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Deutsche Bank mit weniger Gewinn

25. Oktober 2023

Höhere Steuern haben der Deutschen Bank im dritten Quartal trotz der gestiegenen Zinsen einen Gewinnrückgang eingebrockt. Für das Gesamtjahr bleibt der Chef aber optimistisch.

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Deutsche Bank
Bild: Florian Gaul/greatif/picture alliance

Gewinnrückgang und doch die Analysten-Erwartungen übertroffen: Die Deutsche Bank hat im dritten Quartal wegen schwächerer Geschäfte im Investmentbanking und einer gestiegenen Steuerquote weniger verdient.

Stärkste Ertragssäule war im Sommer das Privatkundengeschäft, das von den gestiegenen Zinsen profitierte. Deutschlands größtes Finanzinstitut erwirtschaftete unter dem Strich im Zeitraum Juli bis September einen Gewinn von 1,03 Milliarden Euro - ein Rückgang von acht Prozent, wie das Geldhaus am Mittwoch in Frankfurt mitteilte.

Analysten hatten allerdings nur rund 937 Millionen Euro erwartet. Es war bereits das 13. Quartal in Serie mit Gewinnen für Deutschlands Branchenprimus. Die Börse reagierte positiv, mit einem Plus von bis zu sieben Prozent waren Deutsche Bank-Papiere der Spitzenreiter im Deutschen Aktienindex DAX. 

Hohe Kosten

"Unsere Ergebnisse zeugen von einer starken und nachhaltigen Wachstumsdynamik in unserem Geschäft und anhaltender Kostendisziplin", sagte Vorstandschef Christian Sewing.

Die Konzernerträge nahmen im Quartal um drei Prozent auf 7,13 Milliarden Euro zu. Für das Gesamtjahr 2023 werden rund 29 Milliarden Euro erwartet. "Damit würden wir deutlich stärker wachsen als mit den 3,5 bis 4,5 Prozent, die wir uns zwischen 2021 und 2025 durchschnittlich pro Jahr vorgenommen haben", sagte Sewing.

Die Aufwand-Ertragsrelation verharrte allerdings bei 72 Prozent - das heißt, dass für jeden Euro Ertrag 72 Cent aufgewendet werden müssen. Die italienische Großbank UniCredtit, die für das dritte Quartal ein Gewinnplus von 36 Prozent meldete, kam hier auf eine Relation von 39 Prozent.

Deutsche Bank Chef Christian Sewing
Christian Sewing, seit 2015 Vorstandssprecher der Deutschen Bank Bild: dpa

Die relativ hohe Kostenbasis hatten Analysten in der Vergangenheit immer wieder bemängelt. Konzernchef Sewing stemmte sich seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren mit einem Sparprogramm und dem Abbau von Tausenden Stellen dagegen. Damit kam die Bank aus den roten Zahlen heraus.

Im April hatte die Konzernführung angekündigt, weitere rund 800 Stellen zu streichen. In den ersten neun Monaten 2023 schloss die Deutsche Bank insgesamt 93 Filialen.

In der Investmentbank sanken die Erträge im Quartal um vier Prozent auf 2,27 Milliarden Euro. Dabei schrumpften die Erträge im Geschäft mit Anleihen und Währungen (FIC) um zwölf Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Maue Börsen hatten zuletzt auch so manchen Konkurrenten in dem Geschäft belastet.

Im Privatkundengeschäft nahmen die Erträge dagegen um drei Prozent auf 2,34 Milliarden Euro zu. "In Deutschland betrug das Plus sogar 16 Prozent", merkte Sewing an. Damit war die Sparte im Quartal der stärkste Ertragsbringer für die Bank.

Massive IT-Probleme

Zuletzt stand die Deutsche Bank hier zu Lande allerdings wegen IT-Problemen bei der Postbank in den Schlagzeilen. Im Rahmen einer IT-Umstellung wurden seit dem vergangenen Jahr schrittweise zwölf Millionen Kunden der Postbank mit sieben Millionen Deutsche-Bank-Kunden in Deutschland auf einer Plattform zusammengeführt. Dabei kam es zu erheblichen Problemen. Betroffen waren auch Kunden des Immobilienfinanzierers DSL Bank, der ebenfalls zur Deutschen Bank gehört.

Zeitweise konnten Kunden nicht auf ihre Konten zugreifen, der Kundenservice war kaum erreichbar. Sewing versprach, die Bank werde alles tun, um noch bestehende Einschränkungen zu beheben.

Die Deutsche Bank sei auf einem guten Weg und habe zwei Drittel der Rückstände abgearbeitet. "Das gibt uns große Zuversicht, dass wir unseren Kunden wie geplant bis Ende des Jahres wieder das Serviceniveau bieten können, das sie zu Recht von uns erwarten," sagte Sewing.

Beschwerden und Kritik

Viele Kunden haben sich an Verbraucherschutz-Organisationen gewendet. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) zählte in diesem Jahr bisher 1700 Beschwerden von Kunden der Deutsche Bank Töchter Postbank und DSL, das sind dreimal so viele wie im gesamten Vorjahr.

VZBV-Chefin Ramona Pop sagte, gesperrte Konten, nicht ausgeführte Mietüberweisungen oder verzögerte Anschlussfinanzierungen könnten schwerwiegende Folgen haben. "Doppelt fatal" sei es, wenn Kunden bei solchen Problemen keine schnelle Hilfe bekämen.

Die Leitung der Deutschen Bank habe für das Projekt nicht ausreichend geschultes Personal in der Kundenbetreuung organisiert. Pop forderte von dem Konzern, Verbraucher schnell und unbürokratisch zu entschädigen und einen vollständigen Schadensausgleich schriftlich zuzusichern.

Die Probleme beschäftigen auch die Finanzaufsicht Bafin, die einen Sonderbeauftragten für die Deutsche Bank bestellte. Er soll überwachen, dass die Einschränkungen zügig beseitigt werden.

bea/dk (reuters, dpa, afp)