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Reallöhne bleiben hoch

12. Februar 2020

Die Löhne in Deutschland steigen weiter und damit auch die Ausgabe der Konsumenten. Das dürfte auch im laufenden Jahr so weitergehen. Und der Konsum stützt die Wirtschaft – vielleicht bald zuverlässiger als der Export.

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Gehaltsabrechnung
Bild: picture-alliance

Das sechste Mal in Folge sind die Reallöhne im vergangenen Jahr gestiegen. Das Plus lag nach Angaben des Statistischen Bundesamts bei 1,2 Prozent. Der Reallohn ist das, was vom Verdienst übrig bleibt, wenn man die Inflationsrate in Rechnung stellt. So stiegen die Löhne zwar 2019 nominell um 2,6 Prozent, die Preissteigerung nahm davon aber 1,4 Prozent - das ergibt die Steigerungsrate der realen Löhne.

In Deutschland ist der Reallohn zum letzten Mal im Jahr 2013 gefallen - seither gibt es jedes Jahr ein Plus. Zusammen mit der Rekordbeschäftigung hat das in den vergangenen Jahren die deutsche Wirtschaft kräftig angekurbelt. Denn die privaten Konsumausgaben stiegen deutlich, während die Impulse vom Außenhandel wegen der schwächeren Weltkonjunktur und Handelskonflikten zuletzt nachgelassen haben.

Infografik Reallöhne in Deutschland DE

Konsumieren fürs Wachstum

Damit werden auch internationale Kritiken leiser, nach denen Deutschland zu wenig tue, um den Konsum anzukurbeln. Das gehe auf Kosten seiner Handelspartner, die praktisch das deutsche Wachstum durch eigene Verschuldung finanzierten. Beschäftige aber, die mehr Lohn zur Verfügung haben, stecken mehr Geld in den heimischen Konsum - der Anteil der Konsumausgaben am Wirtschaftswachstum steigt denn auch in Deutschland.

Allerdings haben viele Menschen im Land den Eindruck, sie hätten weniger Geld zur Verfügung als früher. Da es sich um Durchschnittswerte handelt, mag der wachsende Billiglohnsektor eine Rolle spielen. Mehr als 4,1 Millionen Menschen arbeiten in diesem Bereich und verdienen bei voller Beschäftigung im Schnitt nur zwei Drittel des Durchschnittslohns.

Insgesamt aber dürfte auch im laufenden Jahr die geringe Arbeitslosenquote in Deutschland dafür sorgen, dass Lohn und Reallohn weiter steigen. Das könnte allerdings letztlich wieder auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit gehen und zur Gefahr für die Beschäftigung werden - ein Teufelskreis. So weisen Ökonomen darauf hin, dass die Lohnkosten schon jetzt in Deutschland relativ hoch sind und wohl bleiben: Die sogenannten Lohnstückkosten liegen heute in Deutschland 16 Prozent über denen Frankreichs und 30 Prozent über denen Spaniens. 2007 noch lagen sie fast gleichauf.

ar/hb (dpa, rtr - Archiv)