingeleitet, sobald die Voraussetzungen der Richard-Wagner-Stiftung gegeben sind", heißt es in einer Erklärung

Mit der jetzt vorgegebenen Übergangsregelung bleibt die Tür für alle drei potenziellen Nachfolgekandidaten allerdings formal offen. Die erklärte Favoritin des Stiftungsrates, Eva Wagner-Pasquier, kann sich nach ihrem vorläufigen Rückzug zunächst unbeschwert ihrer Tätigkeit als künstlerische Leiterin beim Festival in Aix-en-Provence widmen. Wolfgang Wagners schärfste Kritikerin, seine Nichte Nike Wagner und ihr neuer Wunschpartner, der Stuttgarter Staatsintendant Klaus Zehelein, haben sich selbst bereits auf das Jahr 2006 für einen möglichen Wechsel vertröstet. Die Zeit spielt für Wolfgang Wagners Wunschkandidatin, seine zweite Frau Gudrun und damit für die gemeinsame Tochter Katharina. (ks)