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Druck auf Platini wächst

Calle Kops (dpa/sid)13. Oktober 2015

Immer mehr UEFA-Exekutivmitglieder gehen vor dem Dringlichkeitstreffen auf Abstand zu ihrem suspendierten Chef Michel Platini. Unterdessen schlägt sein Vorgänger den Deutschen Wolfgang Niersbach als künftigen Boss vor.

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UEFA-Exekutivmitglied Allan Hansen und UEFA-Präsident Michel Platini gehen nebeneinander (Foto: dpa Bildfunk)
Allan Hansen (l.) geht auf Distanz zu Michel PlatiniBild: picture-alliance/dpa/A. Merola

Im FIFA-Korruptionsskandal wächst der Druck auf den suspendierten UEFA-Präsidenten Michel Platini. Kurz vor dem Dringlichkeitstreffen der "Regierung" der Europäischen Fußball-Union am Donnerstag droht ein Exekutivmitglied so deutlich wie nie zuvor mit Vertrauensentzug für den Franzosen. Sollte Platini dem Gremium keinen Vertrag über eine erhaltene Zahlung von dem ebenfalls für 90 Tage gesperrten FIFA-Präsidenten Joseph Blatter vorlegen können, "dann können wir ihn nicht länger unterstützen", sagte der Däne Allan Hansen dem "Ekstra Bladet".

Platini ist derzeit von der FIFA-Ethikkommission gesperrt und darf zu der Dringlichkeitssitzung des UEFA-Exekutivkomitees in Nyon gar nicht anreisen. Der 60-Jährige darf noch nicht einmal in die Nähe des Tagungsraums im Verbandssitz am Genfer See kommen. Dabei geht es gerade um Platinis Zukunft.

Kein Interimspräsident

Zunächst hatten die Exko-Mitglieder aufgrund des Einspruchs Platinis keinen Interimschef nominiert und stattdessen den amtierenden, aber suspendierten Präsidenten unterstützt. Bis zum Treffen am UEFA-Sitz "soll Michel Platini Dinge ins Feld führen, die ihn entlasten", hatte bereits DFB-Präsident Wolfgang Niersbach betont. Durch seine Sperre darf der frühere Weltklassespieler derzeit offiziell aber keine Aktivitäten im Fußball ausüben, also auch nicht mit anderen Exko-Mitgliedern reden.

FIFA-Präsident Joseph Blatter (l.) und UEFA-Präsident Michel Platini schütteln sich die Hände (Foto: Philipp Schmidli/Getty Images)
Bilder aus alten Tagen: Joseph Blatter (l.) und Michel PlatiniBild: P. Schmidli/Getty Images

Platini hatte für Dienste zwischen Januar 1999 und Juni 2002 erst knapp neun Jahre später von Blatter zwei Millionen Schweizer Franken erhalten. Diese Vereinbarung gehe auf eine mündliche Absprache und kein schriftliches Dokument zurück, berichtete die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf die nicht-öffentlichen Aussagen der beiden vor der FIFA-Ethikkommission.

Tiefe Enttäuschung

"Ich war tief enttäuscht, als die Geschichte von den zwei Millionen Franken auftauchte", sagte der frühere dänische Verbandspräsident Hansen. "Das führt zu einer Menge Fragen, auf die wir immer noch keine Antwort bekommen haben. So eine Ausbezahlung setzt einen Vertrag voraus, und sie muss außerdem aus den FIFA-Abrechnungen hervorgehen."

Auch der aktuelle Chef des Verbands aus Dänemark unterstützt seinen Vorgänger in dessen Kritik. "Ich bin sehr skeptisch, was da gerade abläuft. Und ich werde es weiter sein, auch wenn es eine gute Erklärung am Donnerstag beim UEFA-Treffen geben sollte", sagte Jesper Moller. "Alleine der Betrag der Zahlung zeigt, dass etwas falsch gelaufen ist. Wir können nicht für einen Mann stimmen, der suspendiert ist."

"Wir müssen die UEFA schützen"

Auch der Präsident des Deutscchen Fußballverbandes, Wolfgang Niersbach, sieht Fragezeichen hinter dem 60 Jahre alten Franzosen. Sollte durch den "Fall Platini" auch die UEFA in die FIFA-Skandale mit hineingezogen werden, wäre das "fatal", so Niersbach. Das müssen wir mit allen Kräften verhindern. Wir müssen die UEFA schützen", äußerte der DFB-Boss.

Zu seinen eigenen Ambitionen auf Ämter bei der UEFA oder der FIFA äußerte sich Niersbach erneut eher kryptisch. "Ich will und werde mich nicht davor drücken, meinen Beitrag zu leisten", sagte der 64-Jährige. Auf die Frage, wie ein solcher Beitrag aussehen könnte, sagte Niersbach: "Diese Geschichte ist sicher nicht über die Medien zu gewinnen. Die gewinnen Sie nur, wenn Sie intern einen klaren Kurs fahren und dafür Mehrheiten gewinnen."

DFB-Pressekonferenz 16.12.2014
Niersbach: Zukünftiger UEFA-Chef?Bild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Ex-UEFA-Boss Johansson für Niersbach

Einen großen Befürworter hat Niersbach in dem langjährigen UEFA-Präsident Lennart Johansson (85). "Ich habe Wolfgang Niersbach vorgeschlagen, für die Präsidentschaft der UEFA zu kandidieren. Niersbach sollte UEFA-Präsident werden", sagte Johansson der Sport Bild. Dem Franzosen Platini, der ihn 2007 als UEFA-Präsidenten ablöste, wirft der Schwede Bestechlichkeit vor.