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Gabriels Tränen für Flüchtlinge in Jordanien

22. September 2015

Vizekanzler Gabriel übermannt bei seinem Besuch in einem jordanischen Flüchtlingslager das Mitgefühl. Angesichts der dramatischen Lage drängt er die internationale Gemeinschaft zum Handeln. Es werde mehr Geld gebraucht.

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Wirtschaftsminister Gabriel besucht das Flüchtlingslager Saartari in Jordanien (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/B.v. Jutrczenka

"Manche Familien muss man eigentlich hier herausholen. Es gibt keine Chance für die, hier am Leben zu bleiben", gestand Sigmar Gabriel bei seinem Besuch in dem Flüchtlingslager Zaatari in Jordanien ein. Der Vizekanzler war sichtlich bewegt von dem Schicksal einer syrischen Familie. Diese war im vergangenen Sommer vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat geflohen und suchte in der Container-Siedlung in Jordanien Schutz.

Gabriel: "Let's try"

Eine Viertelstunde sprach Gabriel mit der sechsköpfigen Familie. Der Vater hatte in der Provinz Daraa bei einem Raketeneinschlag einen Unterschenkel verloren, einer seiner Söhne beide Beine, ein Auge und vier Finger. Mit Tränen in den Augen verkündete Gabriel im Anschluss an das Gespräch, er wolle gemeinsam mit der UN-Flüchtlingshilfe klären, ob man die Familie nach Deutschland holen kann. "Let's try. Wir werden versuchen, Hilfe zu organisieren." Versprechen könne er natürlich nichts.

Jordanien zählt neben der Türkei und dem Libanon zu den Hauptaufnahmeländern für Flüchtlinge aus Syrien. Das Königreich hat nach Angaben der Vereinten Nationen seit Beginn des Bürgerkriegs 630.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen.

Zaatari Flüchtlingslager in Jordanien (Foto: AFP/Getty Images)
Acht Kilometer von der syrisch-jordanischen Grenze entfernt liegt die größte Zeltstadt des Nahen OstensBild: Getty Images/AFP/K. Mazraawi

Notstand und Überforderung

In dem Flüchtlingslager in Zaatari ist die Lage mehr als dramatisch. Die ursprünglich für 25.000 Hilfesuchende geplante Siedlung beherbergt inzwischen rund 80.000 Menschen, die vor allem vor dem Bürgerkrieg im benachbarten Syrien geflohen sind.

Wegen der Überlastung und aufgrund finanzieller Engpässe mussten Krankenhäuser geschlossen werden. Die UN war darüber hinaus gezwungen, ihre Hilfe drastisch einzuschränken. In der Folge konnten nicht mehr alle Flüchtlinge ausreichend mit Wasser und Nahrung versorgt werden. Die Zahlen sind besorgniserregend: "Die Nahrungshilfe für über 200.000 Menschen musste eingestellt werden", betonte Gabriel.

Mehr Geld für Flüchtlinge

Der Wirtschaftsminister forderte speziell die USA auf, mehr Geld für das unterfinanzierte Hilfsprogramm der UN bereit zu stellen. "Die USA sind nicht unmaßgeblich Mitverursacher der Flüchtlingskrisen hier, beispielsweise im Irak." Die Europäische Union wolle 1,5 Milliarden Euro beisteuern.

Während seiner Jordanienreise will Gabriel auch König Abdullah II. treffen, um die Lage in den großen Flüchtlingslagern des Landes zu besprechen. Er will bei dem Monarchen außerdem für eine internationale Offensive werben, den syrischen Bürgerkrieg mit diplomatischen Mitteln zu lösen.

nin/kle (dpa, afp, rtr)