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Hans-Ulrich Wehler gestorben

7. Juli 2014

Wehler war einer der einflussreichsten Historiker der deutschen Nachkriegsgeschichte. Immer wieder beteiligte er sich auch an öffentlichen Debatten. Jetzt ist er im Alter von 82 Jahren gestorben.

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Hans-Ulrich Wehler
Bild: picture-alliance/dpa

Seine fünfbändige "Deutsche Gesellschaftsgeschichte" gilt heute als Standardwerk. In ihr untersuchte Wehler die deutsche Geschichte des Zeitraums von 1700 bis zum Ende des 2. Jahrtausends. Der Historiker wertete dabei die Bedeutung von einzelnen Personen als weniger entscheidend an als soziale und gesellschaftliche Entwicklungen. Mit dieser Neuorientierung historischer Forschung übte Wehler großen Einfluss auf die deutsche aber auch die internationale Historikerzunft aus.

Mitbegründer der Bielefelder Schule

Wehler wurde 1931 in Freudenberg bei Siegen geboren, studierte Geschichte in Köln, Bonn und in den USA. Er promovierte mit einer Arbeit über "Sozialdemokratie und Nationalstaat". Schon mit seiner Habilitationsschrift über amerikanischen Imperialismus löste er Debatten aus, sie wurde 1964 abgelehnt. Erst seine zweite Habilitation wurde angenommen. Nach einer ersten Professur in Köln lehrte Wehler von 1971 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1996 in Bielefeld. Dort gehörte er zu den Gründungsvätern der sogenannten "Bielefelder Schule", die die Geschichte in einen stärkeren sozialwissenschaftlichen Zusammenhang stellte.

Öffentliche Debatte: Historikerstreit

Mit seinen Büchern übte der Historiker großen Einfluss aus und prägte das Verständnis von Geschichte in der Bundesrepublik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachhaltig. Darüberhinaus beteiligte er sich auch immer wieder an gesellschaftlichen Debatten. So war Wehler einer der Hauptakteure des sogenannten Historikerstreits Mitte der 1980er Jahre. In der vor allem in den Feuilletons ausgetragenen Debatte ging es im Kern um die Bewertung und Gleichstellung von Faschismus und Stalinismus. Diese Debatte hatte der Historiker Ernst Nolte angestoßen. Wehler gehörte zu den Historikern, die sich gegen Noltes Geschichtsauffassung stellten.

Stellungnahme zur Integration

In den letzten Jahren äußerte sich Hans-Ulrich Wehler auch immer wieder zum Thema Integration. Dabei kritisierte er unter anderem die seiner Meinung nach mangelnde Integrationsbereitschaft der türkischstämmigen Bevölkerung in Deutschland.

Wehler wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Auch in den USA war er tätig und mehrfach mit Gastprofessuren beauftragt. Wie jetzt bekannt wurde, starb Hans-Ulrich Wehler am Samstag im Alter von 82 Jahren in Bielefeld.

Jk/se (dpa)