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Sieben neue erdähnliche Planeten

Brigitte Osterath
22. Februar 2017

Astronomen haben eine faszinierende Entdeckung gemacht: Der Stern Trappist-1 wird von gleich sieben erdähnlichen Planeten umkreist, auf denen es flüssiges Wasser geben könnte - und damit auch Leben.

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Sieben erdähnliche Planeten um Trappist-1
Bild: NASA/JPL-Caltech

Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass Astronomen erdähnliche Planeten außerhalb unseres Sonnensystems finden. Aber es ist das erste Mal, dass sie gleichzeitig so viele finden, die dazu noch um denselben Stern kreisen.

Michaël Gillon von der Universität im belgischen Liège und seinen Kollegen haben sieben neue Planeten entdeckt, die alle ungefähr so groß sind wie die Erde. "Alle könnten flüssiges Wasser auf ihrer Oberfläche haben - und vielleicht sogar Leben", sagte Gillon, Erstautor der Studie, die am Mittwoch (22.02.2017) in "Nature" veröffentlicht wird.

Die Planeten umkreisen den Zwergstern Trappist-1, der nur etwa ein Zehntel so groß ist wie die Sonne und ungefähr so groß wie unser Gasriese Jupiter. Trappist-1 liegt 39 Lichtjahre von uns entfernt.

Infografik

Haben wir Nachbarn da draußen?

Da Trappist-1 kleiner und kälter ist als unsere Sonne, könnte das Sonnenbaden auf seinen Planeten ziemlich unbefriedigend sein. "Wir denken, dass die Lichtmenge, die im Auge ankommt, im Vergleich zur Sonne ungefähr 200 Mal weniger ist. Es ist wie das Ende eines Sonnenuntergangs auf der Erde", sagt Co-Autor Amaury Triaud, Astronom im englischen Cambridge.

Trotzdem: Der Stern ist noch immer heller als unser Mond und es wird auf diesen Planeten sogar recht warm sein, meint Triaud. Der Stern sendet viel Infrarotlicht aus. Das können wir zwar nicht sehen, aber: "Man empfängt noch immer recht viel Energie - und das würde man auf der Haut spüren." Triaud spekuliert, dass der Himmel auf diesen Planeten in ein lachsfarbenes Licht getaucht sei.

Bis jetzt weiß allerdings noch niemand, wie die Oberfläche und das Klima auf diesen Planeten beschaffen sein könnten, und ob es da wirklich flüssiges Wasser gibt - oder sogar Leben. "Wir wissen nicht, wie Leben entstehen kann", erklärte Triaud, "wenn es in einem Ozean entsteht, und es dort einen Ozean gibt, dann stehen die Chancen gut."

Entsteht das Leben anderswo, könnte die Wahrscheinlichkeit für Leben davon abhängen, wie viel schädliche Strahlung welchen Planeten erreicht. Und darüber wissen die Forscher derzeit noch nichts.

"Aber in wenigen Jahren wissen wir mehr"

Als nächstes wollen die Forscher die Atmosphäre auf diesen Planeten untersuchen. Dafür benutzen sie das James-Webb-Weltraumteleskop, das nächstes Jahr an den Start gehen soll. Es soll nach Molekülen in der Atmosphäre der Planeten suchen.

Erdähnlicher Planet 1f um Trappist-1
Sieht es so auf dem Planeten 1f aus? Vielleicht.Bild: NASA/JPL-Caltech

Wenn die Forscher auf einem Planeten gleichzeitig Methan, Sauerstoff und Ozon finden, ist das "ein überzeugender Hinweis auf Leben", sagte Dillon. Sauerstoff alleine allerdings sei nicht aussagekräftig - "auch wenn Science Fiction-Filme das dem Zuschauer immer weismachen wollen", fügte er hinzu.

Die Studien werden so bald wie möglich beginnen. "Wir können erwarten, schon innerhalb weniger Jahre einiges mehr über die Planeten zu wissen", versprach Triaud. "Und innerhalb eines Jahrzehnts wissen wir hoffentlich auch, ob es dort draußen Leben gibt."

Erfolgreiche Suche nach Exoplaneten

Der erste Planet außerhalb unseres Sonnensystems wurde im Jahr 1992 entdeckt. Mit besseren Teleskopen wurde die Suche nach solchen Exoplaneten zunehmend einfacher - und erfolgreicher.

Forscher können Planeten detektieren, wenn diese vor ihrem Stern vorbeiziehen und dadurch eine kleine Menge Licht blockieren. Mit dieser Methode wurden im letzten Jahrzehnt bereits tausende Exoplaneten entdeckt. "Wir wissen jetzt, dass die meisten Sterne Planeten haben und dass selbst erdähnliche Planten in der bewohnbaren Zone häufig sind", sagte Astrophysikerin Barbara Ercolano von der LMU München bei einem Vortrag im November.

Ercolano schätzte zu der Zeit, dass es ungefähr eine Milliarde erdähnliche Planeten gibt, die - ausgehend von der Entfernung zu ihrem Stern - flüssiges Wasser beherbergen könnten.

Wahrscheinlich müssen wir diese bereits hohe Zahl noch mal überdenken. "Die Entdeckungen von Gillon und seinen Kooperationspartner weist darauf hin, dass solche Planeten noch viel häufiger sind als wir bisher ohnehin schon gedacht haben", schreibt Ignas Snellen vom Leidener Observatorium in den Niederlanden in "Nature" als Reaktion auf die frisch veröffentlichte Studie.

Nach Angaben der Autoren der Studie ist das übrigens das erste Mal, dass sich jemand einen Zwergplaneten wie Trappist-1 näher angesehen hat. Andere Forscher konzentrierten sich bei ihrer Suche nach Planeten immer auf größere, sonnenähnliche Sterne.

Unsere Erde - nichts Besonderes?

Schon im letzten Mai meldeten Michaël Gillon und sein Team, dass sie drei Planeten in der bewohnbaren Zone rund um Trappist-1 gefunden haben. Jetzt, nachdem sie sich ihre Daten noch genauer angesehen haben, sind es sogar sieben erdähnliche Planeten.

"Es ist also Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es noch sehr viel mehr da draußen gibt", schreibt Ignas Snellen. "Natürlich könnten die Autoren auch einfach Glück gehabt haben, aber sieben erdähnliche Planeten in so einer kleinen Probe zu finden, lässt vermuten, dass unser Sonnensystem nichts Ungewöhnliches ist."

Und selbst wenn wir dort kein Leben finden sollten, bleibt noch ein Trost: "In ein paar Milliarden Jahren, wenn die Sonne ihren Treibstoff verbrannt hat und das Sonnensystem aufgehört hat, zu existieren, wird Trappist-1 noch immer ein recht junger Stern sein", schreibt Snellen. "Er verbrennt Sauerstoff so langsam, dass er noch weitere zehn Trillionen Jahre leben wird."

Die sieben Erdgeschwister und ihre Bewohner werden also noch da sein, wenn wir alle bereits lange verschwunden sind.