1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutsche Boko Haram-Geisel wieder frei

22. Januar 2015

Ein Deutscher, der vor einem halben Jahr von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria verschleppt worden war, ist wieder auf freiem Fuß. Er befindet sich jetzt im Nachbarland Kamerun.

https://p.dw.com/p/1ENmW
Kamerunische Soldaten an der Grenze zu Nigeria (Foto: Getty)
Bild: AFP/Getty Images/R. Kaze

Soldaten aus Kamerun (Artikelbild) waren offenbar maßgeblich an der Befreiungsaktion beteiligt. Der Deutsche Eberhard N. wurde bei einem Einsatz einer Spezialeinheit in Sicherheit gebracht, wie Kameruns Staatschef Paul Biya in der Hauptstadt Jaunde mitteilte. Dabei dankte er allen, die zur Befreiung beigetragen hätten, insbesondere auch der deutschen Bundesregierung. Details der Aktion nannte er nicht.

Einwohner Gombes erleichtert

Einwohner der Stadt Gombe reagierten unterdessen mit Erleichterung auf die Freilassung des Deutschen. "Wir hatten schon befürchtet, wir werden ihn nie wieder sehen", sagte ein Nachbar von Eberhard N.. "Wir sind sehr glücklich, dass er wieder frei ist." Der Einwohner Isa Ahmad meinte, "Nicht viele Menschen hier in Gombe haben mehr damit gerechnet, dass er lebendig freikommen würde." Nur eines finde er bedauernswert, sagte Ahmad: "Dass erst kamerunische Truppen eingreifen mussten, um die Geisel zu befreien, ist ein Armutszeugnis für unsere nigerianischen Sicherheitskräfte."

Der 69-jährige Vater dreier Kinder war im vergangenen Juli von Boko-Haram-Kämpfern in Gombe im Bundesstaat Adamawa im Norden Nigerias verschleppt worden. Später hatte der Anführer der islamistischen Terrorgruppe, Abubakar Shekau, in einem Video gedroht, die Geisel zu töten.

In einem Exklusiv-Interview der Deutschen Welle schilderte Eberhard N. die Situation während seiner Geiselhaft und die schließliche Freilassung so: "Bis zur letzten Minute wusste ich nicht: Werde ich überleben oder nicht? Alles war dunkel, ich habe niemanden gesehen. Niemand hat mit mir gesprochen."

"'Sit down', wurde immer gesagt. Es war alles dunkel. Sie wissen nicht, was mit ihnen passiert. 'Sit down', 'stay hier', 'go here'. Diese Aktion hat mich bis zum Schluss soviel Nerven gekostet, muss ich ehrlich sagen - ich habe echt bis zum Schluss gedacht: Die legen mich um. (...) Wir sind einen langen Weg durch den Wald gelaufen. Es war für mich nicht schön. Nicht, dass sie mich gefoltert hätten. Nein, gar nicht. Aber es war schlimm."
Kamerun hat in der Vergangenheit mehrfach im Norden Nigerias die Befreiung ausländischer Geiseln erreicht. Zuletzt kamen im Oktober nach Bemühungen der Regierung in Jaunde zehn seit Mai verschleppte Chinesen frei. Im selben Monat hatten Bewaffnete in Nigeria einen deutschen Mitarbeiter der Baufirma Julius Berger entführt. Dieser kam nach rund einer Woche wieder frei. Ob ein Lösegeld gezahlt worden war, blieb unklar.

Ölindustrie Nigerias zieht ausländische Unternehmen an

Ein weiterer Deutscher, der für einen Subunternehmer von Berger arbeitete, wurde bei der Entführung jedoch erschossen. Trotz der Sicherheitsrisiken vor allem im Norden des Landes bleibt das ölreiche Nigeria als größte Volkswirtschaft des Kontinents für deutsche Unternehmen interessant.

Die Miliz Boko Haram terrorisiert den Nordosten Nigerias mit Attentaten und Angriffen auf die Zivilbevölkerung und hat bereits weite Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht. Laut Schätzungen wurden seit 2009 mehr als 15.000 Menschen getötet. Die Islamisten wollen im Nordosten Nigerias und in den angrenzenden Gebieten Kameruns und des Tschad einen sogenannten Gottesstaat mit strikter islamischer Gesetzgebung errichten.

uh/sti (dpa,afp,rtr)