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Grüne Landwirtschaft in Guatemala

Helle Jeppesen26. Oktober 2013

Weltweit werden Wälder gerodet, um Platz für die Landwirtschaft zu schaffen. Doch in Mittelamerika gibt es Beispiele, wie ländliche Entwicklung und schonende Landwirtschaft Wälder schützen.

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Blick über den Regenwald von der Spitze einer Maya-Pyramide. Die zentralen Tempelanlagen von Tikal sind teilweise vom Regenwald freigelegt worden und strecken sich über 16 Quadratkilometer (Foto: Helle Jeppesen)
Bild: DW/H. Jeppesen

Wer über die nördlichste Provinz Guatemalas - El Petén - fliegt, sieht, wie sich große Weideflächen in den Regenwald hineinfressen. Das ist in Europa ganz anders, wo die Felder wie die Vierecke eines Schachbretts aufgeteilt sind, die Flächen immer kleiner werden und industrielle Landwirtschaft mit teuren Maschinen betrieben wird. Knapp 100 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Flores schließt sich der Wald dann wieder zu einem grünen Teppich, aus dem an einigen Stellen ein Maya-Tempel oder eine Siedlung hervorschaut. Hier bewirtschaften lokale Gemeinschaften und Kooperativen den Wald.

Obwohl sie keine industrielle Landwirtschaft betreiben, können die Menschen in El Petén von dem leben, was das Land hergibt. Auf kleinen Parzellen wird Gemüse wie Mais, Bohnen, Kartoffeln und Tomaten für den Eigenbedarf angebaut. Für ein Einkommen sorgt der Wald, der Tropenholz und andere Exportprodukte wie die Gewürzpflanze Kardamom liefert. Die Bewohner dieser Region bewirtschaften den Wald nachhaltig: Schließlich wollen sie nicht den Lebensraum roden, der ihre Existenz sichert.

Komplexe Landwirtschaft statt Monokulturen

Doch das ist weltweit eher die Ausnahme: Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) werden jedes Jahr 13 Millionen Hektar Wald gerodet, meist um Platz für riesige Felder mit Monokulturen oder für Weideland zu schaffen.

"Die industrielle Landwirtschaft ist weltweit der größte Faktor, wenn Wälder vernichtet werden", betont Jeff Campbell, Direktor der Wald- und Farmerinitiative (Forest & Farm Facility) der FAO.

Luftaufnahme der American Farm School in Thessaloniki. Seit der Finanzkrise, steigt das Interesse an landwirtschaftlichen Berufen in Griechenland. (Foto: American Farm School)
So sieht industrielle Landwirtschaft von oben aus: Die American Farm School in Thessaloniki, GriechenlandBild: American Farm School

"Lange hat man angenommen, dass wir immer einfachere Systeme bräuchten, um mehr Nahrungsmittel zu produzieren", sagt Jeff Campbell - also große Flächen, auf denen vor allem ein einziger Rohstoff angebaut wird. "Doch die Gemeinschaften, die in Waldgebieten leben, haben gezeigt, dass die beste Strategie Komplexität ist."

Erfolgreicher Weg indigener Völker

Deshalb hat die FAO zusammen mit dem Internationalen Institut für Umwelt und Entwicklung, IIED, und mit der internationalen Union für Umweltschutz, IUCN, die Wald- und Farmerinitiative gegründet. Ziel ist es, indigene Völker, lokale Kleinbauern und Frauen in der traditionellen Landwirtschaft zu unterstützen und ihre Rechte zu stärken.

"In den vergangenen 30 Jahren hat man erkannt, dass indigene Völker, lokale Gemeinschaften und Kleinbauern erfolgreich den Wald und seine Ressourcen nutzen“, sagt Campbell. "Sie verwalten den Wald als Treuhänder". Die Kooperativen und Gemeinden in Mittelamerika seien ein gelungenes Beispiel dafür.

Manche Gemeinden in Mittelamerika haben inzwischen die Nutzungsrechte für einen bestimmten Anteil Land dauerhaft bekommen. In anderen Fälle laufen die Konzessionen über 25 Jahre oder länger. So ist es in El Petén in Guatemala, wo Kooperativen die Landrechte für die Wälder auf Zeit bekommen haben.

Frauen bei der Herstellung von Holzspielzeug in der Werkstatt in San Andrés. Mit der Spielzeugherstellung sind neue Jobs für Frauen entstanden. (Foto: Helle Jeppesen)
Holzprodukte in Guatemala: Frauen stellen Spielzeug herBild: DW/H. Jeppesen

Effektiv und preiswert gegen Klimawandel

David Kaimowitz leitet bei der US-amerikanischen Ford Foundation die Abteilung für nachhaltige Entwicklung und ist von den Kooperativen in Mittelamerika beeindruckt. "Sowohl in Mexiko als auch in Mittelamerika haben wir gesehen, dass diese Gemeinschaften von den natürlichen Rohstoffen leben und dass sie gleichzeitig ein Teil des natürlichen Ökosystems sind, in dem sie leben“.

Genau solche Beispiele seien Modelle für die Zukunft, sagt der Agrarökonom. Als Voraussetzung nennt er langfristige Konzessionen und Nutzungsrechte, die auch den Gemeinschaften eine Langzeitplanung ermöglichen.

"Wir reden nicht davon, dass wir den Planeten zwei, drei oder fünf Jahre lang schützen müssen, sondern wir müssen die Erde so lange schützen, wie wir selber hier leben wollen". Deswegen, so Kaimowitz, unterstütze die Ford Foundation die lokalen Initiativen in Mittelamerika. "Diese Wald-Kooperativen gehören zu den effektivsten und kosteneffizientesten Möglichkeiten, den Klimawandel und die globale Erwärmung zu bekämpfen“.