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Freude über EM-Zuschlag

27. September 2018

Nach der erfolgreichen deutschen EM-Bewerbung erntet der DFB Lob und Glückwünsche aus Sport und Politik. Sportrechtsexpertin Sylvia Schenk nimmt die Organisatoren in die Pflicht und türkische Stimmen äußern Bedauern.

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Deutschland Bundeskanzlerin Angela Merkel CDU lacht
Bild: imago/photothek/T. Imox

Die Fußball-Europameisterschaft 2024 findet in Deutschland statt. Nach der WM 2006 geht damit wieder ein großes Turnier in das Land des mitgliederstärksten Fußballverbands der Welt. "Das ist ein gutes Signal", freute sich Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff nach der Entscheidung des UEFA-Exekutivkomitees. "Neben einer guten Organisation ist es unser Anspruch, eine gute Mannschaft zu präsentieren", sagte er.

Bundestrainer Joachim Löw ergänzte: "So ein Turnier ist außergewöhnlich für ein Land. Die Spannung war zu spüren, wir waren sehr aufgeregt. Jetzt sind wir sehr glücklich. Wir werden alles tun, um eine großartige EM auszurichten." Löw war 2006 bei der Heim-WM als Co-Trainer des damaligen Teamchefs Jürgen Klinsmann Teil der deutschen WM-Mannschaft.

Maas: "Toleranz, für Freiheit und Respekt"

Positive Reaktionen gab es auch aus der Politik: "Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Bewerbung!", schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Wir freuen uns auf spannende Spiele bei der EM 2024 und auf den Besuch von Fans aus ganz Europa." Auf ein "großes und friedliches Fußballfest" freut sich Bundesinnenminister Horst Seehofer, der die Vergabe als tollen Erfolg "für den Deutschen Fußball-Bund und ganz Sportdeutschland" bezeichnete. Die deutsche Bewerbung habe mit ihrem weltoffenen und verlässlichen Ansatz überzeugt, so Seehofer.

Deutschland Bundesaussenminister Heiko Maas
Außenminister Heiko MaasBild: imago/photothek/I. Kjer

Bundesaußenminister Heiko Maas dankte allen zukünftigen EM-Städten für die "großartige Bewerbung". Die EURO werde "die Gelegenheit sein, zu zeigen, wofür wir in Deutschland einstehen: Für Weltoffenheit und Toleranz, für Freiheit und Respekt", so Maas. "Wir sollten die Europameisterschaft gemeinsam zu einem Turnier für alle Europäer machen", sagte der SPD-Politiker, der sich besonders darüber freute, "dass der DFB die Europameisterschaft zum Anlass nimmt, um als einer der ersten nationalen Fußballverbände eine Menschenrechtsstrategie in seine Satzung aufzunehmen".

Erdogan verfolgt EM-Vergabe in Berlin

Versöhnlich nahm der deutsch-türkische AKP-Abgeordnete und Erdogan-Vertraute Mustafa Yeneroglu die EM-Absage an die Türkei auf. "Schade, dass es diesmal für die Türkei nicht geklappt hat", twitterte er. "Nach drei erfolglosen Bewerbungen wäre die Türkei diesmal ein schöner Ort für die EURO 2024 gewesen. Aber ich freue mich auch für Deutschland."

Der türkische Staatspräsident selbst verfolgte die Entscheidung des UEFA-Exekutivkomitees während seines Staatsbesuchs in Berlin am Fernseher. Am Nachmittag traf er sich zu Gesprächen mit türkischen Organisationen in der Botschaft und im Hotel Adlon. Eine offizielle Reaktion Erdogans gab es bislang nicht.

Türkischer Jugend- und Sportminister Mehmet Muharrem Kasapoglu
Verständliche Trauer: Mehmet Kasapoglu, Sportminister der TürkeiBild: picture-alliance

"Dass die UEFA trotz all unserer Stärken die EM nicht an unser Land vergeben hat, ist eine traurige Situation - für die UEFA und die EURO 2024", sagte der türkische Sportminister Mehmet Kasapoglu mit einigem Trotz. Eine Austragung in der Türkei wäre eine "Win-Win-Situation" gewesen, so der Minister, der "die hohen Qualitätsstandards" des Landes hervorhob. Die Türkei habe durch die Entscheidung pro Deutschland indes "nichts verloren".

Die türkischen Medien wie die Tageszeitung Hürriyet oder Sportseiten wie TRT Spor, Fanatik oder Fotomac reagierten zunächst relativ zurückhaltend auf die Entscheidung aus Nyon - vereinzelt wurde die UEFA allerdings angegriffen und als nicht aufrichtig bezeichnet. Sie habe "den Rassismus gegen Mesut Özil und Ilkay Gündogan ignoriert", schrieb etwa Hürriyet. Dieses Thema hatten auch die türkischen Bewerber vor der Entscheidung bereits zu nutzen versucht.

Zuspruch von DFL und DOSB

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert freute sich darüber, "dass Fußball-Deutschland die Gastgeberrolle für die EM 2024 einnimmt". Die Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga hätten ebenso wie die DFL diese erfolgreiche Bewerbung mitgetragen, so Seifert. "Mit der hervorragenden Stadion-Infrastruktur werden die zehn Spielorte eine tolle Bühne für das Turnier bieten."

"Heute ist ein guter Tag für den deutschen Fußball. Wir alle haben die Bilder und Emotionen von 2006 noch lebhaft im Gedächtnis und freuen uns auf ein weiteres internationale Fußball-Großereignis im eigenen Land", sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball und prophezeite: "Die EM 2024 wird viele Menschen für unseren Sport begeistern - in Deutschland und weit darüber hinaus."

DOSB-Präsident Alfons Hörmann
DOSB-Präsident Alfons Hörmann glaubt an einen positiven Effekt der EM für den gesamten deutschen SportBild: picture-alliance/dpa/M. Gambarini

"Ganz Sportdeutschland gratuliert dem DFB. Das schafft faszinierende mittelfristige Perspektiven und wird auch weit über den Fußball hinaus wirken", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. "Wir freuen uns sehr, dass die Fußball-EM 2024 für Deutschland erneut die Gelegenheit bietet, sich als weltoffener und hervorragender Gastgeber zu präsentieren. Die Fans aus ganz Europa werden sicher wieder ein großes Fest feiern."

Forderungen von Korruptionsgegnern

Die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland hat den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die deutsche Politik aufgefordert, die Ausrichtung der EM 2024 als Chance und Verpflichtung zu sehen. "Der DFB und die deutsche Politik müssen jetzt zeigen, wie ein solches Turnier in Bezug auf die vielfältigen Themen Anti-Korruption, Transparenz, Menschenrechte, Diversität, Anti-Doping und manipulationsfreien Sport vorbildlich ausgetragen werden kann", sagte Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport.

Durch die EM bestehe die Chance, "diese Werte im Bewusstsein der Bevölkerung zu stärken - und international eine Vorbildfunktion zu entfalten. Neben dem DFB ist die deutsche Politik auf allen Ebenen, vor allem aber in den zehn Spielorten, gefordert", sagte Schenk.

Die UEFA hatte in der Ausschreibung erstmals auch Anforderungen an die Achtung von Menschenrechten entsprechend der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und an Anti-Korruption gestellt.

asz/to (sid, dpa)